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taz - 13.07.2012

WWF-kritisches Buch

Der Panda-Streit geht weiter

Fast haben sich die Naturschutzorganisation und der Verlag in der 
Auseinandersetzung um ein kritisches Buch geeinigt. Doch dann gibt es Ärger und 
man setzt die Gespräche aus

Von Sebastian Erb

BERLIN taz | Auf dem Titel des Buches ist eine Erdkugel abgebildet, die eine 
Hälfte blüht und gedeiht, die andere ist kahl und zerstört. Auch ein Panda ist 
vorne drauf, er sieht traurig aus. Um die Titelgestaltung des "Schwarzbuch WWF" 
gibt es keinen Streit, aber um vieles von dem, was auf den 256 Seiten folgt. 
Schon seit Monaten. Am Freitag sah es danach aus, dass sich die 
Naturschutzorganisation und der Verlag geeinigt hätten. Doch kurz vor 
Unterzeichnung der außergerichtlichen Einigung kam es zum Krach. Die Gespräche 
wurden vertagt.

Je nach Sichtweise lag es an einer "fragwürdigen Informationspolitik des WWF" 
(so der Verlag) oder an einer "etwas dünnhäutigen Reaktion des Verlags" (so der 
WWF).

Der WWF verschickte am Freitag vorab eine ausführliche Pressemitteilung an 
Redaktionen - ausdrücklich noch nicht zur Veröffentlichung. Die Journalisten 
sollten sich schon eimal einlesen können, damit sie gleich berichten können, 
wenn die Einigung endgültig besiegelt ist. Random House bekam Wind davon und 
reagierte verärgert.

"Mit großer Verwunderung"

Der Streit sei mitnichten beigelegt, verkündete eine Verlagssprecherin eilig 
per Pressemitteilung. Man nehme es "mit großer Verwunderung zur Kenntnis", dass 
der WWF bereits eine Presseinformation versandt habe, "in der von einer 
Einigung die Rede ist". In der Sache selbst sei man sich einig gewesen, 
bestätigt der Justiziar des Verlages, Rainer Dresen. In der Tat habe man 
vorgehabt, am Nachmittag die Vereinbarung zu unterzeichnen.

Es geht um mehr als 20 Stellen, die geändert werden sollten, einige Passagen 
auch ganz gestrichen. Die Änderungen sollten für die nächste, die 3. Auflage 
des Buches gelten. Huismann, so sah es die nun geplatze Einigung laut WWF vor, 
darf nun nicht weiter behaupten, dass es eine "Kooperation" mit Unternehmen 
ist, wenn der WWF mit Konzernen an einem "runden Tisch" sitzt. Keine 
"Kooperation" also mit dem Gentechnik-Konzern Monsanto, keine "Kooperation" und 
auch kein Geld vom umstrittenen Palmölproduzenten Wilmar. Änderungen auch bei 
den Themen Waldschutz oder Zusammenarbeit mit indigenen Organisationen.

Der Autor und Filmemacher Wilfried Huismann geht in seinem Buch hart mit dem 
WWF ins Gericht. Er wirft dem WWF eine Nähe zur Industrie vor und beschreibt, 
wie die Organisation sich auch an ökologisch umstrittenen Projekten beteilige. 
Die Umweltschützer, so die Kritik, förderten indirekt Umweltzerstörung. 
Huismann hatte stets betont, alle Aussagen auch belegen zu können. Noch bevor 
es zu einer Gerichtsverhandlung kam, nahmen viele große Händler das Buch auf 
Drängen des WWF aus dem Sortiment.

Keine Seite im Recht

Als sich beide Seiten am 15. Juni zur mündlichen Verhandlung vor dem 
Landgericht Köln trafen, kam in einem Punkt bereits ein Vergleich zu Stande: 
Die Aussage einer bestimmten WWF-Vertreterin durfte in der zweiten Auflage 
nicht wiederholt werden. Zu den übrigen Punkten ließ das Gericht durchblicken, 
dass keine Seite vollständig Recht bekommen würde - und empfahl eine gütliche 
Einigung.

Die stand nun also kurz bevor, als die Verlagsleute Wind von der Aussage 
bekamen, mit der sich Marco Vollmar, Mitglied der Geschäftsleitung des WWF 
Deutschland, in der Pressemitteilung zitieren ließ. Auch nach den vereinbarten 
Änderungen zeichne der Buchautor "ein Zerrbild aus falschen Aussagen, 
Diffamierungen und Übertreibungen", so Vollmar.

Das wollte Random House nicht auf sich sitzen lassen. Man sei dem WWF doch 
schon weit entgegengekommen, schimpft Dresen, weit über die ursprünglichen 
Forderungen hinaus: "Dieser Versuch, den Streit wenn nicht juristisch, so auf 
diese Weise publizistisch gewinnen zu wollen, ist unlauter." Gebe es im Buch 
Falschaussagen und Diffamierungen, wären die doch vom Gericht kurzerhand 
verboten worden, argumentiert der Verlag.

"Diffamierung" als streitbarer Begriff

WWF-Sprecher Jörn Ehlers zeigte sich am Freitagabend verwundert darüber, dass 
der Verlag die Aussage des WWF-Vertreters nicht aushalte. Dann versuchte er, 
die Sache etwas herunter zu kühlen. Über das Wort "Diffamierung" könne man 
vielleicht streiten. 

Auf gewisse Weise haben beide Seiten bislang auch von dem Streit profitiert. 
Von dem Buch wurde laut Verlag eine Anzahl "im niederen fünfstelligen Bereich" 
verkauft. Sicherlich mehr als wenn es keinen Rechtsstreit gegeben hätte, heißt 
es bei Random House. Auch der WWF hat nach eigener Aussage nicht unter der 
negativen Darstellung gelitten, zumindest was die Zahl seiner Förderer angeht. 
Unterm Strich habe man sogar Unterstützer hinzugewinnen können, teilte die 
Organisation mit.

"Der Ball liegt jetzt beim WWF", so Verlagsjustiziar Dresen. Man werde in der 
nächsten Woche mit der Gegenseite über die "Unterstellungen" sprechen. "Ich 
gehe davon aus, dass wir uns in der kommenden Woche endgültig einigen", sagte 
WWF-Sprecher Ehlers. Wenn das nicht klappt, ist wieder das Landgericht Köln an 
der Reihe. Denn die von ihm gesetzte Frist für eine außergerichtliche Einigung 
endet am 20. Juli.

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