NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 99/17 | 7. SEPTEMBER 2017
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Artenschutz/Turteltauben
NABU: Turteltauben leiden unter Jagd -  Bestand in Europa ist
gefährdet
Mit Sendern ausgestattete Tauben liefern Daten über den Vogelzug und
können live im Internet verfolgt werden
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Berlin – Die Turteltaube gilt als Symbol für Glück und Liebe – ihre
Lebensbedingungen sind allerdings wenig romantisch. Der gefiederte
Liebesbote steht als stark gefährdete Art in Deutschland auf der Roten
Liste. Trotzdem darf er in vielen Ländern gejagt werden. Um die
zierlichen Tauben besser schützen zu können, sammelt der NABU zusammen
mit seinem Partnerverband BirdLife Malta und der Universität Gießen
Daten über das Zugverhalten. Dazu wurden bisher fünf Vögel mit Sendern
ausgestattet. Bei drei davon kann der Flug in den Süden live im Internet
verfolgt werden.
 
Bis auf 600.000 Abschüsse im Mittelmeerraum pro Jahr schätzt BirdLife
International die Verluste durch die Vogeljagd bei Turteltauben. „In
Anbetracht der geringen Bruterfolge durch Veränderungen des Lebensraums
könnte die Jagd ein deutlich größeres Gewicht als Ursache für die
jüngsten Bestandsrückgänge haben“, sagt NABU-Präsident Olaf
Tschimpke.
 
Die Jagd beschränkt sich nicht nur auf nordafrikanische Staaten, auch
in einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, wie Griechenland,
Frankreich und Italien, ist die Jagd im Herbst zugelassen und ein
andauernder Streitpunkt. „Die Abschüsse zu Sport- oder
Vergnügungszwecken sind nicht nur eine unmittelbare Gefahr für den
einzelnen Vogel“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann, „sie
bedeuten auch den Verlust von wichtigen Lebensräumen, weil die Tiere
nachhaltig gestört werden.“
 
Als einziges EU-Land hat Malta sogar eine Ausnahmegenehmigung für den
Abschuss von 11.000 Turteltauben auch auf dem Frühjahrszug. Aufgrund des
Drucks von NABU und anderen Naturschutzorganisationen wurde diese
Genehmigung 2017 zum ersten Mal ausgesetzt. Wie lange dieses Moratorium
hält, ist unbekannt.
 
Über die Zugrouten der Turteltaube ist bisher wenig bekannt.
Turteltauben überwintern in der Sahelzone südlich der Sahara. Erste
Beobachtungsdaten lassen vermuten, dass Turteltauben aus Westeuropa über
die Iberische Halbinsel nach Westafrika ziehen. Turteltauben aus Ost-
und Zentraleuropa wandern wahrscheinlich über Italien, Malta, Zypern,
Tunesien und Libyen und überwintern im östlichen Sahel.
 
Um den Rückgang des Turteltaubenbestandes zu verstehen und die Vögel
wirksam schützen zu können, ist ein internationaler Austausch von
Forschungsmethoden und Daten notwendig. Dieses Ziel verfolgt der NABU
zusammen mit seinem Partnerverband BirdLife Malta und der Universität
Gießen. 2016 und 2017 wurden darum auf Malta fünf Turteltauben mit
Sendern ausgestattet, um Daten zu gewinnen. Die Reise von drei dieser
Tauben kann jetzt auf dem Turteltauben Blog des NABU live verfolgt
werden. Im nächsten Jahr möchte der NABU nicht nur die Besenderung von
zehn weiteren Vögeln auf Malta unterstützen, sondern auch zehn Vögel in
ihren deutschen Brutgebieten mit kleinen Rucksacksendern ausstatten.
Auch ihre Reise kann dann auf NABU.de verfolgt werden. Diese insgesamt
20 Turteltauben werden außerdem zu den ersten Vögeln gehören, die im
Rahmen der ICARUS-Initiative über die ISS (International Space Station)
ihre Daten übermitteln.
 
Turteltauben Blog des NABU:
https://blogs.nabu.de/zugvoegel/turteltauben/2017/08/turteltauben-gestartet/
 
 
Mehr Infos & Pressefotos
www.NABU.de/presse
( http://www.nabu.de/presse) 
 
Für Rückfragen:
 
Lars Lachmann, Referent für Vogelschutz und Ornithologie, 
Tel. +49 (0)30 284984 1620,
E-Mail: lars.lachm...@nabu.de
 
Prof. Dr. Petra Quillfeldt, Institut für Tierökologie und Spezielle
Zoologie Justus Liebig Universtität Gießen,
Tel. +49 (0)641 9935 770, 
E-Mail: petra.quillfe...@bio.uni-giessen.de
( mailto:petra.quillfe...@bio.uni-giessen.de) 
 
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