NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 73/17 | 28. JUNI 2017
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Umwelt/Verbraucher
NABU fordert gesetzliche Regelung zur Reduzierung von Plastiktüten
Miller: Freiwillige Vereinbarung des Handels reicht nicht aus
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Berlin – Mit Blick auf ein Jahr freiwillige Vereinbarung zwischen dem
Handelsverband Deutschland (HDE) und dem Bundesumweltministerium,
Plastiktüten nicht mehr kostenfrei abzugeben, begrüßt der NABU erste
Erfolge zur Reduzierung von Plastiktüten und fordert deutliche
Nachbesserungen. Nach Angaben des Handelsverbandes ist der
Pro-Kopf-Konsum an Plastiktüten in Deutschland gesunken. Laut
Branchenverband verringerte sich 2016 der Tütenverbrauch im Vergleich
zum Vorjahr um zwei Milliarden Stück auf 3,6 Milliarden Tüten. Das
entspricht einem Pro-Kopf-Konsum von 45 Tüten (2015: 68). Nicht
berücksichtigt sind dabei Hygienebeutel wie für Obst und Gemüse oder
Wurst und Käse an der Frischetheke. Das Bundesumweltministerium und der
HDE hatten die Initiative zum 1. Juli 2016 gestartet. 
 
„Es ist erfreulich, aber nicht überraschend, dass der Verbrauch
zurückgegangen ist. Das zeigt auch, dass den Kunden vor der
Vereinbarung, die eigene Plastiktüte regelrecht aufgedrängt wurde. Wie
die Entwicklung weitergeht und ob es tatsächlich gelingt, die
Plastikflut in Deutschland deutlich zurückzudrängen, wird sich zeigen“,
sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. 
 
Trotz erster Erfolge geht die getroffene Vereinbarung nicht weit genug:
Erstens erfasst die Vereinbarung zur Kostenpflichtigkeit der
Plastiktüten noch viel zu wenige Tüten, da sich nicht alle
Unternehmen der Selbstverpflichtung angeschlossen haben. Zweitens gibt
es kein Monitoring, wie sich der Verbrauch an Papiertüten im gleichen
Zeitraum entwickelt hat. Für eine positive Umweltwirkung müssen
Einwegtüten insgesamt reduziert werden, da Papiertüten keine bessere
Ökobilanz haben als Plastiktüten.
 
„Ohne eine staatliche Abgabe für alle Einwegtüten ist nicht damit zu
rechnen, dass auch die Branchen umdenken, in denen es fast immer noch
kostenlose Einwegtüten gibt, wie der Textilhandel oder Apotheken. Auch
Imbisse, Bäckereien, Kioske oder Wochenmärkte, deren Plastiktüten häufig
in der Landschaft und in Gewässern landen, geben Tüten in der Regel noch
immer kostenlos ab“, so Miller weiter. Die Folgen zeigen sich auch an
Deutschlands Küsten, wo der NABU im Rahmen seines „Spülsaum-Monitorings“
auf nur 100 Metern Küste regelmäßig zwischen zwei und fünf Plastiktüten
findet.
 
Damit künftig alle Branchen die Plastiktütenflut reduzieren, schlägt
der NABU eine einheitliche gesetzliche Abgabe für alle Einwegtüten, ob
aus Kunststoff oder Papier, vor. Diese wäre von den Kunden an der Kasse
zu entrichten. Die Einnahmen müssen zweckgebunden sein und etwa in
Projekte zur Abfallvermeidung fließen.
 
„Es geht nicht darum, einfach nur die EU-Verordnung umzusetzen, was
heißt, den Verbrauch bis Ende 2025 auf 40 Tüten pro Kopf und Jahr zu
reduzieren. Für Deutschland, das bei 71 Tüten begonnen hat, ist das Ziel
nicht sehr ambitioniert“, kritisiert NABU-Expertin für nachhaltigen
Konsum Katharina Istel. „Ziel muss sein, den Verbrauch an Einwegtüten
mindestens auf das Niveau der europäischen Spitzenreiter, das heißt
unter zehn Tüten zu bringen, ohne dass dabei einfach auf Papiertüten
umgestellt wird“, so Istel weiter. 
 
Kostenfreie Pressefotos zu Plastiktüten:
www.NABU.de/presse/pressebilder/index.html#konsum (
http://www.nabu.de/presse/pressebilder/index.html#konsum )  
 
Mehr zum Thema Plastiktüten: 
www.NABU.de/plastiktuete ( http://www.nabu.de/plastiktuete ) 
 
Mehr zum NABU-Projekt „Meere ohne Plastik“: www.meere-ohne-plastik.de 
 
Zahlen HDE:
www.einzelhandel.de/index.php/presse/aktuellemeldungen/item/127648-ein-drittel-weniger-kunststofft%C3%BCten-in-deutschland

 
 
Für Rückfragen:
Katharina Istel, NABU-Expertin für nachhaltigen Konsum, Tel. +49
(0)30.28 49 84-1661,  E-Mail: katharina.is...@nabu.de
 
 
 
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