NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 123/17 | 5. NOVEMBER 2017
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Verbände/Klima/Landwirtschaft
NABU fordert Kohle-Ausstiegsplan, Maßnahmen gegen Insektensterben und
naturverträglichere Landwirtschaft 
Bundesvertreterversammlung tagte in Hannover
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Hannover/Berlin – Der NABU hat die möglichen Koalitionspartner in Bund
und Niedersachsen dazu aufgefordert, die Landwirtschaft deutlich
nachhaltiger auszurichten und den Klimaschutz stärker voranzutreiben.
Dazu müssten die Jamaika-Verhandler schnellstmöglich einen konkreten
Ausstiegsplan aus der Kohle vorlegen, ein verbindliches
Klimaschutzgesetz verabschieden und sich für eine Neuausrichtung der
EU-Agrarpolitik einsetzen. Dies forderten rund 270 NABU-Delegierte, die
am Wochenende zur NABU-Bundesvertreterversammlung in Hannover
zusammenkamen.  
 
Mit Blick auf die beginnende Weltklimakonferenz in Bonn erwartet der
NABU klare Bekenntnisse der Jamaika-Verhandler. „Deutschland hat seine
Vorreiterrolle im Klimaschutz längst verloren. Das muss sich wieder
ändern. Unsere dreckigsten Braunkohlekraftwerke müssen schnell vom
Netz, spätestens bis 2020“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Deutschland brauche zudem ein Sofortprogramm 2020 für den Klimaschutz,
das die Emissionen auch im Verkehr und an Gebäuden deutlich senke.
Bislang habe sich der deutsche Klimaschutz zu stark auf den
Energiesektor konzentriert. Nach wie vor hängt Deutschland seinen
internationalen Verpflichtungen massiv hinterher, der Ausstoß an
Treibhausgasen stagniert auf hohem Niveau.
 
Für die Landwirtschaft forderten die NABU-Vertreter, die
milliardenschweren EU-Subventionen so umzuschichten, dass Landwirte
künftig stärker für ihre Leistungen für Natur und Artenvielfalt
belohnt werden. „Angesichts der drohenden ökologischen Katastrophe des
Insektensterbens sind alle Parteien gefordert, die Landwirtschaft wieder
naturverträglicher auszurichten. Das Problem wurde zu lange
verschlafen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Eine Studie hatte
erst kürzlich nachgewiesen, dass in den vergangenen 27 Jahren die
Biomasse von Fluginsekten in Nordwestdeutschland um mehr als 75 Prozent
abgenommen hat. NABU-Untersuchungen zeigen zudem, dass auch Vögel massiv
unter dem Insektensterben leiden: In nur zwölf Jahren verlor Deutschland
15 Prozent seiner Vogelbrutpaare – fast alle betroffenen Arten füttern
zumindest ihre Jungen mit Insekten.
 
Der NABU fordert daher, den Rückgang der biologischen Vielfalt in
Agrarräumen zu stoppen. Dazu sei ein grundlegendes Umsteuern in der
Agrarpolitik notwendig, das Prinzip „Wachse oder weiche“ müsse beendet
und Fördergelder stärker an den Naturschutz gekoppelt werden, etwa
mithilfe eines neuen EU-Naturschutzfonds in Höhe von 15 Milliarden Euro.
Auf Bundesebene müsse das Bundesprogramm Biologische Vielfalt auf 50
Millionen Euro erhöht und ein langfristiges bundesweites
Insektenmonitoring aufgebaut werden. Zudem müsse der Einsatz von
Pestiziden in Naturschutz- und Natura 2000-Gebieten generell verboten
werden, ebenso im Haus- und Kleingartenbereich sowie auf kommunalen
Flächen. 
 
Der NABU-Landesvorsitzende, Dr. Holger Buschmann, verwies auf 70 Jahre
erfolgreiche Naturschutzarbeit in Niedersachsen. Rund 95.000
NABU-Mitglieder setzen sich hier inzwischen für den Erhalt der Natur
ein. In der Landespolitik sieht Dr. Buschmann jedoch Nachholbedarf und
fordert von der künftigen Landesregierung mehr Geld für den Naturschutz.
Deutschland und damit die für Naturschutz verantwortlichen Länder sähen
derzeit mehreren EU-Vertragsverletzungsverfahren entgegen, da sowohl die
Nitratgrenzwerte im Grundwasser überschritten werden als auch das
europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 nicht rechtzeitig umgesetzt
wurde. „Viele der betroffenen Arten und Lebensräume befinden sich im
freien Fall. Um den EU-Vertragsverletzungsverfahren entgegenzuwirken und
wieder eine positive Entwicklung für unsere Natur und damit unsere
Lebensgrundlage einzuläuten, muss die neue Landesregierung den
Naturschutz-Anteil im Landeshaushalt dringend aufstocken“, so Dr.
Buschmann. Der Anteil solle von derzeit 0,25 Prozent auf zunächst 0,5
und schrittweise auf ein Prozent steigen. 
 
An alle Landesregierungen richten die Delegierten die Aufforderung,
ihre Anstrengungen gegen Umweltkriminalität zu verstärken. Nach wie vor
werden zahlreiche streng geschützte Arten wie Wolf, Luchs oder
Greifvögel in Deutschland illegal getötet. Allein 2016 wurden über
1.000 Fälle von Greifvogelverfolgung gemeldet. Ein besonders prominenter
Fall ereignete sich unlängst in Niedersachsen, als im Landkreis Stade
ein weiblicher Seeadler erschossen im Nest gefunden wurde. Der NABU
forderte die zuständigen Landesbehörden auf, Stellen für
Umweltkriminalität einzurichten und Täter konsequenter zu ermitteln. 
 
Die NABU-Bundesvertreterversammlung tagte am 4. und 5. November in
Hannover.
 
Weitere Informationen zu den NABU-Forderungen an eine künftige
Bundesregierung: www.NABU.de/bundestagswahl (
http://www.nabu.de/bundestagswahl )
 
Kostenfreie Pressefotos zur NABU-Bundesvertreterversammlung:
https://seafile.nabu.de/d/045a67813a/
 
Kostenfreie Pressebilder zu Feldvögeln:
www.NABU.de/pressebilder_Feldvoegel (
http://www.nabu.de/pressebilder_Feldvoegel ) 
 
 
Für Rückfragen:
 
Iris Barthel, NABU-Bundesverband Pressestelle, Tel. 0173-4457393,
E-Mail: pre...@nabu.de
 
Ulrich Thüre, Philip Foth, NABU Niedersachsen Pressestelle, Tel.
0511-9110527
 
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