Mitteldeutscher Rundfunk
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ser-100.html

09. April 2021

Etwa 70.000 Tonnen Reifenabrieb landen jährlich im Boden

Reifenabrieb ist eine der größten Quellen für Mikroplastik. Wie Forschende
jetzt herausfanden, landen jährlich zehntausende Tonnen davon im Boden und
auch in Gewässern

Wenn Autos, Busse und Motorräder über die Straße rauschen, nutzen sich die
Reifen ab und hinterlassen viele kleine Reifenpartikel. Insgesamt 60- bis
70.000 Tonnen Reifenabrieb landen jedes Jahr im Boden, weitere 8.700 bis
20.000 Tonnen gelangen in das Oberflächengewässer. Das ist das Ergebnis
einer Studie von Forschenden der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und
die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Alleine im vergangenen Jahr
wurden in Deutschland rund 48,5 Millionen PKW-Reifen abgesetzt, so die
aktuelle Schätzung des Branchenverbands Reifenhandel.

Die Schlüsselfrage: Wo entsteht der Reifenabrieb?

Der Studie zufolge spielt es eine enorme Rolle, wo der Reifenabrieb
entsteht. Auf Straßen in Ortschaften und Städten spüle Regen den
Reifenabrieb über kurz oder lang in die Kanalisation. Handelt es sich um ein
sogenanntes Mischwassersystem mit Kläranlage, werden dann mehr als 95
Prozent des Reifenabriebs zurückgehalten.

Außerhalb der Ortschaften dringt Reifenabrieb ungehindert in den Boden ein

An Straßen außerhalb der Ortschaften versickere der Regen hingegen meist
über die Böschung. Der größte Teil des Reifenabriebs werde so in den
straßennahen Boden eingetragen und von der oberen bewachsenen Bodenzone
zurückgehalten. Bis 20 Prozent des Reifenabriebs könnten auf diese Art auch
in Oberflächengewässern landen. Dort lagere sich Teil der Partikel zwar im
Sediment ab, wie viele das sind, ist jedoch noch nicht genau bestimmbar. In
einer Modellstudie für das Einzugsgebiet der Seine und der Schelde fanden
andere Autoren heraus, dass etwa zwei Prozent der ursprünglich freigesetzten
Reifenabriebmenge in das Meer transportiert wird. Für Flüsse in Deutschland
liegen noch keine Modellrechnungen vor.

Abrieb von Autoreifen ist große Mikroplastikquelle

Fahrzeugreifen bestehen etwa zur Hälfte aus vulkanisiertem Naturkautschuk
oder synthetischem Gummi und enthalten darüber hinaus eine Vielzahl von
Füllmitteln und anderen chemischen Zusatzstoffen. Der Abrieb von Autoreifen
ist damit eine der größten Mikroplastikquellen – deutlich vor Faserabrieb,
der beim Waschen von Kleidung aus Kunstfasern entsteht. Reifenabrieb bildet
sich an den Laufflächen von Fahrzeugreifen, vor allem bei Beschleunigungs-
und Bremsvorgängen. Dabei entstehen Partikel, die aus einer Mischung von
Gummi und Straßenabrieb bestehen.

Bis zu zehn Prozent des Reifenabriebs landen in der Luft

Bereits bekannt war, dass ein kleiner Anteil des Reifenabriebs von der
Straße in die Luft gelangt (5 bis 10 Prozent), wo er zur Feinstaubbelastung
beiträgt. Der Weg des weit größeren Anteils von rund 90 Prozent des
Reifenabriebes war bisher aber nicht im Detail geklärt. Obwohl jährlich
große Mengen an Reifenabrieb in Böden eingetragen werden, sind die Effekte
auf bodenbewohnende Organismen bisher kaum bekannt. Das trifft fast ebenso
auf die ökotoxischen Wirkungen für Wasserorganismen unter Umweltbedingungen
zu. (kt)

"Top Ten" - Mikroplastik-Quellen

* Pkw-Reifenabrieb: 998,0 g pro Jahr/Person.
* Platz 2: Abfallentsorgung. Auch Klärschlamm gehört dazu, denn er enthält,
verteilt oder zerkleinert Mikroplastik.
* Bitumen-Abrieb vom Asphalt ist die Nummer 3.
* Industriepellets. Auch sie landen leider in der Umwelt. Platz 4.
* Sport- und Spielplätze. Hier verwehen 131,8 Gramm pro Kopf und Jahr.
* Baustellen sind Platz 6.
* Schuhsohlen hinterlassen vielerlei Spuren. Auch 109 Gramm pro Mensch und
Jahr Mikroplastik. Platz 7.
* Platz 8: Kunststoffverpackungen.
* Fahrbahnmarkierungen nutzen sich ab. Die Kunststoffe werden in der Umwelt
verteilt. Platz 9.
* Platz 10: Faserabrieb bei Textilwäsche. 76,8 Gramm pro Kopf und Jahr.

Link zur Studie

Beate Baensch-Baltruschat, Birgit Kocher, Christian Kochleus, Friederike
Stock, Georg Reifferscheid (2021). Tyre and road wear particles - A
calculation of generation, transport and release to water and soil with
special regard to German roads. Science of the Total Environment
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969720354681


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