NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 46/18 | 26. APRIL 2018

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EU/Landwirtschaft/Umwelt

NABU: Neue EU-Agrarpolitik droht zum Blankoscheck für weitere
Naturzerstörung zu werden

Tschimpke: Mehr Freiheit für Staaten wird Turbo-Intensivierung
verschärfen - Naturschutz von Landwirten muss besser honoriert
werden

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Berlin/Brüssel – Mit den am gestrigen Mittwoch bekannt gewordenen
Entwürfen für die Gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) nach 2020 droht
die EU-Kommission die Schraube der Turbo-Intensivierung in der
Landwirtschaft noch weiter zu drehen. Agrarkommissar Phil Hogan plant,
den einzelnen Mitgliedsstaaten wesentlich größere Freiheiten bei der
Verwendung der EU-Milliarden zuzugestehen – und das ohne ausreichende
Leitplanken und wirksame Sanktionen, wie etwa bei Verstößen gegen die
Nitratrichtlinie.

 

„Dieser Vorschlag ist nichts anderes als ein Milliarden-Blankoscheck an
die Agrarminister der Länder, in der Hoffnung, dass diese schon das
Richtige tun werden. Dass die Agrarminister aber plötzlich zu
Naturschützern werden, muss doch stark bezweifelt werden“, sagte
NABU-Präsident Olaf Tschimpke. 

 

Nach Hogans Willen wären Natur und Umwelt mehr denn je abhängig vom
Gutdünken der Mitgliedstaaten. „Das sind schlechte Nachrichten für die
ohnehin im freien Fall befindlichen Insekten- und Vogelbestände. Aber
auch für uns Steuerzahler, die wir die Folgekosten – etwa in Form von
steigenden Trinkwasserpreisen – bezahlen müssen“, kritisierte
NABU-Präsident Olaf Tschimpke. 

 

Zwar könnten ambitionierte Staaten mit mehr Entscheidungsfreiheit
künftig auch naturverträglich wirtschaftende Landwirte besser fördern.
„Aber die Gefahr von Verschwendung, Korruption und Begünstigung ist
deutlich höher“, so der NABU-Präsident. Zugleich drohe durch
auseinanderdriftende Standards die Chancengleichheit der Betriebe im
gemeinsamen EU-Markt untergraben zu werden. Ebenso steige die Gefahr,
dass sich die EU-Staaten bei Umweltstandards versuchen gegenseitig zu
unterbieten. Und nicht zuletzt ignoriere der Agrarkommissar mit seinem
Vorschlag den immer lauter werdenden Wunsch der Bevölkerung nach einer
naturverträglichen Landwirtschaft. 

 

Nach Ansicht des NABU und weiteren europäischen Naturschutzverbänden
sind klare Regeln und Sanktionen notwendig, um das massive Insekten- und
Vogelsterben zu stoppen und die bislang hochgradig umweltschädliche und
ineffiziente Verwendung der Agrarsubventionen zu beenden. „Im nächsten
EU-Haushalt brauchen wir vor allem eine klare Zweckbindung von Mitteln:
Mindestens 15 Milliarden Euro pro Jahr müssen bereit stehen, um
Naturschutzleistungen von Landwirten attraktiv zu honorieren“, so
Tschimpke. 

 

Derzeit werden Landwirte von der EU-Agrarpolitik in eine zerstörerische
Abwärtsspirale getrieben. „Sie werden gezwungen, immer mehr Pestizide
und Dünger zu verwenden – alles andere lohne sich nicht. Mit besserer
Förderung für naturverträgliches Wirtschaften kann die EU aber eine
grundlegende Umkehr einleiten: zum Vorteil für Natur und Landwirte
gleichermaßen. Andernfalls droht die GAP zum Sargnagel des ländlichen
Raumes zu werden“, so der NABU-Präsident. 

 

Nun sei Haushaltskommissar Günther Oettinger am Zug, Hogan zu
Nachbesserungen bei seinen GAP-Vorschlägen zu zwingen. Am 2. Mai will
Oettinger seinen Vorschlag für den künftigen EU-Haushalt vorstellen. 


 
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