NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 35/21 | 31. März 2021 ________________________________________________________________ Umwelt/Forschung NABU-Forscherteam entdeckt neue Milbenart
Die Spinnentiere nutzen Restwärme von Auspuffanlagen zur Reproduktion ________________________________________________________________ Berlin/Passau - Kleine Gliederfüßler ganz groß - die Natur hält manchmal überraschende Entwicklungen bereit: In Passau hat ein Forscherteam des NABU eine neue Milbenart entdeckt. Das Besondere an dieser zu den Spinnentieren gehörenden Gattung, sie machen sich die Restwärme der Auspuffanlagen von Autos zu Nutze. "Durch die erhöhte Temperatur wird bei dieser Milbenart ein biochemischer Prozess ausgelöst, der dafür sorgt, dass die Vermehrung beschleunigt wird", so Ralf Schulte, Fachbereichsleiter Naturschutz des NABU. "Wir kennen ähnliche Effekte bei manchen Milbenarten, die in der Wüste leben. In diesen Lebensräumen sind teilweise drastische Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht zu beobachten, auf die sich diese Milben optimal angepasst haben." Dass diese Anpassung nun auch im städtischen Lebensräumen zu Vorteilen führt, sei dennoch überraschend. Das NABU-Team hat bereits herausgefunden, dass es sich bei den jetzt in Passau entdeckten Milbe (lat. Minutum batavia reddas) um eine bislang unbekannte Unterart der afrikanischen Milben handelt. Die winzigen Lebewesen seien zudem in solch einer großen Zahl anzutreffen, dass sie offenbar auch bereits in den lokalen Nahrungskreisläufen eine Rolle spielen. Dr. Julia Reichert, leitende Biologin des NABU-Forschungsteams in Passau sagt dazu: "Es war eher ein Zufallsfund, dass wir auf diese Art gestoßen sind. Wir haben uns zu dem Zeitpunkt mit dem Rückgang der Insektenpopulation und den Auswirkungen auf die Vogelwelt beschäftigt. Dabei ist uns aufgefallen, dass es innerhalb der Nahrungskette in städtischen Lagen von Passau eine ungewöhnliche Reichhaltigkeit des Angebots gab. Erste Vergleiche zur Artenbestimmung führten uns auf die Spur nach Afrika. Wie die Milben nach Passau gekommen sind, konnten wir noch nicht herausfinden. Die hier vorgefundene Anpassung an die Besonderheiten urbaner Lebensräume zeigt jedoch auf faszinierende Weise die evolutionäre Kraft der Natur." Nach Einschätzung der Biologen vom NABU ist die Milbe, wie andere Milbenarten, für den Menschen vollkommen ungefährlich. Sie stellen aber eine echte Chance für die Vogelwelt dar, die durch den massiven Artenschwund bei den Insekten gefährdet ist. "Durch die Milbe wird die gesamte Nahrungskette bis hin zu den Vögeln deutlich gestärkt. Wir beobachten, dass vor allem Gartenvögel wie Amseln und Stare bereits gelernt haben, diese neuen Nahrungsschwerpunkte vor Häusern mit Gärten und abgestellten Autos für sich zu nutzen", so Reichert. Auch der Vogel des Jahres, das Rotkehlchen, profitiert davon. In einem nächsten Schritt wird der NABU nun die Suche nach der neuen Spezies auf andere Städte in Deutschland ausgedehnen. Mit mehr als 820.000 ( tel:820000) Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Zu den zentralen NABU-Anliegen gehören auch die Vermittlung von Naturerlebnissen und die Förderung naturkundlicher Kenntnisse. Mehr Infos: www.nabu.de/wir-ueber-uns ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- NABU-Pressestelle Roland Panter | Julian Bethke | Britta Hennigs | Katrin Jetzlsperger | Silvia Teich Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 ( tel:+490302849841510) | -1538 | -1722 | -1534 | -1588 Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 ( tel:+490302849842000) | E-Mail: pre...@nabu.de Sollten Sie keine Pressemeldungen mehr von uns erhalten wollen, können Sie sich hier abmelden: www.NABU.de/presseabo-abbestellen ( http://www.nabu.de/presseabo-abbestellen)
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