NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 130/19 | 3. DEZEMBER 2019
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Umwelt/Landnutzung/EU (Sperrfrist 4.12., 00:01)
NABU: Europas Natur im roten Bereich
Krüger: Von der Leyen muss Investitionsprogramm für die Ökosysteme
vorlegen /Landwirtschaft Ursache Nummer Eins für das Artensterben
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Brüssel/Berlin – Die Europäische Umweltagentur (EEA) zeichnet mit ihrem
am heutigen Mittwoch veröffentlichten Bericht „Die Umwelt in Europa –
Zustand und Ausblick 2020“) ein katastrophales Bild: Der Zustand der
Natur in Europa ist extrem besorgniserregend. 77 Prozent der wichtigen
Lebensräume in der EU sind in einen schlechten Zustand, 60 Prozent der
in der EU geschützten Arten sind bedroht. Dramatische Rückgänge gibt es
besonders in der Agrarlandschaft: Die Bestände von Vögeln sind in den
letzten dreißig Jahren um 30, die von Schmetterlingen um 40 Prozent
zurückgegangen. Gleichzeitig ist Europa weit davon entfernt einen
guten ökologischen Zustand seiner Flüsse und Meere zu erreichen – obwohl
dies die EU-Gesetzgebung verlangt.
 
Angesichts aktueller Proteste von Bäuerinnen und Bauern gegen höhere
Umweltauflagen stellt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger fest: „Leugnen
hilft nichts. Der Bericht benennt die Landwirtschaft klar als Ursache
Nummer Eins für den Rückgang von Arten, Lebensräumen und Ökosystemen.
Wir brauchen einen Systemwechsel in der EU-Agrarpolitik, damit sich
nachhaltige Produktion auch für die Betriebe lohnt.“
 
Mit Blick auf den von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für
nächste Woche angekündigten „European Green Deal“ fordert Krüger:
„Wir erwarten jetzt ein großes Investitionsprogramm für unsere
Ökosysteme. Die Mitgliedstaaten der EU müssen dazu verpflichtet
werden, in den nächsten zehn Jahren jeweils 15 Prozent ihrer
geschädigten Land- und Meeresflächen wieder in einen naturnahen
Zustand zu bringen. Damit können entscheidende Schritte gegen das
Artensterben und die Klimakrise gemacht werden.“ 
 
Moore, Wälder, Wiesen, Flüsse und die Meere verarmen laut Bericht immer
mehr und verlieren die Fähigkeit Kohlenstoff und Wasser zu speichern,
für fruchtbare Böden zu sorgen und vor Extremwetter zu schützen. Laut
NABU haben freiwillige Versprechungen zu ihrer Renaturierung nichts
gebracht. Jetzt müssen diese Ziele für alle Regierungen verbindlich
werden. So könnten bis 2030 insgesamt fast 450 Millionen Hektar Land-
und Seefläche renaturiert werden.
 
Der Bericht schildert auf 500 Seiten in einer großen Detailfülle, dass
es Europa trotz ausgefeilter Strategien und Maßnahmeplänen nicht
schaffen wird, die selbstgesteckten Ziele bis 2020 zu erreichen. Im
Bereich „Naturkapital“ wird  die EU nur zwei von 13 Zielen für 2020
erreichen, nämlich die Ausweisung von Schutzgebieten an Land und auf See
voranzutreiben – wobei diese oft nur auf dem Papier existieren und nicht
ausreichend finanziert und gepflegt werden. 
 
Auch für 2030 stehen die Bewertungsampeln in den meisten Bereichen auf
gelb-rot. Bei der Land- und Forstwirtschaft wagen die Wissenschaftler
sogar die Prognose, dass bis 2050 keine Nachhaltigkeit erzielt werden
wird, wenn es nicht zu einem drastischen Umsteuern der Politik kommt.
„Der Bericht konstatiert ein Scheitern auf der ganzen Linie und ist
ein dringender Appell an die Politik“, so Krüger.
 
Bericht zum Download: https://www.eea.europa.eu/soer-2020/
 
Forderungen des NABU und seines Netzwerks BirdLife Europe zur
EU-Biodiversitätspolitik:
https://www.birdlife.org/europe-and-central-asia/policy/our-house-fire-our-position-eu-biodiversity-strategy-2030
 
 
Für Rückfragen:
Konstantin Kreiser, NABU-Experte für globale Umweltpolitik, 
Mobil +49 (0)172-4179730, E-Mail: konstantin.krei...@nabu.de
 
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