NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 117/19 | 5. NOVEMBER 2019
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Umwelt/Wald
NABU: Auch im Wald verschwinden die Insekten
Kowalski: Keine Pestizide mehr im Wald einsetzen, Flächen aus der
Nutzung nehmen, Biodiversitätsforschung fördern
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Berlin – Seit der weltweit beachteten „Krefelder Insektenstudie“ ist
bekannt, dass der Bestand an Fluginsekten selbst in Naturschutzgebieten
in den letzten 30 Jahren um 70 Prozent zurückgegangen ist. Eine jetzt im
Fachmagazin „Nature“ erschienene Studie eines internationalen
Forscherteams zeigt, dass auch im Wald die Insektenmasse allein in den
Jahren 2008 bis 2017 um 41 Prozent und die Vielfalt der Arten um 36
Prozent zurückgegangen ist. Die Forscher stellten fest, dass vorwiegend
Insektengruppen schwanden, die weite Strecken zurücklegen. Sie vermuten
eine Wechselwirkung zwischen der umgebenden Landwirtschaft und dem
Lebensraum Wald. 
 
Der NABU nimmt die Forschungsergebnisse sehr ernst und fordert
Insekten-Schutzprogramme auch für den Wald. „Dabei darf es nicht nur um
Einzelinitiativen handeln – wir brauchen eine völlig andere Naturschutz-
und Waldnutzungspolitik“, fordert Heinz Kowalski, waldpolitischer
Sprecher des NABU. Vor allem der Staatswald, aber auch der Gemeinde- und
Kirchenwald müssten sofort beginnen, keinerlei Pflanzenschutzmittel mehr
einzusetzen. Kowalski: „Außerdem müssen wir insgesamt zehn Prozent der
Wälder aus der wirtschaftlichen Nutzung nehmen und möglichst viele
natürliche Strukturen auch im Wirtschaftswald erhalten und fördern. So
gewährleisten wir eine hohe Vielfalt an potenziellen Lebensräumen für
Insekten.“
 
Die Situation des Waldes in Deutschland schätzt der NABU als sehr
kritisch ein. Von der Temperaturerhöhung und den immer noch bestehenden
Nadelholz-Monokulturen haben in den vergangen Jahren einige
spezialisierte Insektenarten wie der Fichtenborkenkäfer oder die Nonne
profitiert. Um diese naturfernen Forste gegen diese Massenvermehrung zu
schützen, werden sie meist mit Kontakt- und Nervengiften behandelt.
Keines der eingesetzten Pestizide wirkt dabei ausschließlich selektiv.
Es werden immer auch Insekten geschädigt, die nicht Ziel eines
Gifteinsatzes sind. Kurz- und langfristig werden die komplexen
Waldökosysteme so durcheinander gebracht.
 
 „Wenn wir jetzt nicht sofort handeln, haben wir bald im Wald die
gleiche schlechte Situation wie in den landwirtschaftlichen Flächen“, so
Kowalski „Wir brauchen die Insekten als Bestäuber und als Teil eines
vielfältigen Netzwerks um langfristig stabile Ökosysteme gerade im
Rahmen des Klimawandels zu fördern.“
 
Um mehr Erkenntnis zum ökologischen Zustand der Wälder und der
Entwicklung der Insektenvielfalt im Wald zu bekommen, fordert der NABU
bereits seit vielen Jahren, dass neben den Vögeln auch Insekten und
Pilze in das bundesweite Biodiversitätsmonitoring aufgenommen werden,
zum Beispiel bei der alle zehn Jahre stattfindenden Bundeswaldinventur.

 
Mehr Infos zur
Studie:www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/35768/
Mehr Infos: www.NABU.de/wald
( http://www.nabu.de/wald)  
 
Für Rückfragen:
Heinz Kowalski, waldpolitischer Sprecher des NABU,
Mobil 0160-8856396, E-Mail: heinz.kowal...@nabu.de 
 
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