NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 126/20 | 18. Dezember 2020
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Umwelt / Ressourcen
NABU fordert Pflicht-Biotonne überall in Deutschland
Miller: NABU-Analyse zeigt, dass zu wenige Bioabfälle getrennt
gesammelt werden/ Potenzial für Klima- und Ressourcenschutz wird nicht
ausgeschöpft
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Berlin – In Zeiten geschlossener Restaurants wird häufiger in den
eigenen vier Wänden gekocht und entsprechend fallen mehr Küchenabfälle
für die Biotonne an. Doch diese landen viel zu oft in der Restmüll-
und nicht in der Biotonne. Statt in die Vergärung und Kompostierung
gehen die Bioabfälle dann meist direkt in die Verbrennung und der
Stoffkreislauf wird nicht geschlossen. 
Eine aktuelle NABU-Analyse deckt zwei wesentliche Mängel der
Bioabfallverwertung in deutschen Städten und Kreisen auf: 
Erstens verfügt knapp jeder siebte Kreis über kein flächendeckendes
Biotonnenangebot. 15 Kreise widersetzen sich noch immer der seit 2015
geltenden gesetzlichen Pflicht, Bioabfälle getrennt zu sammeln. Weitere
28 Kreise und Städte bieten ihren Bürgern statt einer Biotonne nur die
Möglichkeit, die Bioabfälle zu einer zentralen Sammelstelle zu
bringen. Die Folge sind niedrige Sammelmengen. „40 Prozent des Inhalts
der Restmülltonne sind Bioabfälle. Dies hat nicht nur mit falscher
Mülltrennung von Seiten der Bürger zu tun, sondern auch mit einem
lückenhaften Angebot an Biotonnen“, so NABU-Bundesgeschäftsführer
Leif Miller. Über drei Millionen Tonnen Bioabfälle jährlich landen somit
fälschlicherweise im Restmüll. 
Das zweite Problem ist, dass zu viele Städte und Kreise nur eine
freiwillige Biotonne anbieten, die von den Bürgern extra bestellt werden
muss. Die Konsequenz ist, dass wenige Haushalte eine Biotonne haben und
die Sammelmengen dadurch niedrig sind. „Mit diesem Scheinangebot werden
zwar auf dem Papier die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, in der Praxis
jedoch oftmals pro Kopf jährlich weniger als zehn Kilogramm Bioabfall
über die Biotonne gesammelt“, kritisiert Miller. „Dies liegt deutlich
unter dem bundesweiten Durchschnitt von 60 Kilogramm. Das Potenzial für
Klima- und Ressourcenschutz verpufft.“ 
Die Folge dieser Scheinlösungen und der Missachtung gesetzlicher
Vorgaben ist, dass Schätzungen zufolge der bundesweite Anschlussgrad an
die Biotonne nur 55 bis 60 Prozent beträgt. Das bedeutet, dass knapp die
Hälfte der Haushalte keine Biotonne hat, um Küchen- und Gartenabfälle zu
entsorgen. 
Der NABU fordert daher eine bundesweite, flächendeckende
Pflicht-Biotonne. Die Kompostierung im Garten kann als Ausnahme von der
Pflicht gelten, sofern Gartenfläche und Kompostmenge in einem gesunden
Verhältnis zueinander stehen. Kommunen und Bundesländer sind
gleichermaßen in der Verantwortung. „Städte und Kreise dürfen sich
nicht weiter der Biotonne verweigern und müssen ernsthafte Sammelsysteme
etablieren statt auf freiwillige Angebote oder Bringsysteme zu setzen“,
sagt Michael Jedelhauser, NABU-Experte für Kreislaufwirtschaft. „Die
Bundesländer sind befugt, rechtsaufsichtliche Maßnahmen gegenüber
einzelnen Kommunen zu ergreifen. Hiervon müssen sie Gebrauch machen.“
Auch sollten die Länder in ihren Abfallwirtschaftsplänen ambitionierte
Zielgrößen für getrennt gesammelte Bioabfallmengen festlegen. 
Damit aber nicht nur mehr Biotonnen verteilt, sondern auch mehr
Bioabfälle gesammelt und Fehlwürfe minimiert werden, braucht es eine
kontinuierliche Abfallberatung durch die Entsorger und Kommunen. Denn
oftmals ist das Wissen um die korrekte Mülltrennung gering. „Wem bewusst
ist, warum der Abfall getrennt wird und warum man damit einen wichtigen
Beitrag für Umwelt und Klima leistet, der trennt richtig und mit
Überzeugung“, so Michael Jedelhauser. 
 
NABU-Analyse zu Bioabfällen, inkl. Kartenmaterial zum Download:
www.NABU.de/biotonne
( http://www.nabu.de/biotonne) 
NABU-Analyse zu Restmüll, inkl. Kartenmaterial zum Download:
www.NABU.de/restmuell
( http://www.nabu.de/restmuell) 




Für Rückfragen:
Dr. Michael Jedelhauser, NABU-Referent für Kreislaufwirtschaft, Tel.
+49 (0)30.28 49 84-1662, E-Mail: michael.jedelhau...@nabu.de


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