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taz - 17.07.2012

Energie-Aktivisten im Blick

Organisatoren des Lausitzer Klimacamps werfen der Polizei 
Einschüchterungsversuche vor. Mehr als 300 Teilnehmer erwartet

Eine übliche Methode der Stasi in der DDR ging so: Kurz vor dem Kirchentag mal 
eben bei den Mitgliedern der Vorbereitungsgruppe "Umwelt" vorbeischauen. Damit 
wollte die Staatsmacht ausdrücken: "Wir haben euch und eure subversiven 
Aktionen im Blick." Offenbar sind diese Vorgehensweisen noch nicht 
Vergangenheit: Wie am Montag bekannt wurde, besuchte die Polizei in der 
vergangenen Woche zwei Familien im brandenburgischen Jänschwalde, die das 
Lausitzer Klimacamp vom 11. bis 19. August unterstützen. "Die Polizei konnte 
keine juristisch stichhaltigen Gründe für ihr Vorgehen vortragen", erklärte 
Christina Eichberger von der Vorbereitungsgruppe Lausitzcamp.

In Jänschwalde steht das zweitgrößte Braunkohlekraftwerk Deutschlands, 
Brandenburg hat wegen seiner Braunkohleverstromung einen deutlich höheren 
Treibhausgas-Ausstoß als die USA: 26 Tonnen pro Kopf und Jahr. Und trotz 
Energiewende und ausgerufenem Klimaschutz soll das so weitergehen.

Dagegen regt sich zunehmend Widerstand und der - so der Vorwurf der 
Vorbereitungsgruppe - solle durch Aktionen wie jene vergangene Woche 
unterbunden werden. "Dass Menschen eingeschüchtert werden sollen, nur weil sie 
politisch Aktive beherbergen, erinnert an dunkle Zeiten der Geschichte", sagte 
Eichberger der taz. Zumal sich die Polizei Vattenfall zum Büttel von Vattenfall 
mache: "Die Beamten begründeten ihre Hausbesuche damit, dass ,das Kraftwerk 
besorgt' sei". Vattenfall befürchte "Störungen" durch den Anti-Kohle-Protest, 
hätte ein Polizist als Begründung für den Hausbesuch angegeben.

Zum Klimacamp nach Jänschwalde waren im vergangenen Jahr 250 
Anti-Kohle-Aktivisten angereist. Sie hatten damals in Potsdam und Cottbus Büros 
der SPD und Linkspartei besetzt. Zum Abschluss des Camps waren etwa 300 
Demonstranten durch Cottbus gezogen. Christina Eichberger geht in diesem Jahr 
von einer größeren Beteiligung aus. "Das liegt am nun beschlossenen 
CCS-Gesetz." Die unterirdische Endlagerung von Kohlendioxid, die von der 
Landesregierung vorangetrieben werde, haben den Protest verstärkt. Vattenfall 
betreibt am Standort "Schwarze Pumpe" bereits eine CCS-Pilotanlage, in 
Jänschwalde soll nun ein Demonstrationskraftwerk folgen. Die Treibhausgase 
sollen dabei abgetrennt und unterirdisch verpresst werden.

Die Polizei bestätigte zwei Hausbesuche und sprach von "ganz normaler 
polizeilicher Arbeit". Ines Filohn, Sprecherin der Polizeidirektion Süd in 
Cottbus, sagte der taz: "In einem Fall hat sich die Person im Internet als 
Organisator des Klimacamps dargestellt." Die Beamten hätten ihn auf seine 
Pflichten hingewiesen, "etwa die Sanitärauflagen". Der zweite Hausbesuch habe 
sich als Irrtum erwiesen. Die Sprecherin: "Die Person erklärte, mit Vattenfall 
sogar Geschäfte zu machen." NICK REIMER

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