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Leipzig steigt aus der Braunkohle aus

 

19. Januar 2019 - Wolfgang Pomrehn

 

Stadtwerke wollen künftig Fernwärme selbst produzieren. Braunkohlefreunde
laufen Sturm

 

Im Leipziger Umland und in der sächsischen Landespolitik gibt es seit
einigen Wochen große Aufregung. Die Leipziger Stadtwerke haben beschlossen,
ab 2023 keine Fernwärme mehr aus dem Braunkohle-Kraftwerk Lippendorf
beziehen zu wollen. Stattdessen soll bis dahin ein 150-Megawatt-Gaskraftwerk
entstehen, das sowohl die Fernwärmeversorgung übernehmen wie auch Strom
produzieren kann.

 

Dagegen hat sich, wie die Leipziger Volkszeitung schon Mitte Dezember
berichtete, [1] eine Allianz aus Vertretern der Industriegewerkschaft
Bergbau, Chemie, Energie und Lokalpolitikern von Union bis Linkspartei
gebildet. Einer der Vorwürfe lautet, dass die "Positionen des Freistaates
Sachsen und des Mitteldeutschen Reviers in der aktuellen
Strukturwandel-Debatte" mit dem Leipziger Vorstoß geschwächt würden.

 

Die Front verläuft aber offensichtlich quer sowohl durch die
Umlandsgemeinden als auch die Parteien. Immerhin tritt die Linkspartei in
Land und Bund für den Ausstieg aus der Braunkohle ein. Die Beteiligung der
Oberbürgermeisterin der südlich von Leipzig gelegenen Stadt Borna, Simone
Luedtke (Linke), an dem Bündnis steht also im Widerspruch zu den Beschlüssen
ihrer Partei.

 

Genauso finden sich im Leipziger Umland auch CDU-Lokalpolitiker, die ganz im
Gegensatz zur braunkohlefreundlichen Politik ihrer Partei den Leipziger
Vorstoß unterstützen. So hat sich aus in der Stadt Groitzsch der
Ortschaftsrat von Berndorf hinter die Leipziger gestellt, wie die Leipziger
Volkszeitung an anderer Stelle schreibt [2].

 

"Wir wollen oder vielmehr müssen doch alle aus der Kohle aussteigen“,
zitiert die Zeitung den Ortsvorsteher Jens Riemann von der
Wählervereinigung. „Jetzt hat jemand den Mut zu einer Entscheidung, da wird
sie schlechtgeredet." Riemann ist zugleich auch CDU-Mitglied. Neben dem
Klimawandel treibt ihn aber auch die Sorge um die ebenfalls zu Groitzsch
gehörenden Nachbardörfer Pödelwitz und Obertitz um, die eventuell noch einem
Braunkohletagebau weichen müssen.

 

Derweil begründet [3] Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) den
geplanten Umstieg mit der Unsicherheit über die Zukunft der Braunkohle. Es
sei inzwischen klar, dass ausgestiegen werden müsse. Es ginge nur noch um
den Zeitpunkt. Da in fünf Jahren ohnehin der Fernwärme-Liefervertrag mit dem
Braunkohlekraftwerk Lippendorf (knapp 2000 Megawatt elektrische Leistung,
Besitzer LEAG) ausläuft, hat die Stadt die Gelegenheit ergriffen, sich
unabhängig zu machen. Man wolle nicht gegebenenfalls durch den Umstieg in
eine Zwangslage geraten.

 

Jung räumt ein, dass das neue Kraftwerk zunächst die Emissionen in der
Region erhöhen wird, wenn das Kraftwerk Lippendorf noch weiterläuft. Das
neue Gaskraftwerk solle anfänglich mit Erdgas, perspektivisch aber auch mit
Biogas und Methan betrieben werden, das zuvor mit Überschussstrom
synthetisiert wurde.

 

Letzteres wird auch Windgas genannt und gilt als eine der Möglichkeiten, wie
bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Strom gespeichert werden könnte.
Dabei muss allerdings mit einem Energieverlust in der Größenordnung von 40
Prozent gerechnet werden.

 

Laut Wikipedia [4] ist das Kraftwerk Lippendorf seit 1999 in Betrieb. Zur
elektrischen Leistung von knapp 2000 Megawatt kommen maximal 330 Megawatt
Wärmeleistung hinzu, mit dem zurzeit Leipzig und Umland versorgt werden.
Insgesamt ergebe sich damit ein Wirkungsgrad von 46 Prozent. Oder mit
anderen Worten: Etwas über die Hälfte der in der Braunkohle gebundenen
chemischen Energie bleibt ungenutzt. Das heißt, nur der geringere Teil der
Abwärme kann genutzt werden.

 

Links in diesem Artikel:

[1]
http://www.lvz.de/Region/Borna/Suedraum-mobilisiert-gegen-Leipziger-Plaene-z
um-Kohleausstieg 

[2]
http://www.lvz.de/Region/Borna/Berndorfer-Ortschaftsrat-fuer-Kohleausstieg 

[3]
http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Neues-Gaskraftwerk-in-Leipzig-kostet-150-M
illionen-Euro 

[4]
https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Lippendorf#Technische_Beschreibung 

 

 

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