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Telepolis - 13.08.2012

Eine Frage des Einkommens

Macht Energieeffizienz nur den Mehrkonsum erschwinglich?

Matthias Brake 

Energiesparlampen, Passivhäuser, A+++-Kühlschränke etc. - bringen sie am Ende 
wirklich Energieeinsparung oder machen sie nur den Mehrkonsum durch hellere 
Räume, höhere Raumtemperaturen auf größeren Wohnflächen und noch größere 
Kühlschränke erschwinglich und konterkarieren so das ursprüngliche Ziel der 
Effizienz?

Die Zeitschrift et [1] nennt als Beispiel für Langzeiterfahrungen mit 
Effizienzmaßnahmen den US-Bundesstaat Kalifornien mit seiner 
Energieeffizienzpolitik seit den 1970er Jahren. Dort ist der 
Pro-Kopf-Stromverbrauch im Gegensatz zu den anderen Bundesstaaten seit 1974 
konstant geblieben; und das einschließlich aller Rebound-Effekte (Mehrverbrauch 
als Folge von Effizienzerfolgen).

Gegner der Energieeffizienzförderung und Klimaskeptiker behaupten dagegen 
gerne, dass Energieeffizienz letztendlich keine Vermeidung von Klimagasen und 
aufgrund der Rebound-Effekte auch kaum etwas an Energieeinsparung bringe und 
stattdessen zu einem Ausbremsen des Wirtschaftswachstums führen würde. In 
diesem Sinne verhinderte [2] die deutsche Delegation innerhalb der EU die 
Festsetzung wirksamer Effizienziele. Dabei müssten einige makroökonomische 
Effekte der Energieeffizienz [3] doch gerade im Sinne dieser 
Wirtschaftsapologeten sein. Denn höhere Produktivität kann zu höherem 
Wirtschaftswachstum beitragen und sinkender Verbrauch vermindert die 
Energiepreise.

Messungen direkt bei Verbrauchern ergaben, dass die Reboundeffekte für 
Raumheizung und -kühlung, für effiziente Fahrzeuge und Beleuchtung zwischen 0 
und 30 % der durch effiziente Technik erreichten Energieeinsparung liegen. 
Auffällig dabei ist, dass das einkommensabhängig ist. Denn je höher das 
Einkommen ist, desto höher ist auch schon der bisherige Komfortlevel - und 
desto geringer erwiesen sich die Rebound-Effekte.

Das legt nahe, dass Energieeffizienz in bisher sparsamen und "energiearmen" 
Haushalten zunächst für mehr Komfort verbraucht wird, bis ein als ausreichend 
empfundener Komfortlevel erreicht ist. Je nach Studie wird dieser Effekt, dass 
also eingesparte Energiekosten für zusätzliche Güter und Dienstleistungen 
ausgegeben werden, mit 1-2 % (Internationale Energieagentur), 5 % 
(Wuppertal-Institut [4]) und in einer britischen Studie mit 11 % angegeben.

Insgesamt wird davon ausgegangen, dass die tatsächlich durch Energieeffizienz 
verursachten Rebound-Effekte, einschließlich des teilweisen Mehrverbrauchs an 
grauer Energie für die Herstellung der effizienteren Geräte, in der Summe 
maximal 25 % der Energieeinsparung wieder "auffressen", dass heißt technische 
Energieffizienz kommt am Ende zu mindestens 75 % als tatsächliche 
Energieeinsparung an.

Links

[1] http://www.et-energie-online.de/Zukunftsfragen/tabid/63/NewsId/250/.aspx 
[2] 
http://www.tagesspiegel.de/politik/energie-eu-senkt-effizienzziel/6737170.html
[3] 
http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/gremien/enquete/wachstum/gutachten/m17-26-13.pdf
[4] http://www.wupperinst.org/uploads/tx_wiprojekt/EnergieSparFonds.pdf

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