NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 74/17 | 4. JULI 2017
________________________________________________________________
Umwelt/Pestizide
NABU rät Freizeitgärtnern zum Verzicht auf Glyphosat & Co.
Miller: Pestizide im Garten gefährden die biologische Vielfalt  
________________________________________________________________
 
Berlin – In Deutschland werden jährlich über 7.000 Tonnen Pestizide in
Haus- und Kleingärten verwendet. Ganz vorne mit dabei: Glyphosat, das
Totalherbizid, das seit Jahren Negativschlagzeilen macht durch seine
enormen Risiken für Mensch und Natur. Über 70 Tonnen dieses Wirkstoffs
werden hierzulande pro Jahr durch Privatanwender ausgebracht. In 44
Produkten ist das Gift für nicht-berufliche Anwender zugelassen. 
 
Der NABU hatte 2015 in einer Online-Aktion an Baumärkte und
Gartencenter appelliert, Glyphosat auszulisten. Fast alle großen Märkte
haben reagiert und bieten das Herbizid nicht mehr an. „Das gestiegene
Umweltbewusstsein der Verbraucher und der Protest des NABU zur
Auslistung glyphosathaltiger Produkte aus dem stationären Handel zeigen
erste Früchte. Mittlerweile verkauft ein Großteil der Baumärkte kein
Glyphosat mehr“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Leider
hinke der Online-Handel dieser Entwicklung hinterher. Nach
NABU-Recherchen ist es nach wie vor möglich, über Online-Shops eine
Vielzahl glyphosathaltiger Produkte zu bestellen. Stichproben haben
ergeben, dass trotz Vorschriften, die Abgabebedingungen nicht besonders
streng sind. Keiner der getesteten Online-Anbieter wird den Vorschriften
tatsächlich in vollem Umfang gerecht. „Es ist offensichtlich, dass der
Online-Handel den gesetzlichen Vorgaben zur Informationspflicht über
Anwendung, Entsorgung und Alternativen zum Pestizideinsatz sowie zur
Ermöglichung von Rückfragen nur lückenhaft nachkommt“, so Miller
weiter. 
 
Vor diesem Hintergrund appelliert der NABU erneut an
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, den Privatgebrauch von
Glyphosat zu verbieten. Andere EU-Mitgliedstaaten wie Frankreich oder
Belgien haben hier bereits weitaus restriktivere Regelungen getroffen
und wollen die Anwendung für den Privatgebrauch komplett verbieten. 
 
Dabei ist Glyphosat nur einer unter vielen bedenklichen Wirkstoffen,
die in Gärten Anwendung finden. In Deutschland sind weitere 51
Pestizid-Produkte für den Privatgebrauch zugelassen, die erhebliche
ökologische Risiken bergen. Sie enthalten die Wirkstoffe Abamectin
und Methiocarb (gegen Insekten wie Blattläuse), Deltamethrin, Dimethoat
und Thiacloprid (gegen Insekten) oder Metiram (gegen Pilzbefall). Je
nach Wirkstoff dürfen sie nicht in Gewässer gelangen, sind giftig für
Fische oder Algen und können Bienen und viele weitere Nutzorganismen
schädigen. 
 
Die negativen ökologischen Folgen werden durch das oftmals geringe
Fachwissen von Freizeitgärtnern beim Umgang mit Pestiziden teilweise
noch verstärkt. „Unerlaubte Anwendungen, wie die Ausbringung von
Pestiziden auf befestigten Flächen oder blühenden Pflanzen, sind an der
Tagesordnung“, so NABU-Pestizidexperte Till-David Schade. Dabei seien
sich wohl die wenigsten Nutzer darüber im Klaren, dass Fehlanwendungen
zu einer Bußgeldstrafe von bis zu 50.000 Euro führen können. Auch die
falsche Entsorgung von Resten und Behältnissen stelle ein
ernstzunehmendes Problem dar: „Nur ein Bruchteil der Anwender bringt die
Produkte zu Sondermüllannahmestellen“, so Schade.
 
Der NABU appelliert an Freizeitgärtner konsequent auf Glyphosat & Co.
zu verzichten. „Auch zu Spritzmitteln, die biologische Inhaltsstoffe
enthalten, sollte nur in Ausnahmefällen gegriffen werden. Auch sie haben
erhebliche Wirkungen auf sogenannte Nichtzielorganismen“, so Schade
weiter.  In Deutschland gibt es etwa 20 Millionen Haus- und Kleingärten,
die zusammen eine Fläche von rund 46.000 Hektar einnehmen. Damit sind
Gärten und die dort vorkommenden Tiere und Pflanzen ein wichtiger
Baustein zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Die Alternativen zum
Pestizideinsatz sind zahlreich. Sei es durch den Griff zur Hacke oder
die Anpflanzung von Bodendeckern wie der Großen Braunelle oder dem
Gewöhnlichen Leberblümchen. Ebenso die Auswahl standortangepasster,
heimischer  Pflanzen kann die Notwendigkeit von Pestiziden erheblich
einschränken. Sie sind pflegearm und viel robuster als empfindliche
Exoten. 
 
In einer Online-Meldeaktion ruft der NABU-Hobbygärtner dazu auf,
Unternehmen zu nennen, wo Produkte mit Glyphosat und anderen Giften noch
erhältlich sind. Die Eingabe entsprechender Meldungen ist unter
www.nabu.de/glyphosat-melden  möglich.
 
Kostenfreie Info-Grafiken zu Glyphosat:
www.NABU.de/presse/fotos/#glyphosat (
http://www.nabu.de/presse/fotos/#glyphosat ) 
 
Baumärkte listen glyphosathaltige Produkte nach NABU-Protest aus:
www.NABU.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/aktivitaeten/18914.html
(
http://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/aktivitaeten/18914.html
) 
 
Für Rückfragen:
Till-David Schade, , NABU-Experte für Biologische Vielfalt, Tel. +49
(0)30.284984-1577, E-Mail: till-david.sch...@nabu.de
 
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
NABU-Pressestelle
Kathrin Klinkusch | Iris Barthel | Britta Hennigs | Nicole Flöper 
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 | -1952 | -1722 | -1958 
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 | E-Mail: pre...@nabu.de
_______________________________________________
Pressemeldungen mailing list
Pressemeldungen@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen

Antwort per Email an