NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 106/14 | 29. SEPTEMBER 2014
Umwelt/Artenschutz
NABU: Projekt zur Wiederansiedlung des Baltischen Störs gestartet
12.000 Jungtiere des Urzeitfisches in die Oder entlassen
Angermünde/Berlin – Der Baltische Stör soll in der Oder und damit im
Einzugsgebiet der Ostsee wieder dauerhaft heimisch werden. 12.000
Jungtiere sind am heutigen Montagnachmittag in die Oder entlassen
worden. Sie sollen helfen, den ehemals im Odereinzugsgebiet heimischen
Fisch wieder anzusiedeln. „Damit haben wir ein wichtiges Etappenziel
erreicht. Erstmals ist es uns gelungen, Störe in der Teichwirtschaft
Blumberger Mühle aufzuziehen und sie auf ihre lange Reise in die Ostsee
zu schicken“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Gemeinsam mit der
Gesellschaft zur Rettung des Störs (GRS) und der Teichwirtschaft
Blumberger Mühle beteiligt sich der NABU, gefördert durch Mittel der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), an dem nationalen
Wiederansiedlungsprojekt.
Drei Monate lang war das historische Bruthaus der Teichwirtschaft
Blumberger Mühle im brandenburgischen Angermünde das Zuhause für
tausende junger Störe. So lange dauerte die Aufzucht von der nur wenige
Millimeter großen Larve bis zur Besatzgröße von etwa zehn Zentimetern
Körperlänge. In dieser Zeit werden die Fische gehegt und gepflegt.
Ständig müssen sie mit kaltem sauerstoffreichem Wasser versorgt
werden und wurden mit Salinenkrebsen und später mit Zuckmückenlarven
gefüttert. „Eine anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe. Wir freuen
uns über jeden einzelnen Stör, der diesen gefährlichen ersten Schritt
ins Leben überstanden hat und jetzt helfen kann, eine sich selbst
erhaltende Population Baltischer Störe in Oder und Ostsee aufzubauen,“
so NABU-Projektleiter Kim Detloff.
1968 wurde der letzte Baltische Stör in der Oder gefangen. Fischerei,
Gewässerverschmutzung und die Verbauung der Flüsse hatten die einst
reichen Bestände ausgelöscht. Heute versuchen Fischereibiologen und
Naturschützer den wohl ursprünglichsten aller Knochenfische mit viel
Aufwand zurückzuholen. Der NABU beteiligt sich an dem nationalen
Wiederansiedlungsprojekt durch die Aufzucht von zukünftigen Elterntieren
in den Fischteichen der Blumberger Mühle, die für die Vermehrung in
kommenden Jahren benötigt werden. Zudem werden für die Auswilderung in
der Oder junge Störe im Wasser der Welse aufgezogen, ein wichtiger
Schritt zur Anpassung der Tiere an ihre zukünftigen Heimatgewässer vor
dem Besatz, um sie fit zu machen für das Leben in freier Wildbahn.
Darüber hinaus wird das Störprojekt und die notwendigen begleitenden
Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen als zentraler Bestandteil in das
Bildungs- und Informationsangebot des NABU Erlebniszentrums Blumberger
Mühle aufgenommen. Ab sofort können Besucher im Aquarium junge Störe
beobachten und heranwachsen sehen und sich über die Biologie des
Urzeitfisches, seine Gefährdung sowie das Wiederansiedlungsprojekt
informieren.
„Ein Stör benötigt acht bis zehn Jahre, bis er ausgewachsen ist. In
diesem Zeitraum sollen die Jungtiere nun ihren Weg in die Ostsee finden.
Wir hoffen, dass möglichst viele Fische dann ihren Rückweg in ihr
Besatzgebiet finden, um dort zu Laichen. Ziel ist es, einen eigenständig
überlebensfähigen Bestand des Baltischen Störs in unseren Gewässern
aufzubauen“, so Detloff.
Der Baltische oder auch Atlantische Stör (Acipenser oxyrinchus) ist
eine kälteresistente Art, die einst die Ostsee und ihr Einzugsgebiet
besiedelte. Die Wanderfische ziehen zum Laichen aus dem Meer
flussaufwärts in die Laichgründe ihrer Geburt, beim Baltischen Stör
von der Ostsee in die Niederungen von Oder, Weichsel, Memel, Daugava,
Narva und Neva. Die Jungfische wachsen dort einige Jahre heran und
wandern anschließend ins Meer ab.
Überfischung, Gewässerverschmutzung und -verbauung rottete sie Ende des
19. Jahrhunderts aus.
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Für Rückfragen:
Dr. Kim Cornelius Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz, , Tel. +49
(0)30.284984-1626,
Mobil +49 (0)152.09202205, E-Mail: kim.detl...@nabu.de
Dr. Jörn Geßner, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und
Binnenfischerei und Gesellschaft zur Rettung des Störs,
Tel. 03064181626, Mobil: 01708684238, E-Mail, sturg...@igb.-berlin.de
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