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Informationsdienst Gentechnik - 16.07.2012 

USA: Monsanto bastelt sich eigene Gesetze

Erfüllt der US-Kongress Monsantos Wunsch nach schnellerer Zulassung von 
Gentechnik?

Im Abgeordnetenhaus der USA wird derzeit ein neues Agrargesetz debattiert. 
Diese Gelegenheit zur Einflussnahme versucht der Agrochemiekonzern Monsanto zu 
nutzen. Das Unternehmen hat nun, dank gewogener Abgeordneter wie dem 
Republikaner Jack Kingston, dem Vorsitzenden des Agrarausschusses, eigene 
Formulierungen im Gesetzentwurf untergebracht. Damit soll die Zulassung 
gentechnisch veränderter Pflanzen beschleunigt werden. Risikobewertungen würden 
nur noch in sehr geringem Umfang durchgeführt.

Zwar hat das Landwirtschaftsministerium in Washington ohnehin noch keiner 
Gentechpflanze die Genehmigung verweigert. Doch öffentliche und rechtliche 
Widerstände haben den Prozess aus Sicht der Konzerne, die ihr Geld mit 
Agrogentechnik und Pestiziden verdienen, zu langwierig gemacht. Der neue 
Gesetzentwurf sieht daher vor, dass eine Zulassung automatisch nach spätestens 
18 Monaten vergeben wird, wenn vorher keine Einigung erzielt werden kann. Auch 
womögliche Umweltschäden würden nicht mehr berücksichtigt.

Kritische Stimmen sprachen von einem "Freischein" für die Industrie. Die 
Prüfung gentechnisch veränderter Organismen durch das Ministerium verkäme so zu 
einer "Farce". Auch Vertreter der verarbeitenden Lebensmittelbranche zeigten 
sich besorgt.

Bloomberg: House Panel Advances Bill That Accelerates Biotech Crop Reviews
http://www.bloomberg.com/news/2012-07-12/house-panel-advances-bill-that-accelerates-biotech-crop-reviews.html

Organic Consumers Association: No Free Pass for Monsanto!
http://www.organicconsumers.org/articles/article_25809.cfm


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http://www.taz.de/!97203/

taz - 12.07.2012

Gentechnik kapituliert vor Käfer

Don't mess with god

Eigentlich sollte genveränderter Monsanto-Mais nicht vom Maiswurzelbohrer 
befallen werden. Doch der Schädling hat Resistenzen entwickelt

Von Dorothea Hahn

WASHINGTON taz | Der 1-Milliarde-Dollar-Käfer ist zurück: In mindestens vier 
Staaten der USA fressen sich Larven des Maiswurzelbohrers wieder durch die 
Wurzeln von Maispflanzen aus den Laboren von Monsanto. Nur neun Jahre nach der 
Markteinführung der transgenen Maissorte MON 863 haben die Schädlinge eine 
Resistenz gegen das von der Pflanze produzierte Gift entwickelt.

Der Westliche Maiswurzelbohrer, der im erwachsenen Zustand 3 Millimeter groß 
wird, ist der Albtraum eines jeden Maisbauern. Als Larven zerstören die Tiere 
die Wurzeln der Maispflanzen, wodurch die Pflanzen austrocknen und abbrechen. 
Die ausgewachsenen Käfer fressen an den Blättern und an den Härchen des 
Maiskolben weiter. Die Schäden durch Ernteausfälle und die Kosten für 
Insektizide betrugen in manchen Jahren 1 Milliarde Dollar.

Dagegen hatte Monsanto den Bauern Abhilfe versprochen. Seine Maissorte, in die 
ein Gen der Bakterie Bacillus thuringiensis eingebaut ist, produziert ein 
giftiges Protein namens Cry3Bb1, das die Insekten bekämpfen soll. Dadurch soll 
der Einsatz von Pflanzengiften überflüssig werden und der Ertrag steigen.

Für Monsanto war MON 863 ein Erfolg: Nach Angaben des Konzerns ist der 
giftproduzierende Mais im vergangenen Jahr auf rund 15 Millionen Hektar Mais 
angebaut worden. Die überwiegend für Treibstoff und als Viehfutter genutzte 
Maisproduktion der USA stammt inzwischen zu 94 Prozent aus genmanipulierten 
Pflanzen - darunter eine Mehrzahl aus dem Hause Monsanto.

Versagen der Wirksamkeit

Vor einem Versagen der Wirksamkeit warnte als Erstes die Iowa State University: 
Im vergangenen Jahr berichtete sie, dass Maiswurzelbohrer Resistenzen gegen den 
Monsanto-Mais entwickelt haben. In diesem Jahr sind die Schädlinge noch stärker 
aufgetaucht - und zugleich einen Monat früher als zuvor: in Illinois, in Iowa, 
in Nebraska und in Minnesota.

Im Cass County, 320 Kilometer südwestlich von Chicago, fand Insektenforscher 
Michael Gray schon Anfang Juni eine "enorme Zahl" von Schädlingen im transgenen 
Mais. Auf Anfrage der taz äußerte sich Monsanto nicht zu den Resistenzen. 
Gegenüber Bloomberg-News erklärte eine Sprecherin des Konzerns, es handele sich 
um eine "einzigartige Situation, in der die umgebenden Felder wenig oder gar 
keinen Schaden haben".

Sie wies auch darauf hin, dass "weniger als 0,2 Prozent" der mit dem transgenen 
Mais bebauten Fläche befallen seien. Doch Fachleute befürchten, dass die 
Resistenz weiter wachsen wird. Dafür sind die Bauern mitverantwortlich. Die 
Resistenzen sind in Anbaugebieten aufgetaucht, wo "ziemlich genau das geschah, 
was vermieden werden sollte", sagt der auf Maiswurzelbohrer spezialisierte 
Insektenforscher Joe Spencer von der Universität Illinois.

Die Bauern haben jahrelang immer wieder ausschließlich Mais auf ihren Feldern 
angebaut, statt ihn mit anderen Pflanzen zu alternieren, um den Lebenszyklus 
von Maiswurzelbohrern zu unterbrechen. Joe Spencer vermutet auch, dass Bauern 
an der Größe der "Refugien" in ihren Feldern gespart haben könnten. Diese 
Flächen mit konventionellem Mais inmitten von Feldern mit transgenem Mais sind 
nötig, damit genügend herkömmliche Maiswurzelbohrer überleben.

Kein Weg zurück

Diese sollen sich mit resistent gewordenen Tieren fortpflanzen, um so generelle 
Resistenz zu verhindern. Denn wenn eine Resistenz erst einmal etabliert ist, 
gibt es keinen Weg zurück. So sind heutige Generationen von Maiswurzelbohrern 
immer noch resistent gegen Insektizide, die längst nicht mehr eingesetzt werden.

Ursprünglich hatte die Umweltbehörde EPA verlangt, dass 20 Prozent der 
Anbaufläche für Refugien reserviert werden. Doch in diesem Frühjahr erklärte 
das Journal of Economic Entomology, dass sie 50 Prozent der Anbaufläche 
betragen müssen. Denn der Maiswurzelbohrer habe "im Labor, im Treibhaus und auf 
dem Feld schnell Resistenzen entwickelt".

Monsanto hat sich die 50-Prozent-Empfehlung bereits zu eigen gemacht. 
Zusätzlich rät der Konzern den Maisbauern auf seiner Webseite, dass sie eine 
Rotation mit anderen Feldfrüchten praktizieren oder zusätzlich zu dem 
transgenen Mais wieder Insektizide benutzen sollen. Für Monsanto wäre beides 
kein Verlust: Sowohl das Ersatzsaatgut als auch die Insektizide hat der Konzern 
im Sortiment.

Artikel zum Thema
Imker ohne Schutz vor Gentechnik: Getunter Blütenstaub bleibt kleben
http://www.taz.de/!90674/
Freisetzung veränderter Pflanzen: Gentechsoja auf EU-Feldern
http://www.taz.de/!96074/
Wissenschaftler über Gentechnik: "Soja erhöht das Allergierisiko"
http://www.taz.de/!96991/

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