NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 26/18 | 6. MÄRZ 2018
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Umwelt/Wirtschaft/Obstbau
NABU: Streuobstvermarkter kritisieren falsche Angaben der Länder zum
Obstbau
Bio-Streuobstbau ist Zukunft und Chance / Lingener Erklärung der
Streuobst-Vermarkter
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Lingen/Ems – In einer Resolution „Lingener Erklärung zum Streuobstbau"
fordern die deutschen Streuobst-Aufpreisvermarkter, die sich  vom 2. bis
4. März zum fünften Mal bundesweit zu einer Fachtagung trafen, in
Statistiken und öffentlichen Darstellungen des Bundes und der Länder
korrekte Angaben zum Obstbau. Bislang existieren nur unvollständige
Angaben, die den Plantagenobstbau betreffen.
 
In Deutschland gibt es bei Äpfeln, Birnen, Kirschen und Pflaumen 29.750
Euro Hektar zertifizierten Bio-Obstbau, aufgeteilt in 22.000 Hektar
hochstämmigen Bio-Streuobstbau und in 7.750 Hektar Bio-Plantagenobstbau.
Diese Angaben der Agrarmarkt -Informationsgesellschaft AMI wurden
erstmals bei der  NABU-Fachtagung „Mehr Genuss als Verdruss – Zur
Zukunft des Streuobstbaus“ im niedersächsischen Lingen vorgestellt.
 
„74 Prozent der 29.750 Hektar Bio-Obstbauflächen Deutschlands sind
Streuobstwiesen. Nur ein gutes Viertel sind die in den amtlichen
Statistiken benannten Flächen des so genannten ‚Marktobstbaus‘ in den
Plantagen. In den Statistiken der Länder und der statistischen
Landesämter wie auch auf Bundesebene werden leider regelmäßig
irreführende oder falsche Angaben gemacht,“ kritisiert Markus Rösler,
Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst, der die bundesweiten
Tagungen der Streuobst-Aufpreisvermarkter seit 1996 zum fünften Mal
ausgerichtet hat. Dasselbe gelte für den Obstbau generell: Die
Obstanbaufläche für Baumobst in Deutschland liegt bei ca. 350.000
Hektar. Davon sind nach NABU-Schätzungen ca. 300.000 Hektar
Streuobstbestände und ca. 50.000 Hektar  ᆳ–  und damit nur rund 14
Prozent – Plantagenobstbau. „Nur diese relativ kleine Fläche wird aber
in den Angaben der Länder und Statistischen Landesämter als Obstanbau
dargestellt. Das geht sowohl für den Obstanbau insgesamt als auch für
den Teilbereich des Erwerbsobstbau weit an der Realität vorbei“, so
Rösler.
 
Bundesweite Vorreiter sind Baden-Württemberg mit 9.093 Hektar
Bio-Streuobstbau und damit 41 Prozent sowie Bayern mit 8.460 Hektar
Bio-Streuobstbau und damit 38 Prozent des bundesweiten
Bio-Streuobstbaus. Dort wird die Erwerbsfunktion des Streuobstbaus
besonders deutlich, denn die Umstellung auf zertifizierten Bio-Anbau mit
höheren Kontrollkosten und höherem Verwaltungsaufwand erfolgt im
Regelfall nur bei gewerblichem Interesse. Dabei geht es laut Rösler
hauptsächlich um die Produktion von Streuobst-Getränken, die hochpreisig
sowohl regional, aber auch international Richtung Benelux sowie den
Britischen Inseln vermarktet werden.
 
Insgesamt 19 Forderungen,  insbesondere an Bund und Länder formulieren
die Streuobst-Aufpreisvermarkter in der „Lingener Erklärung zum
Streuobstbau“.
Neben genauen Angaben zu Obstbau-Flächen fordern sie eine alle zehn
Jahre zu wiederholende bundesweit einheitliche Erhebung des
Streuobstbaus, ein internationales Streuobst-Kompetenz-Zentrum des
Bundes, die Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie mit dem
Ziel, die Streuobstbestände um zehn Prozent auszuweiten, die bundesweite
Unterschutzstellung der Streuobstbestände und formulieren umfassende
Vorschläge im Bereich der Förderprogramme von Bund und Ländern.
 
Für die Anbaufläche der Bio-Streuobstbestände in Deutschland gibt es
laut Angaben der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft AMI eine stark
steigende Tendenz über die derzeit 22.000 Hektar hinaus. Diese Flächen
wurden nach Angaben der Streuobst-Vermarkter meist aus gewerblichen
Gründen umgestellt, sind also als Flächen des Erwerbsobstbaus
anzusehen und in den Statistiken der Länder und des Bundes entsprechend
zu führen. Vergleichbares gelte für die Streuobstbestände, die im Rahmen
der Streuobst-Aufpreisvermarktung und der Kleinbrennerei konventionell
bewirtschaftet werden. Leider sind alle diese Zahlen bei den
Bundesländern derzeit weitgehend unbekannt. So entsteht aufgrund von
Veröffentlichungen der Ministerien und statistischen Ämter ein auf
Obst-Plantagen reduzierter und damit völlig falscher Eindruck vom
Erwerbsobstbau in Deutschland. 
 
Streuobstwiesen gehören mit ihrer Arten- und Sortenvielfalt zu den
Lebensräumen mit der höchsten biologischen Vielfalt in ganz Europa und
in Deutschland. Nach Schätzungen des NABU-Bundesfachausschusses
Streuobst gibt es aktuell rund  300.000 Hektar Streuobstwiesen in
Deutschland und etwa 1,5 Millionen Hektar in Europa. Zugleich sind sie
mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie über 3.000 Obstsorten
Hotspots der Biologischen Vielfalt für ganz Europa. In Deutschland
befinden sich nach NABU-Schätzung rund 20 Prozent der europäischen
Streuobstbestände, im Vorland der Schwäbischen Alb mit rund 30.000 
Hektar das größte Obstanbaugebiet Europas.
 
Bundesweit gibt es rund 120 Streuobstvereine, BUND- und NABU-Gruppen,
Landschaftspflegeverbänden sowie Tausende landwirtschaftlicher
Bio-Betriebe, die sich in Kooperation mit Keltereien und Mostereien
faire Preise für die Bewirtschafter von Streuobstbeständen zum Ziel
setzen. Sie erzeugen jährlich 100.000 Tonnen Streuobst, was zu ca. 75
Millionen Liter Getränken verarbeitet wird, darunter über zehn Prozent
der deutschen Apfelsaftproduktion. 
 
Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies hatte in einem Grußwort
die ökologische, ökonomische und kulturelle Bedeutung des Streuobstbaus
betont und zugesagt, sich für die Erhaltung und Förderung der
Streuobstwiesen in Niedersachsen einzusetzen.
 
„Lingener Erklärung zum Streuobstbau“, Infos und Service-Leistungen zum
Thema Streuobst und Obstsorten: www.Streuobst.de (
http://www.streuobst.de/ )  
 
Für Rückfragen (nur für Presse):
Dr. Markus Rösler, NABU-Bundesfachausschuss Streuobst, Mobil +49 (0)
151.53755861, E-Mail:  streuo...@web.de 
 
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