NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 11/21 | 2. FEBRUAR 2021
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Umwelt/Verkehr
NABU fordert von maritimer Wirtschaft effektiven Klimaschutz auf See
Miller: Schweröl und Uralt-Technik sind keine Antwort auf die
Klimakrise
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Berlin/ Hamburg – Anlässlich der heute beginnenden Weltleitmesse der
Schiffstechnologie (SMM) fordert der NABU von der Branche ein klares
Bekenntnis zu effektivem Klimaschutz auf See. Die Umweltschützer
kritisieren, dass der Sektor bisher weitestgehend von gesetzlichen
Vorgaben zur Treibhausgasminderung verschont geblieben ist und auch von
sich aus keinerlei erkennbare Anstrengungen zur CO2-Reduktion
unternimmt. Es sei höchste Zeit, der Schifffahrt einen verlässlichen
aber auch ambitionierten Rahmen zu geben, der den Klimazielen von Paris
nicht entgegensteht.
 
Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer: „Schweröl und Uralt-Technik
sind keine Antwort auf die Klimakrise. Nach wie vor fehlt es der
Schifffahrt an einem überzeugenden Fahrplan, wie sie im Jahr 2050
emissionsfrei unterwegs sein kann. Branchentreffen wie die SMM sind ein
Spiegelbild dieses Versagens. Wir müssen den Druck offenbar deutlich
erhöhen, um den Sektor endlich auf Klimaschutzkurs zu bringen. Daher
ist es richtig, dass der Gesetzgeber nun auf europäischer Ebene
Effizienzsteigerungen, die Abschaffung der Steuerbefreiung mariner
Kraftstoffe sowie eine Einbeziehung der Schifffahrt in den
Emissionshandel diskutiert. Viel zu lange hat man die Branche gewähren
lassen. Nun steuern wir auf ein riesiges Abgasproblem zu – auch, weil
Zehntausende Bestandsschiffe noch in Jahrzehnten am Markt sein werden.“
 
Sönke Diesener, NABU-Experte für Schifffahrt und Klimaschutz:
„Technologische Lösungen für deutliche Emissionsminderungen stehen in
den Startlöchern. Aber ohne eine Veränderung der Rahmenbedingungen
werden sich die emissionsfreien Alternativen nicht durchsetzen können.
Billiges Öl, niedrige gesetzliche Standards und mangelnde Kontrolle
untergraben die Bemühungen in Sachen Klima- und Umweltschutz. Die
Branche scheint noch nicht verinnerlicht zu haben, dass sie nur dann
eine Zukunft hat, wenn es ihr gelingt, sich in Teilen neu zu erfinden
und dabei den Aspekt der emissionsfreien Antriebe ins Zentrum ihrer
Bemühungen zu stellen. Im Kern ist das auch eine wichtige
industriepolitische Frage für den europäischen Standort. Schmuddel-Image
und Zukunftsindustrie passen nicht zusammen. Die naheliegende Antwort
lautet: grüne Schifffahrt made in Europe.“
 
Hintergrund:
NABU-Schifffahrtsexperte Sönke Diesener wird am Mittwoch auf der SSM
unter anderem mit Industrievertretern von MSC und dem VDMA diskutieren,
wie Klima- und Umweltschutz für die Schifffahrt vorangetrieben werden
können. Kurzfristige Lösungen werden angesichts der Klimakrise
dringend gebraucht, denn auf die Schifffahrt entfallen aktuell bereits
etwa drei Prozent der globalen CO2 Emissionen, Tendenz stark steigend.
Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen
(IMO) hat sich bislang noch nicht ausreichend zu den Pariser Klimazielen
bekannt, sie will bis 2050 die Treibhausgasemissionen gegenüber 2008
gerade einmal um 50 Prozent senken. In drei Etappen sollen kurzfristige,
mittelfristige und langfristige Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels
beschlossen werden. Im Juni 2021 soll der  Effizienzstandard EEXI etwas
beschlossen werden. Die Maßnahmen reduzieren den Ausstoß von
Treibhausgasen bis 2030 voraussichtlich aber nur um 0,8 – 1,6 Prozent –
während für denselben Zeitraum ein Anstieg der Gesamtemissionen von 15
Prozent prognostiziert ist.
Aufgrund des unbefriedigenden Prozesses auf IMO-Ebene hat sich die
Europäische Union im letzten Jahr zu einem entschiedeneren Vorgehen
bekannt und unter anderem verschärfte Effizienzstandards, eine
Einbeziehung in den europäischen Emissionshandel, die Überprüfung der
Energiesteuersätze für marine Kraftstoffe sowie eine Landstrompflicht
angekündigt.
 
Für Rückfragen:
Sönke Diesener, NABU-Experte für Schifffahrt und Klimaschutz, 
Mobil +49 (0)173-9001782, E-Mail: soenke.diese...@nabu.de
 
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