http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2012/06/25/juni-news-aus-fukushima.html

Schweizerische Energie-Stiftung - 25.06.2012 

36 % der Kinder aus Fukushima haben veränderte Schilddrüsen

Soeben hat das Gesundheitsdepartement der Präfektur Fukushima die neuesten 
Ergebnisse der Untersuchung von Schilddrüsen bei über 38'000 Kindern 
veröffentlicht. Bei 36 % der untersuchten Kinder wurden Zysten und Knoten 
entdeckt. Das Gesundheitsdepartement hält 99,5 % der Fälle für problemlos und 
will diese Kinder in den nächsten 2.5 Jahren nicht weiter untersuchen - es 
stellt sich die Frage, auf Grund welcher Kriterien dies entschieden wurde. Die 
genauen Ergebnisse, ebenso wie Bilder und Kommentare der Ärzte, werden den 
Patienten und ihren Familien vorenthalten. Einer der Hauptverantwortlichen 
dieser Untersuchung, Prof.Dr. Shunichi Yamashita, Vizepräsident der Fukushima 
Medical University, empfielt auch den Kollegen der Gesellschaft der 
Schilddrüsen- Fachärzte in ganz Japan, gegenüber verunsicherten Patienten 
weitere Untersuchungen für unnötig zu erklären.
Dr. Michiyuki Mazuzaki vom Fukagawa-Stadtspital vergleicht in einem Bericht die 
Ergebnisse der Untersuchung mit jenen aus verschiedenen Ländern inklusive 
Tschernobyl. Er kommt zum Schluss, dass die Werte in der Präfektur Fukushima 
extrem hoch sind.

Quelle: NGO GoE Japan

» mehr zur Problematik in Fukushima
http://www.pref.fukushima.jp/imu/kenkoukanri/240612shiryou.pdf

» zum Matsuzaki-Bericht
http://1am.sakura.ne.jp/Nuclear/kou131Matsuzaki-opinion.pdf


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Geheimnisvoller schwarzer Staub in Tokyo - hochradioaktiv!

Eine Bürgergruppe hat in Tokyo an zahlreichen Standorten hochstrahlenden 
schwarzen Staub entdeckt. Dieser ist nahezu allgegenwertig: am Strassenrand, in 
Parkanlagen, Böschungen, etc. Pro Kilogramm wurden bis zu 243'000 Becquerel 
gemessen. Der schwarze Staub ist eine vertrocknete Blaualgenart, die 
Radioaktivität sehr stark bindet. Die Gefahr ist gross, dass der Staub durch 
Einatemen bzw. indirekt eingenommen wird. Eine Gruppe von 
StadtparlamentarierInnen hat kürzlich die Ergebnisse ihrer Messungen in Tokyo 
veröffentlicht: Auf Strassen und im Parkanlagen wurden bis über 8000 
Becquerel/kg gemessen. Im Stadtpark Mizumoto wurde stellenweise Erde mit bis zu 
251'000 Becquerel/kg gemessen, bzw. 1,1 Mikrosievert pro Stunde und das ein 
Meter über dem Boden.

Quelle: SPA!, Tokyoter Stadtparlamentariergruppe Kyosanto

» mehr dazu
http://www.jcptogidan.gr.jp/


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Verstrahlte Fischkonserven als Entwicklungshilfe

Das japanische Aussenministerium möchte im Rahmen seiner Entwicklungshilfe 
gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm der UNO (WFP), Fischkonserven aus 
Nordost-Japan in Wert von ca. 12 Mio. CHF an Hungergebiete in Kambodscha, 
Ghana, Kongo, Senegal und Sri Lanka verschenken. Diese Fischkonserven sind in 
Japan durch «Rufschaden» in Folge der Reaktorkatastrophe schwer zu verkaufen. 
Das Ministerium verspricht gleichwertige Qualität, wie sie auf dem japanischen 
Markt üblich ist. Das heisst keineswegs, dass diese Fische nicht verstrahlt 
sind, die Werte liegen einfach unter dem japanischen Grenzwert.

Quelle: Sankeinews, Aussenministerium Japans MOFA

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Streit um das Wiederhochfahren zweier Reaktoren des AKW Oi

Seit Anfang Mai ist in Japan kein einziges AKW mehr im Betrieb. Premierminister 
Yoshihiko Noda hat am 8. Juni das Wiederhochfahren zweier Reaktoren in Oi 
(Fukui, Westjapan) für notwendig erklärt. Die beiden Reaktoren sollen Anfang 
bis Mitte Juli wieder ans Netz gehen. Die Standortgemeinde Oi hat diesem 
Entscheid zugestimmt. Die Gemeinde ist wirtschaftlich sehr stark von der 
Atomindustrie abhängig. Der Stadtpräsident ist zugleich Inhaber eines 
Unternehmens, das von AKW-Betreibern grosse Aufträge erhält. Prämierminister 
Noda will mit dieser Entscheidung «das Leben der Bevölkerung schützen». Dies 
sei die grösste Verantwortung des Staates. Obwohl es nach seinen Worten keine 
absolute Sicherheit gibt, hat er Massnahmen angeordnet, die im Fall eines 
Erdbebens oder Tsunamis eine Kernschmelze verhindern sollen. Noda möchte die 
beiden AKW auch nach dem Sommer, also nach der Spitzenbedarfsperiode in Japan, 
weiterbetreiben. Die Sicherheitsmassnahmen sind bisher nur teilweise ausgeführt 
worden. Eine Wartezeit von mehreren Jahren wird in Kauf genommen. Für den Fall 
einer notwendigen Evakuation gibt es nur eine einzige Fluchtstrasse. Der 
Verdacht, der AKW-Komplex befinde sich auf einer aktiven geologischen 
Verwerfungslinie, wurde bis jetzt nicht widerlegt. Die Metropolen Kyoto und 
Osaka befinden sich innerhalb der 100 Kilometer Zone. In ganz Japan gibt es 
laufend Demonstrationen der Bevölkerung gegen das Wiederhochfahren der AKW und 
zahlreiche Petitionen werden eingereicht. Der Anlagebetreiber und 
Stromversorger Kansai-Electricity verfügt über das Strommonopol in der 
Metropolenregion und droht mit einer zeitweisen Stromabschaltung. Diese 
Ankündigung hat die Unternehmer der Region verunsichert, womit grosser 
politischer Druck aufgebaut werden konnte.

Quelle: Rede der Prämierminister Noda vom 8.6.

» mehr dazu
http://www.kantei.go.jp/foreign/noda/statement/201206/08kaiken_e.html


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Fukushima-BewohnerInnen klagen gegen Verantwortliche

1324 BewohnerInnen der Präfektur Fukushima haben am 11. Juni einen Strafprozess 
gegen die Verantwortlichen der Reaktorkatastrophe bei der Staatsanwaltschaft 
von Fukushima eingeleitet. Angeklagt sind 33 Personen: 15 aus der 
Geschäftsführung von Tepco, 7 aus der Sicherheitskommission, 3 aus dem 
Sicherheitsamt, sowie 9 weitere Beamte, Professoren und Mediziner. Die Klagen 
lauten auf fahrlässige Verletzung und Tötung, sowie Verletzung der 
Umweltschutzgesetze. Der leitende Rechtsanwalt der Gruppe, Hiroyuki Kawai, 
gründete letztes Jahr eine IG Rechtsanwälte für Atomausstieg, die inzwischen 
auf 300 Mitglieder angewachsen ist. Gemeinsam organisieren sie an fast allen 
AKW-Standorten Japans Klagen wegen Gefährdung der Bewohnerschaft. Kawai 
unterstützt auch die 42 Tepco-Aktionäre in ihrer Klage gegen 27 bisherige 
Kaderleute von Tepco wegen ungenügender Sicherheitsmassnahmen. Sie verlangen 
einen Schadenersatz von 5504,5 Mrd. Yen (ca. 64 Mrd. CHF), welchen diese 
Kaderleute an die geschädigte Firma Tepco persönlich überweisen sollen.

Quelle: Fukushima Genpatsu Anklagegruppe, Mainichi-Shinbun

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Vorbereitungen für das Stromsparen 2012

Im Sommer wird in Japan am meisten Strom verbraucht. Erstmals muss Japan diesen 
Sommer ohne (oder evt. mit nur zwei) AKW über die Runden kommen, Stromeffizienz 
ist angesagt. Der Stromkonzern Kansai-Electricity (Kepco) hat sich eine 
originelle Strategie einfallen lassen: Die Negawatt. Firmen mit einem Verbrauch 
über 500 kW können bei Engpässse im Netz für nicht gebrauchten Strom eine 
Vergütung erhalten. Das geht so: Kepco kündigt vorauszusehende Engpässe 
frühzeitig an. Die Mitglied-Firmen machen ein Angebot, wie viel Strom sie zum 
kritischen Zeitpunkt einzusparen bereit sind und zu welcherm Preis. Kepco wählt 
dann das günstigste Angebot. Die Stadt Tokyo hat sieben Grundsatzmassnahmen für 
das Stromsparen 2012 veröffentlicht, schickt 4000 Energiesparberater in 
Privathaushaltungen und arbeitet intensiv mit Firmen zusammen, damit gute 
Beispiele und Erfahrungen von 2011 weiter verbreitet werden. Das Potenzial ist 
enorm: Gewisse Firmen konnten ihren Stromverbrauch um bis zu 40 % senken.

Quelle: Mainichi-Shinbun, NHK, Umweltamt Stadt Tokyo

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Lichtblick: KEV ab 1. Juli 2012!

Am 1. Juli tritt die neue Regelung für die kostendendeckende Einspeisevergütung 
für Strom aus erneuerbaren Energien in Kraft. Für Solarstrom sind 42 Yen (ca. 
50 Rp) pro eingespeister kWh vorgesehen. Alle, also auch kleine PV-Anlagen, 
sind berechtigt und es gibt keinen Deckel. Dies dürfte einen gewaltigen Boom 
auslösen, denn viele potenzielle Produzenten warten schon lange in den 
Startlöchern.

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Recherchiert von Kaori Takigawa

Die Schweizerische Energie-Stiftung SES setzt sich dafür ein, dass der 
Super-GAU in Fukushima nicht vergessen geht. Dank der japanischen 
Fachjournalistin Kaori Takigawa dürfen wir Ihnen Aktualitäten & Hintergründe 
aus Japan liefern. Für Fragen oder Anregungen stehen wir per Mail oder 
telefonisch unter 044 275 21 21 gerne zur Verfügung.

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