NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 142/16 | 2. DEZEMBER 2016
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Umwelt/Wolf
NABU fordert klares Bekenntnis zum Schutz des Wolfes
Miller: Debatten über Aufweichung des Schutzstatus sind unnötig
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Berlin – Der NABU hält die in den vergangenen Wochen von Politikern der
CDU/CSU und verschiedenen Interessenverbänden der Nutztierhalter und
Jäger geführte öffentliche Debatte zur Aufweichung des Schutzstatus
von Wölfen für unnötig und fordert von der Politik ein klares Bekenntnis
zum Schutz des Wolfes. Wölfe sind durch nationale und internationale
Gesetze streng geschützt. So fordern die umweltpolitischen Sprecher der
Fraktionen von CDU und CSU in den Bundesländern in einer kürzlich
veröffentlichten „Dresdner Resolution“, die Zahl der Wölfe  zu
regulieren. Der sächsische Umweltminister Thomas Schmidt hat aktuell
einen entsprechenden Antrag bei der Umweltministerkonferenz zur
„Definition des Erhaltungszustandes des Wolfes“ eingebracht.  
 
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: ‘Wie‘, nicht ‚ob‘ wir mit dem
Wolf leben können, ist die entscheidende Frage. Wir brauchen keine
Diskussion um die Begrenzung der Wolfsbestände, sondern bestenfalls die
Optimierung im bestehenden und bewährten Wolfsmanagement.“ Der NABU
lehnt eine Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in den Anhängen der
Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie  sowie die Aufnahme des Wolfes in
das Jagdrecht strikt ab. Vielmehr muss das Ziel sein, eine
flächendeckende Anwendung von standortangepassten
Herdenschutzmaßnahmen in Wolfsgebieten noch besser umzusetzen und
schnelle, unbürokratische Hilfen für Nutztierhalter möglich zu machen.
Dazu gehört auch die Verbesserung der wissenschaftlichen Datenlage zu
Umsetzungsdefiziten im Herdenschutz und deren Ursachen. 
 
Obwohl die Zuwachsraten der Wolfspopulation in Deutschland derzeit als 
hoch empfunden werden, sind die  gegenwärtigen Wachstumsraten aus
biologischer Sicht normal – und der Bestand mit aktuell 46 Rudeln
keinesfalls ausreichend stabil. „Die Bestandsentwicklung des Wolfes wird
rein durch das Nahrungsangebot gesteuert. Dies ist in Deutschland
aufgrund der historisch höchsten Reh-, Rot- und Schwarzwildbestände sehr
hoch“, so Miller.  Gründe hierfür seien unter anderem die
jahrzehntelange falsch ausgeübte Hege durch die Jägerschaft zur
Optimierung von Jagdstrecken und die alarmierenden Fehlentwicklungen
durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Insbesondere die enorme
Zunahme des Maisanbaus für die Energiegewinnung (Vermaisung) trägt zu
deutlich überhöhten Wildbeständen und damit verbundenen Großrotten- und
Großrudelbildungen bei. „Wenn die CDU/CSU-Sprecher ihre Verantwortung
für die Umweltpolitik ernst nehmen, sollten sie diese Zusammenhänge
betrachten. Für die jahrzehntelangen Fehlentwicklungen im Jagdrecht und
in der Landwirtschaftspolitik ist die CDU/CSU hauptverantwortlich“, so
Miller. Der NABU begrüßt allerdings die Forderungen der
umweltpolitischen Sprecher der CDU/CSU, das staatenübergreifende
Wolfsmonitoring zwischen Deutschland und den Nachbarländern zu
verbessern. „Die Zusammenarbeit mit Polen ist hier ein sehr gutes
Vorbild und eine solche Zusammenarbeit ist auch mit den anderen
Nachbarstaaten anzustreben“, so Miller. 
 
Unter dem Titel „Wölfe in Deutschland – Leitlinien zum Schutz von Canis
lupus“ hat der NABU am Freitag sein aktuelles Positionspapier
veröffentlicht.  Es zeigt die gegenwärtige Bestandssituation des
Wolfes, formuliert die Forderungen des NABU an den Schutz und greift
dabei wichtige Fragen zum Umgang des Menschen mit dem Wolf auf.  Ein
Problem sieht der NABU nach wie vor bei illegalen Wolfstötungen. Vor
diesem Hintergrund hatte der NABU am 27. September die Initiative zu
einer Verbändeverständigung ergriffen und den Deutschen Bauernverband
(DBV), den Deutschen Jagdverband (DJV) sowie die Vereinigung Deutscher
Landesschafzuchtverbände (VDL) zu einem Gespräch am 5. Dezember
eingeladen, um gemeinsame Lösungsansätze bezüglich des fortdauernden
Problems der illegalen Bejagung zu finden.  Der NABU hofft, dass trotz
allen Diskussionsbedarfes zwischen den vier Verbänden eine Reihe von
Gemeinsamkeiten bestehen, nicht nur zur Frage der Eindämmung illegaler
Wolfstötungen, sondern auch bei der Verbesserung von Herdenschutz und
Präventions- und Kompensationsleistungen für Nutztierhalter, und
freut sich auf einen offenen, sachlichen Dialog. 
 
Kostenfreies Pressefotos zum Wolf 
www.NABU.de/presse/fotos/#wolf ( http://www.nabu.de/presse/fotos/#wolf
) 
 
Weitere Informationen:
NABU-Position „Wölfe in Deutschland – Leitlinien zum Schutz von Canis
lupus“
www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/161202-nabu-position-wolf.pdf
 
NABU-Hintergrundpapier „15 Jahre Wölfe in Deutschland“:
www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/150310-nabu-hintergrundpapier-woelfe-in-deutschland.pdf

 
NABU-Bewertung des DJV-Positionspapieres „Zur Rückkehr des Wolfes nach
Deutschland:
www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/150827-nabu-bewertung_djv-wolfsposition.pdf

 
Wölfe in Deutschland. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/150423-nabu-woelfe-in-deutschland-fragen-und-antworten.pdf

 
NABU-Info „Einschätzung und Bewertung von Wolfsverhalten“ 
www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/150521-nabu-info-wolfsverhalten.pdf

 
Leitfaden Pferd und Wolf - Wege zur Koexistenz:
www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/150929-leitfaden-pferd-und-wolf.pdf

 
BfN-Publikation und Kriterien für Wolfsmanagement: 
www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript201.pdf  (S. 116) 
 
Für Rückfragen:
Markus Bathen, NABU-Wolfsexperte, mobil: +49 (0) 172 645 35 37, 
E-Mail: markus.bat...@nabu.de
 
Kathrin Klinkusch, NABU-Pressesprecherin, Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510,
Mobil +49 (0)173-9306515, E-Mail: pre...@nabu.de
 
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