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28. September 2017

 

Globale Energiewende als Friedensprojekt

 

Weiter auf fossile Energieträger zu setzen untergräbt weltweit die
Sicherheit. Vieles spricht für den Abschied von Öl, Gas und Kohle, für
Energieeinsparung und erneuerbare Energien. Doch auch das ist nicht ohne
friedenspolitische Risiken

 

EIN STANDPUNKT VON CHRISTOPH BALS

 

Fossile Energien destabilisieren in zunehmendem Maße diesen Planeten. Das
geschieht auf zweierlei Weise. Zum einen -
<http://www.wiwo.de/politik/ausland/von-wegen-verschwoerungstheorie-krieg-um
s-oel-/11298670.html> das ist nicht neu - werden Kriege etwa um Öl und Gas
geführt.

 

Beispiel Irak: Im  <https://de.wikipedia.org/wiki/Chilcot-Bericht>
Chilcot-Report hat die britische Regierung im vergangenen Jahr die
Beteiligung des Landes am Irakkrieg untersucht, der von 2001 bis 2009
dauerte. Bereits im Jahr 2001 stellte demnach eine interne Analyse des
britischen Außenministeriums fest, welches die „fundamentalen Interessen“
Großbritanniens in Bezug auf den Irak sind. Erstens war das regionale
Stabilität und das Verhindern der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen.
Zweitens aber ging es um „Energiesicherheit“, da die Region um den Irak über
„66 Prozent der globalen Ölreserven“ verfüge. Die Hinweise auf
Massenvernichtungswaffen beruhten allerdings auf „fehlerhaften
Geheimdienstinformationen“ - womit nur noch der Zugang zu den Ölreserven als
Kriegsgrund blieb.

 

Zum anderen zeigt sich immer deutlicher die destabilisierende Rolle der
fossilen Energien, der Hauptursache des Klimawandels als Risikoverstärker
für Konflikte.

 

Beispiel Syrien:
<http://www.spektrum.de/news/syrien-erlebte-offenbar-schlimmste-duerre-seit-
900-jahren/1401574> Laut einer Studie für die Nasa herrschte in der Region
bis 2011 die längste Dürre seit 900 Jahren und die schwerste Dürre seit 500
Jahren. In Syrien verendeten rund 85 Prozent der Herden, 800.000 Bauern
verloren ihren Lebensunterhalt, drei Millionen Syrer rutschten in die Armut
ab und wanderten in die überbevölkerten Städte. Dort lebten bereits rund
eine Million Iraker, die vor dem Krieg im eigenen Land geflohen waren. Im
ländlichen Raum Syriens hatte sich lange Unmut wegen der ausbleibenden
Landreform aufgestaut. Die Dürre gab den nun ausbrechenden heftigen
Protesten eine zusätzliche Dringlichkeit. Die Rebellion wurde vom
Assad-Regime mit großer Brutalität niedergeschlagen -
<http://www.klimaretter.info/forschung/hintergrund/20621-duerre-beschleunigt
e-aufstand-in-syrien> so begann der bis heute tobende Krieg.

 

In der bislang methodisch belastbarsten Studie zum Zusammenhang von
Klimawandel und bewaffneten Konflikten hat sich unter Leitung des
Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung herausgestellt: Klimabedingte
Katastrophen
<http://www.klimaretter.info/forschung/hintergrund/21640-klimawandel-erhoeht
-risiko-bewaffneter-konflikte> erhöhen das Risiko für den Ausbruch
bewaffneter Konflikte in Ländern, die einerseits verletzlich gegenüber den
Auswirkungen des Klimawandels und anderseits ethnisch oder sozial zerklüftet
sind. Zwischen 1980 und 2010 fielen in solchen Ländern - vor allem in Nord-
und Zentralafrika sowie Zentralasien - 23 Prozent der Konfliktausbrüche mit
dem Auftreten klimabedingter Katastrophen zusammen. Die globale Klimakrise
nicht als alleinige Ursache, aber als Risikoverstärker für den Ausbruch von
Konflikten - das wird immer deutlicher.

 

Eine Strategie, die weiter auf fossile Energieträger setzt, untergräbt
weltweit  <https://de.wikipedia.org/wiki/Menschliche_Sicherheit> menschliche
Sicherheit. Vieles spricht für den Abschied von fossilen Energieträgern, für
eine Modernisierungsstrategie hin zu Energieeinsparung und erneuerbaren
Energien. Doch auch diese ist nicht ohne friedenspolitische Risiken. Beim
letzten G7-Gipfel wurde das deutlich, als die britische Regierungschefin
Theresa May davon sprach, für ernsthaften Klimaschutz spreche vor allem,
dass man sich so von den energiepolitischen Erpressungen Russlands
freimachen könne.

 

Weltweite Energiewende geht nur kooperativ

 

Für ein Land wie Russland - inzwischen zum
<https://www.klimaretter.info/energie/nachricht/14309-russland-weltgroesster
-oelproduzent> weltgrößten Öl- und Gasexporteur sowie zum fünftgrößten
Kohleexporteur aufgestiegen, muss eine solche Aussage wie ein aggressiver
Akt klingen. Nein, wer mit Russland oder Saudi-Arabien die notwendige
Transformation auch als Friedensprojekt vorantreiben will, der muss auf
kooperative Energie-, Wasser- und Klimasicherheit als Schlüssel zu einem
neuen Wohlstandsmodell setzen.

 

Im Umgang mit Russland würde das einerseits bedeuten, eine
Energieeffizienz-Strategie zu unterstützen, die im Land eine
<http://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/20999-russland-klimaschutz-
in-kleinen-schritten> Modernisierung voranbringt. Und anderseits die
Exportstrategie des Landes immer stärker auf Gas statt Öl und Kohle zu
konzentrieren, das schrittweise in nachhaltiges Biogas oder anderes
erneuerbares Gas zum Beispiel
<http://www.klimaretter.info/tipps-klima-lexikon/20674-power-to-gas> aus
Ökostrom transformiert wird.

 

Eine solche, an der humanitären Sicherheit orientierte Strategie hat das
Potenzial, den Sicherheitsbegriff zunehmend zu entmilitarisieren. Nur durch
Kooperation und Interessenausgleich - und nicht durch Drohungen und
Waffengewalt - lässt sich eine Klimastrategie in die Tat umsetzen, die das
Unbewältigbare vermeidet und das Unvermeidbare bewältigt. Ein
Menschenrechts-orientierter Ansatz zur Gestaltung der globalen Energiewende
und der Anpassung an den Klimawandel unterstützt eine solche Strategie.

 

Die im
<http://www.klimaretter.info/klimakonferenz/klimagipfel-paris/hintergrund/20
315-ein-blick-in-die-paragrafen> Pariser Klimaabkommen vorgesehene
Kooperation zwischen Staaten beim Erreichen ihrer abgegebenen Klimaziele
kann als außenpolitische Strategie konsequent dafür genutzt werden, um die
Frage der Klimasicherheit mit dem Zugang zu nachhaltiger Energie, sauberem
Wasser und Nahrung zusammenzudenken.
<http://www.klimaretter.info/politik/nachricht/20873-toepfer-energiewende-br
ingt-frieden> So verstanden, bedeutet mehr Klimaschutz dann auch mehr
humanitäre Sicherheit und weniger militärische Konflikte.

 

Der Ökonom  <http://www.germanwatch.org/users/christophbals> Christoph Bals
ist politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation
Germanwatch. Sein Beitrag erschien als Editorial zum
<http://www.movum.info/themen/klimafrieden> Themenheft „Klimafrieden“ des
Umweltdebattenmagazins movum, einer Schwesterpublikation von
klimaretter.info

 

Mehr zum Thema 

 
<http://www.klimaretter.info/politik/nachricht/20873-energiewende-bringt-fri
eden> Klaus Töpfer: „Energiewende bringt Frieden“ 

 
<http://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/23360-klimapolitik-ist-auch
-friedenspolitik> Sigmar Gabriel: „Klimapolitik ist auch Friedenspolitik“ 

 
<http://www.klimaretter.info/forschung/hintergrund/22100-gewaltsamer-klimawa
ndel> Gewaltsamer Klimawandel: Studie zu Krieg und Landwirtschaft 

 

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e-als-friedensprojekt#comments> Kommentare

 

 

 

 

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