Deutschlandfunk
http://www.dlf.de/k.2907.de.html?dram:article_id=414553

02.04.2018

"Konstruktiver Journalismus"

"Wer sagt denn, was eine Lösung ist?"

Dass lösungsorientierter Journalismus in den vergangenen Jahren populärer
geworden ist, hält die Journalistin und Autorin Kathrin Hartmann für keine
gute Entwicklung. Oft würden nur die Vorschläge großer westlicher Firmen
oder Organisationen weitergetragen. Das mache die Situation für die
Betroffenen aber oft noch schlechter als sie vorher gewesen ist.

Kathrin Hartmann im Gespräch mit Brigitte Baetz

Dass es in Zeitungen, Fernsehbeiträgen und Radiosendungen oftmals um
Negatives geht, ist nach Ansicht der Autorin und Journalistin Kathrin
Hartmann ganz normal. "Das ist einfach der Nachrichtenlage geschuldet und
eine Nachricht, dass irgendwo mal was gut läuft, ist halt keine", sagte
Hartmann bei @mediasres.

Journalisten sollten gesellschaftliche Missstände aufdecken und
Machtverhältnisse offenlegen. Solch investigativer Journalismus sei aber
teuer und werde inzwischen oft aus Kostengründen weggelassen. "Da kriegt das
dann so eine Schieflage, wenn wir dann plötzlich ‚Konstruktiven
Journalismus‘ haben, der einfache Lösungen für komplexe Probleme vorschlägt.
Das kann das gesellschaftliche Ungleichgewicht oder die Probleme
möglicherweise sogar noch verstärken", sagte Hartmann.

Fokus auf Ideen aus der Privatwirtschaft

Sich ganz auf mögliche Lösungen von Problemen zu konzentrieren, sei keine
gute Idee. "Wer beurteilt denn welche Lösung aus welchem Grund als gut? Wer
sagt denn, was eine Lösung ist?", so Hartmann. Die Vorschläge müssten
gesellschaftlich ausgehandelt und dürften nicht auf dem Silbertablett
serviert werden.

Beim "Konstruktiven Journalismus" würden aber oft nur die Ideen großer
westlicher Unternehmen und Organisationen weitergetragen. "Dann sind wir
ganz klar bei PR und nicht mehr bei Journalismus", sagte Hartmann.

Die Betroffenen nicht im Blick

Beispielsweise sei das in den vergangenen Jahren beim Thema Mikrokredite so
gewesen. Viele Medien hätten diese Kleinkredite in ihren Artikeln gelobt und
als möglichen Weg aus der Armut bezeichnet. In den betroffenen
Entwicklungsländern zeige sich aber, dass die Mikrokredite große Nachteile
hätten. In Bangladesch habe Hartmann Dutzende Frauen getroffen, die seit
mehreren Jahrzehnten "nur noch für die Abzahlung der Kredite und Zinsen
ackern".

Die Interessen der einen seien nie auch die Interessen der anderen, sagte
Hartmann. "Wer sind wir denn hier in den reichen Ländern des Nordens, uns
über die Interessen der lokalen Bevölkerung am Ende der Welt zu stellen und
zu sagen: Wir erzählen Euch jetzt, was wir Reichen für eine Lösung für Euch
parat haben?"

Beitrag hören:
http://www.dlf.de/k.2907.de.html?dram:article_id=414553




° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° 

Ende der weitergeleiteten Nachricht. Alle Rechte bei den Autor*innen. 
Unverlangte und doppelte Zusendungen bitten wir zu entschuldigen! 
Abbestellen: mailto:greenho...@jpberlin.de?subject=unsubscribe 

° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° 

Greenhouse Infopool Berlin 
greenho...@jpberlin.de

via Twitter, Facebook, Mailingliste: 
http://twitter.com/greenhouse_info 
http://www.facebook.com/mika.latuschek 
http://listen.jpberlin.de/mailman/listinfo/greenhouse-info

via RSS-Feed: http://tinyurl.com/greenhouse-feed
... und filtern ("atom", "meer", "wald", ...) mit www.feedrinse.com/tour

Hosted by the political provider JPBerlin of Heinlein-Support
www.jpberlin.de
www.heinlein-support.de



_______________________________________________
Pressemeldungen mailing list
Pressemeldungen@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen

Antwort per Email an