Feed: Mobilitätswende - Politik für eine zukunftsfähige Mobilität

Posted on: Sunday, October 13, 2019 6:24 PM

Author: Bernhard Knierim (i...@mobilitaetswen.de)

Subject: Abgefahren - Warum wir eine neue Bahnpolitik brauchen

 


»Alle reden vom Klima - Wir nicht.« Mit einer solchen Losung müsste in diesen 
Zeiten der drohenden Klimakatastrophe eigent­lich für die Schiene geworben 
werden. Doch so wie der wunderbare Bundesbahn-Werbespruch aus den 1960er Jahren 
»Alle reden vom Wetter - Wir nicht« als PR der heutigen Bahn als Lachnummer 
auf­gefasst werden würde, so wirkt auch ein abgewandelter 
Klimaretter­Bahn-Slogan unglaubwürdig. Ein wachsender Teil der Bevölkerung 
empfindet in Bezug auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Bahn, Komfort und 
Service im Schienenverkehr, das Ansehen der Deut­sche Bahn AG und den Zustand 
der Infrastruktur wohl die Charak­terisierung »abgefahren« als weitaus 
zutreffender.

Obwohl wir die Eisenbahn als klima- und umweltfreundlichstes Verkehrsmittel 
dringender denn je brauchen, erleben wir seit Jahr­zehnten ihren Niedergang. 
Aus unserer Sicht spricht viel dafür, dass die Bahn in Deutschland sich weiter 
in ihrer existenziellen Krise fest­fährt. Dabei wird der Schienenverkehr in 
Deutschland heute von vier Seiten bedroht.

Erstens gibt es einen Verkehrsmarkt, in dem seit vielen Jahrzehn­ten 
systematisch der Straßenverkehr und die Luftfahrt bevorzugt und die Schiene 
benachteiligt werden. Um dies nur für die Verkehrswe­ge zu verdeutlichen: 
Allein seit der Vereinigung von BRD und DDR wurde das Schienennetz um 7000 
Kilometer abgebaut, während im gleichen Zeitraum zehntausende Kilometer neue 
Straßen, darunter allein 2300 Kilometer neue Autobahnen, gebaut wurden. Der 
Kahl­schlag im Bereich Schiene betrifft vor allem Qualität und Effizienz der 
Infrastruktur. Im Zeitraum 1994 bis 2018 wurde die Zahl der Weichen und 
Kreuzungen im Schienennetz mehr als halbiert.

Zweitens befindet sich der Bahnkonzern in einer akuten Finanz- und 
Strukturkrise. Für das Jahr 2019 weist die Deutsche Bahn AG in ihrer Bilanz 
Schulden in Höhe von 25 Milliarden Euro aus. Damit ist der Schuldenberg 
erstmals höher als derjenige, den die Deutsche Bundesbahn im Zeitraum 1949 bis 
1992 mit 47,8 Milliarden DM angehäuft hatte. Wohlgemerkt: Die Deutsche Bahn AG 
startete im Januar 1994 schuldenfrei. Diese Krise ist das logische Ergebnis der 
Privatisierung der Eisenbahn im Jahr 1994, was euphemistisch als »Bahnreform« 
bezeichnet wurde, der fatalen Orientierung auf den Börsengang (2000 bis 2008) 
und - seit mehr als zwei Jahrzehnten - des verantwortungslosen Kahlschlags bei 
Infrastruktur und Beleg­schaft.

Drittens stellt die 2012 beschlossene grundsätzliche Zulassung des 
flächendeckenden Fernbusverkehrs einen weiteren Mosaikstein der »verkehrten 
Verkehrsmarktordnung« dar. Ähnlich wie im Fall der Konkurrenz zwischen Uber und 
dem traditionellen Taxigewer­be gibt es inzwischen einen höchst ungleichen 
Konkurrenzkampf zwischen Schienenfernverkehr und Busfernverkehr. Das damit 
ver­bundene Preisdumping hat dazu geführt, dass der Fernverkehr auf Schienen 
nicht mehr kostendeckend betrieben wird.

Viertens haben wir es im Bundesverkehrsministerium im Allge­meinen und bei der 
Deutschen Bahn AG im Besonderen mit Ins­titutionen zu tun, deren 
Spitzenpersonal - zurückhaltend formu­liert - keinerlei Leidenschaft für den 
Schienenverkehr aufbringt. Ja, ein großer Teil insbesondere des 
Führungspersonals der Deutschen Bahn ist strukturell mit dem konkurrierenden 
Straßenverkehr bzw. der Luftfahrt verbunden. Diese Personen sind 
mitverantwortlich für die zerstörerischen Prozesse im Bereich Schiene. Auf sie 
trifft in politischer - und oft auch in juristischer - Hinsicht der Vorwurf der 
Untreue zu.

Damit nicht auch in Bälde gilt, der sprichwörtlich letzte Zug sei »abgefahren«, 
schrieben wir als zwei leidenschaftliche Bahnfahrer, die sich seit eineinhalb 
Jahrzehnten gemeinsam mit der Thematik befassen und für eine »Bahn für Alle« 
werben, dieses Buch. Es geht nicht in erster Linie um ein paar Dutzend 
Milliarden Euro mehr, nicht um ein paar Prozentpunkte Mehrwertsteuer im 
Schienenfern­verkehr weniger und nicht um das eine oder andere Bauernopfer im 
Bahnvorstand. Vielmehr brauchen wir eine grundsätzlich neue Bahnpolitik. Wir 
skizzieren in dieser Schrift die Grundzüge einer solchen »Bahnwende in der 
Verkehrswende«. Diese haben wir in insgesamt 16 Kapitel eingeteilt, die sich 
jeweils mit einem Aspekt der Bahnkrise befassen. Am Ende eines jeden Kapitels 
präsentieren wir konkrete Lösungsvorschläge für eine bessere Bahn.

Dazu lassen wir nach jedem Kapitel Personen bzw. Initiativen aus dem Bahnsektor 
zu Wort kommen, die ihre eigenen Erfahrungen dokumentieren und Bausteine für 
eine »Bahn der Zukunft« vortra­gen. Ohne einen Neuanfang kann die 
selbstzerstörerische Fahrt aufs verkehrspolitische Abstellgleis nicht gestoppt 
und damit der erfor­derliche Beitrag der Schiene für eine nachhaltige 
Klimapolitik nicht geleistet werden. 

Das Buch ist soeben im Papyrossa-Verlag (Köln) erschienen und für 17,90 € 
überall im Buchhandel erhältlich. Weitere Informationen mitsamt einer Leseprobe 
sind hier auf der Website des Verlages zu finden: 
https://shop.papyrossa.de/Knierim-Bernhard/Wolf-Winfried-Abgefahren. Auch 
Lesungen oder Diskussionsveranstaltungen zum Buch sind gerne möglich; bitte 
kontaktieren Sie mich bei Interesse über bernhard.knie...@bahn-fuer-alle.de 
<mailto:bernhard.knie...@bahn-fuer-alle.de> .

 

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