NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 123/19 | 13. NOVEMBER 2019

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Umwelt/Meeresschutz

NABU fordert Bündnis von Bund und Ländern zur Bergung von
Kriegsaltlasten in Nord- und Ostsee

Miller: Alt-Munition muss zur Chefsache werden

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Hamburg/Berlin – Rund 1,6 Millionen Tonnen Munitionsaltlasten in Nord-
und Ostsee stellen eine lange unterschätzte, gravierende Gefahr für
Mensch und Meere dar. Nach über 70 Jahren ist schon ein Teil der
Munition erodiert und entlässt zunehmend Giftstoffe, die sich in
Meeresflora und -fauna anreichern und über die Nahrungskette den
Menschen erreichen. 

 

Anlässlich der am heutigen Mittwoch beginnenden Umweltministerkonferenz
in Hamburg (bis 15. November) fordert der NABU Bund und Länder auf, in
einem gemeinsamen Bündnis die finanziellen und organisatorischen
Voraussetzungen zu schaffen, um eine naturverträgliche Bergung der
Munitionsaltlasten umzusetzen. Sprengungen zur Altlastenbeseitigung
müssen auf unmittelbare Gefahrensituationen begrenzt, technischer
Schallschutz zum Schutz von Schweinswalen verbindlich vorgeschrieben
werden. 

 

„Wider besseres Wissen und trotz alarmierender Forschungsergebnisse
verschließt die Bundesregierung bislang die Augen vor einem immer größer
werdenden Problem. Angesichts von Tausenden Tonnen von krebserregendem
und erbgutschädigendem TNT, leicht entflammbarem Phosphor und
Schwermetallen wie Quecksilber und Kadmium sowie Giftgas-Granaten, die
am Grund von Nord- und Ostsee liegen, ist es höchste Zeit auch für eine
bundespolitische Verantwortung. Alt-Munition muss zur Chefsache werden“,
sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. 

 

Die technischen Voraussetzungen sind da. Im Rahmen des Programms RoBEMM
(Robotisches UnterwasserBergungs- und Entsorgungsverfahren inklusive
Technik zur Delaboration von Munition im Meer) wurde ein Emissionen
vermeidendes Verfahren zur ungefährlichen Beseitigung von Altmunition
aufgebaut.  Der Prototyp liegt vor, der in der Lage ist, die Altmunition
zu bergen und vor Ort natur- und umweltverträglich zu beseitigen.

 

Dank eines Munitionskatasters sind alle bisherigen Fundstellen von
Munition punktgenau bekannt. Dies ist ein guter Startpunkt für eine
notwendige unabhängige Risikoanalyse. Das Bergungskonzept RoBEMM muss zu
einer geschlossenen Prozesskette für Kampfmittelentsorgung auf See
weiterentwickelt und Teil einer nationalen und später europäischen
Strategie zur umweltverträglichen Räumung von Munitionsaltlasten werden.
Experten bestätigen, dass bereits heute die Mehrzahl aller
Munitionsfunde geborgen werden kann. Nicht handhabungssichere Munition
(wie z. B. scharfe Minen) ließe sich zukünftig mit Robotik bergen, so
dass sich nahezu alle Kampfmittelflächen in Nord- und Ostsee beräumen
ließen, wenn die Politik die notwendigen Mittel bereitstellt. Der NABU
unterstützt den gemeinsamen Vorstoß der Küstenländer Schleswig-Holstein,
Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern auf der Konferenz der
Umweltminister.

 

Wie leichtfertig und unsachgemäß der Bund mit dem gefährlichen
Weltkriegserbe umgeht, zeigte sich zuletzt im August in der Ostsee vor
Fehmarn, als die deutsche Bundesmarine gemeinsam mit NATO-Partnern
mindestens 42 Seeminen sprengte – mitten in einem für Schweinswale
ausgewiesenen Meeresschutzgebiet, ohne Einsatz von technischen
Schallschutzmaßnahmen und ohne Einbindung der zuständigen
Naturschutzbehörden von Bund und Ländern. Für den NABU ein Verstoß
gegen geltendes Naturschutzrecht. Auch hier muss gehandelt werden:
Munitionssprengungen und Ansprengungen der Marine zu Forschungs- und
Übungszwecken müssen zukünftig auf absolut notwendige Fälle begrenzt
werden. Der doppelte Blasenschleier gilt dann als die effizienteste
Möglichkeit, um den Schutz des bedrohten Schweinswals
sicherzustellen. 

 

Der NABU appelliert eindringlich an Bund und Länder, endlich auf die
Experten zu hören und gemeinsam in Hamburg die Weichen für eine
verantwortungsvolle Strategie zum Umgang mit den tödlichen
Kriegsaltasten zu stellen. Ein ‚weiter so wie bisher‘ darf keine Option
mehr sein.




Mehr Infos: 


www.NABU.de/munition-im-meer/
( http://www.nabu.de/munition-im-meer/) 
 


Für Rückfragen:


Dagmar Struß, Leiterin NABU-Landesstelle Schweinswalschutz in
Schleswig-Holstein, Mobil +49 (0)170.9611081, E-Mail:
dagmar.str...@nabu-sh.de

Dr. Kim Cornelius Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz, Mobil +49
(0)152.09202205, E-Mail: kim.detl...@nabu.de





 


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