NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 70/17 | 20. JUNI 2017
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Umwelt/Agrar
NABU: Schlechtes Zeugnis für die Landwirtschaftspolitik
Tschimpke: BfN-Agrar-Report 2017 verdeutlicht kritische Situation in
der Agrarlandschaft
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Berlin – Der NABU sieht sich in seiner Kritik an der aktuellen
Agrarpolitik und dem bestehenden System  der EU-Subventionen durch den
am heutigen Dienstag vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) vorgestellten
Agrar-Report 2017 bestätigt. Die Publikation ist eine besorgniserregende
Zusammenstellung aller Problemfelder in der Agrarlandschaft.
 
„Der Agrar-Report macht deutlich, wo die Schwachstellen der
Landwirtschaftspolitik liegen und warum die Agrarwende überfällig ist.
Die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft befindet sich im rasanten
Sinkflug. Pestizid-Einsatz und monotone Kulturen sorgen dafür, dass
Insekten weniger werden, Vögeln Nahrung und Lebensraum fehlt. Auch sind
viele Biotoptypen des Grünlands bedroht. Trotz des mittlerweile immerhin
größtenteils gestoppten Grünlandverlustes hat die Qualität des Grünlands
stark abgenommen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Besonders das
arten- und blütenreiche Grünland gehe verloren und mit ihm klassische
Wiesenvögel wie Uferschnepfe und Kampfläufer. Schuld seien übernutzte
Flächen und der hohe Eintrag von Stickstoff ins Ökosystem. So habe
auch der Anteil der Ackerkräuter massiv abgenommen. Besonders im Inneren
der Felder liegt der Rückgang bei bis zu 99 Prozent. 

Der Report benennt als Ursache des desaströsen Zustandes der
Artenvielfalt in der Agrarlandschaft die immensen Fehlsteuerungen der
EU-Förderpolitik. Das mit der letzten Reform der Gemeinsamen
Agrarpolitik (GAP) auf EU-Ebene eingeführte Greening hat versagt. Es war
der Versuch, auch die Ausgaben der ersten Säule für die
landwirtschaftliche Produktion an ökologische Mindeststandards zu
koppeln. Laut  Report wurde lediglich erreicht, dass sich der Anteil an
für den Naturschutz wertvollen Flächen um nur ein Prozent der
Ackerfläche erhöht hat. Demgegenüber stehen immense Ausgaben von 1,5
Milliarden Euro alleine in Deutschland pro Jahr für dieses so genannte
Greening.
 
Ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung war das in der
vergangenen Woche beschlossene Pestizid-Verbot auf den ökologischen
Vorrangflächen, für das der NABU gemeinsam mit seinen europäischen
Partnerverbänden in Brüssel gekämpft hatte. 
 
Besonders deutlich macht der Report die Finanzierungslücke für den
Naturschutz in Agrarlandschaften. „Die derzeitigen Fördermöglichkeiten
und Finanzmittel reichen nicht annähernd aus, um diese
Negativ-Entwicklung zu korrigieren. Trotz des dramatischen Zustandes der
biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft, sowie das durch die
intensive Tierhaltung beförderte massive Gülle-Problem mit schädlichen
Folgen für Grundwasser und Böden fließen weiterhin EU-weit jedes Jahr 60
Milliarden Euro an Agrarzahlungen an die Landwirte. Die pauschalen
Zahlungen haben die Probleme für die Natur nur verschärft“, so Tschimpke
weiter.
 
Der NABU fordert eine umfassende Reform der GAP ab 2020 mit der Abkehr
von den wirkungslosen pauschalen Flächenprämien, die momentan per
Gießkanne an Landwirtschaftsbetriebe verteilt werden. Statt dessen
müssten ein EU-Naturschutzfonds zur Sicherung des EU-weiten Natura
2000-Schutzgebietsnetzes eingerichtet sowie umfassende Gelder für einen
nachhaltigen Umbau des Agrarsystems und Zahlungen für
Agrarumweltmaßnahmen fließen, die den Landwirten echte Anreize für
eine naturverträgliche Bewirtschaftung bieten. 


Mehr Infos:
NABU-Modell für eine alternative  EU-Agrarförderung:
www.NABU.de/agrarreform2021 ( http://www.nabu.de/agrarreform2021 )  
 
LivingLand“-Kampagne des NABU für eine naturverträgliche
Landwirtschaft: www.livingland.de 

Kostenfreie Pressebilder:
www.nabu.de/presse/pressebilder/index.html#Landwirtschaft  
 
Agrar-Report des BfN: http://www.bfn.de/0405_hintergrundinfo.html
 
Für Rückfragen:
Angelika Lischka, NABU-Agrarexpertin, Tel. +49 (0)30.284984-1627,
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Dr. Christine Tölle-Nolting, NABU-Agrarexpertin, Tel. +49
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