Menschenrechte brauchen Verteidiger 

Zur Übergabe des Ludovic-Trarieux-Preises an den türkischen Rechtsanwalt und 
Menschenrechtler Muharrem Erbey erklärt Bundesjustizministerin Sabine 
Leutheusser-Schnarrenberger: 

Die Menschenrechte können sich nicht selbst verteidigen. Sie brauchen gute 
Verteidiger. Dem Recht des Stärkeren kann nur mit Rechtsstaatlichkeit begegnet 
werden. 

Anwälte in aller Welt sind unverzichtbar zur Verteidigung der Menschenrechte. 
Die Verfahrensrechte von Beschuldigten, Meinungs- Versammlungs- und 
Religionsfreiheit sind Fundamente des Rechtsstaats. Die Inhaftierung von 
Muharrem Erbey seit fast drei Jahren zeigt, mit welchen Gefahren die 
Verteidigung der Menschenrechte in vielen Ländern verbunden ist. 

Es wäre gut, wenn der Preis dem Preisträger bald auch persönlich überreicht 
werden könnte. Ich appelliere an die Verantwortlichen in der Türkei zu prüfen, 
ob es nicht möglich ist, den Vollzug der Untersuchungshaft auszusetzen. Fast 
drei Jahre Untersuchungshaft vor Eröffnung des Verfahrens sind rechtstaatlich 
nicht hinnehmbar. 

Ich habe die zum Teil viel zu lange Untersuchungshaft und die Einschränkungen 
der Verfahrensrechte in der Türkei in vielen Gesprächen während meiner Reise 
dorthin erörtert. Ich hoffe, dass der Preis eine weitere Ermutigung ist, hier 
etwas zu ändern. 


Zum Hintergrund: 

Die Bundesjustizministerin verleiht am 30. November einen der wichtigsten 
Menschenrechtspreise für Anwälte an Muharrem Erbey. 

Der türkische Rechtsanwalt Muharrem Erbey setzt sich seit Ende der 90er Jahre 
für Menschenrechte ein. 2008 wurde er in der Türkei stellvertretender 
Vorsitzender der wichtigsten Menschenrechtsorganisation dort, der IHD. Zugleich 
ist er Vorsitzender der IHD-Organisation in Diyabakir. Er verfasst Berichte 
über Menschenrechtsverletzungen und veröffentlicht Aufsätze über Demokratie und 
Rechtsstaatlichkeit. 

Am 24. Dezember 2009 wurde er festgenommen und befindet sich seither in 
Untersuchungshaft. Am 21. September 2012 begann der Prozess gegen ihn, in dem 
ihm insbesondere Propaganda gegen die Türkei unter Missbrauch seines Berufs als 
Rechtsanwalt und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung 
vorgeworfen werden. 

Erbey bleibt inhaftiert, so dass ihm der Preis nicht persönlich überreicht 
werden kann. 

Der Internationale Ludovic-Trarieux-Menschenrechtspreis wird jedes Jahr einem 
Rechtsanwalt zugesprochen, der sich für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit 
und gegen Rassismus und Intoleranz einsetzt. Zum ersten Mal wurde der Preis 
1985 an Nelson Mandela verliehen. Ludovic Trarieux gründete 1898 zur Zeit der 
Dreyfus-Affäre in Frankreich die "Liga für Menschen- und Bürgerrechte".

Die Preisverleihung findet wechselnd in Bordeaux, Paris, Brüssel, Luxemburg und 
Berlin statt, wo die den Preis tragenden Anwalts- und 
Menschenrechtsorganisationen ihren Sitz haben, unter anderem die 
Rechtsanwaltskammer Berlin. Sie verfolgt auch den Prozess gegen Erbey in der 
Türkei. Die Preisverleihung findet im Berliner Kammergericht statt.

Die Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger war vom 30. Oktober bis 
zum 
2. November in der Türkei und hat dort unter anderem mit ihrem türkischen 
Amtskollegen und dem Präsidenten des türkischen Verfassungsgerichts über die 
Verfahrensdauer bei Untersuchungshaft und die Verteidigerrechte gesprochen. 

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