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taz - 16.08.2012

Kritik am Trassenausbau ohne Wirkung

Netzbetreibern ist Bürgerprotest egal

Der neue Plan für den Netzausbau in Deutschland liegt vor. 2.000 Stellungnahmen 
von Bürgern und Verbänden gingen ein. Geändert wurde fast nichts

Von Hannes Koch

BERLIN taz | Die Kritik der Bürger an geplanten Stromtrassen scheint für die 
Netzbetreiber keine allzu große Rolle zu spielen. Die Stellungnahmen von rund 
2.000 Bürgern und Organisationen haben zu keiner entscheidenden Änderung 
geführt. Dies geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Netzentwicklungsplan 
der Stromfirmen hervor. Die Zahl und die Länge der geplanten 
Höchstspannungsleitungen ist mehr oder weniger dieselbe wie vor der 
Konsultation der Bürger.

Im Mittelpunkt des Netzentwicklungsplans (NEP) der vier privaten Betreiber des 
deutschen Höchstspannungsnetzes stehen vier neue Stromtrassen, die Windenergie 
von der Nord- und Ostsee nach Süddeutschland leiten sollen. Mit den 
Stellungnahmen, die die Bürger in den vergangenen Wochen einreichten, mussten 
sich die Netzbetreiber in ihrer Überarbeitung des NEP auseinandersetzen. Eine 
bindende Wirkung hatten die Bürgervoten jedoch nicht.

Die Bundesnetzagentur, die Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) untersteht, 
wird den renovierten NEP in den kommenden Wochen prüfen und eventuell ändern. 
Nach der Genehmigung durch sie soll ein Beschluss des Bundestags folgen. 2013 
beginnt dann die konkrete Planung, wo die neuen Masten gebaut und Kabel verlegt 
werden.

Die dem überarbeiteten Netzentwicklungsplan beiliegende Deutschlandkarte zeigt 
keine Veränderung. Nach wie vor sind vier neue Stromkorridore eingezeichnet. 
Auch die Länge der Leitungen ist mit 2.100 Kilometern gleich geblieben. Die 
Trassen verlaufen von Emden nach Philippsburg, von Wehrendorf in die Nähe von 
Frankfurt am Main, von Brunsbüttel nach Schwäbisch Gmünd und von Sachsen-Anhalt 
in Richtung Augsburg.
Bedarf angezweifelt

Die Bürger, Umweltverbände und Kommunen, die Stellungnahmen eingereicht hatten, 
kritisierten unter anderem die Voraussetzungen, auf denen der 
Netzentwicklungsplan basiert. Angezweifelt wurde unter anderem der hohe Bedarf 
an neuen Windparks auf See. Stattdessen, so die Gegenargumente, solle man die 
bestehenden Windparks und Solaranlagen an Land ausbauen. Dadurch könne auch der 
Bedarf an neuen Stromtrassen von Nord nach Süd verringert werden.

Die vier Netzfirmen Amprion, Tennet, 50Hertz und Transnet haben die Argumente 
zur Kenntnis genommen und im neuen Entwurf des Netzentwicklungsplans mit einer 
Vielzahl von Erläuterungen kommentiert. Am Ergebnis haben die Stellungnahmen 
aber wenig geändert.

"Ich bin überrascht, wie wenig von der massiven Kritik, die Bürger und Experten 
vorgebracht haben, in diesem zweiten Entwurf berücksichtigt wurde", sagt 
Thorben Becker vom Umweltverband Bund. "Das ist ein starkes Stück und stellt 
den Sinn der Konsultation insgesamt infrage."

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