NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 128/20 | 29. DEZEMBER 2020
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Umwelt/Verkehr
NABU wählt das Autobahnprojekt A26 Ost zum  „Dinosaurier des Jahres“  
Krüger: Die A26 Ost ist Sinnbild für verfehlte Verkehrspolitik und für
antiquierte Infrastrukturplanungen
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 Berlin – Der NABU hat die A26 Ost, die geplante Querverbindung der A1
und A7 im Hamburger Süden mit zehn Kilometer Länge, für den
Negativ-Preis „Dinosaurier des Jahres 2020“ ausgewählt. Erstmals seit
1993 wird damit keine Person ausgezeichnet, sondern ein konkretes
Projekt als Umweltsünde.
„Diese geplante Autobahn ist ein perfektes Sinnbild für eine verfehlte
Verkehrspolitik sowie für antiquierte Infrastrukturplanungen in ganz
Deutschland“, sagt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. „Sie ist ein
Planungs-Dinosaurier und muss verhindert werden. Hier soll wieder einmal
Natur verbaut werden, obgleich sich die Bedarfsprognosen dramatisch
verändert haben und sinnvollere Alternativen bestehen. Die Stadt
Hamburg und der Bund sollten diese Planungen jetzt stoppen. Die A26 Ost
macht deutlich: Wir brauchen eine grundlegende Überarbeitung des
Bundesverkehrswegeplans, um solche Planungs-Dinosaurier zu stoppen. Die
Infrastruktur der Zukunft muss auch helfen, die Pariser Klimaziele zu
erreichen und Naturverluste zu vermeiden. Neubauten von Fernstraßen
sollten bis zu dieser Überprüfung vollständig ausgesetzt werden.“
Die Stadt Hamburg bestellte die Pendlerautobahn für Hafen und
Airbus-Gelände bereits vor 20 Jahren beim Bund, damals unter
Bürgermeister Ole von Beust, unter Beteiligung der Grünen. Nun, zwei
Dekaden später, wurden die Gelder bewilligt. Mittlerweile liegt die
Verantwortung für den Ausbau beim Bund und damit bei Verkehrsminister
Andreas Scheuer. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD),
der die Hamburger Klimaplan- und Klimagesetzgebung eigentlich
vorantreibt, ist derjenige, der das klimaschädliche Projekt jetzt beim
Bund noch abbestellen könnte.
Ein Stopp der A26 Ost ist ökonomisch, ökologisch und sozial sinnvoll.
Denn die als „Hafenpassage“ bezeichnete Stadtautobahn, die an ein extrem
hohes Hafenwachstum gekoppelt ist,  fußt auf völlig überzogenen
Umschlagserwartungen für den Hamburger Hafen. Statt der für 2025
prognostizierten 25 Millionen Containern Umschlag geht ein aktuelles
Gutachten der Hamburger Wirtschaftsbehörde noch von allenfalls elf bis
14 Millionen Containern 2035 aus. Hinzu kommt: Bereits die im Bau
befindliche A26 West zerstört große Naturflächen und damit wichtige
Lebensräume für gefährdete Tiere und Pflanzen. Insgesamt führen beide
Abschnitte von A26 West und Ost zu einem Verlust von mehreren Hundert
Hektar Biotopflächen, vor allem von wertvollen Niedermoorböden. Deswegen
muss der Ausbau der überflüssigen A26 Ost jetzt unbedingt vermieden
werden, um die Restmoorflächen zu sichern. Moore leisten nicht nur einen
wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, sondern dienen auch als
gigantischer Kohlenstoffspeicher. Sie speichern mehr Kohlenstoff als
jedes andere Ökosystem der Welt. 
So steht der Bau der A26 Ost gleich mehrfach den Klimazielen von Bund
und Ländern entgegen: Er fördert Verkehr, der mit der Verkehrswende
vermieden werden soll. Er zerstört den wertvollen Kohlenstoff-Speicher
Moor und ist zudem durch die zementintensive Bauweise besonders
klimaschädlich. Denn: Ein Großteil der Trasse muss aufgeständert
werden, damit eine 50 Meter hohe Brücke die Süderelbe überqueren kann.
Sie ist deswegen so hoch geplant, damit gigantische Kohleschiffe das
dahinterliegende Kraftwerk Moorburg erreichen können. Das wiederum wird
jedoch 2021 abgeschaltet. 
Im Osten, an der A1, führt die Autobahn zudem an der Großwohnsiedlung
Kirchdorf-Süd vorbei, für dessen Bewohner sich die Lebensqualität weiter
vermindern wird. Hier will die Stadt Hamburg einen Tunnel finanzieren,
der durch 16 Hektar Landschaftsschutzgebiet führen und die Anwohner vor
Autoabgasen und Lärm schützen soll. Gleichzeitig würden diese dadurch
das wenige Grün der Umgebung verlieren. 
Der NABU fordert, den Planungsirrsinn zu stoppen. Insbesondere, da eine
sinnvolle Alternativroute vorhanden ist: Die bestehende Haupthafenroute
auf dem Veddeler Damm sollte bedarfsgerecht ausgebaut werden. Das
entspräche auch dem ausdrücklichen Ziel des Bundesverkehrswegeplans:
Erhalt vor Neubau. Im Zuge dessen sollte der ohnehin für den Hafen
notwendige Querungsneubau des Köhlbrands (Kostenschätzung: 3,2
Milliarden Euro) vom Bund bezahlt werden. So würde eine verkehrs- und
klimapolitisch unsinnige Doppelinfrastruktur vermieden und die Gelder
sinnvoll eingesetzt werden. Denn der Bau der eigentlich überflüssigen
A26 Ost ist enorm kostspielig: Rund 1,5 Milliarden Euro soll diese
kosten, auch wegen der Aufständerung. Das sind rund 150 Millionen Euro
pro Kilometer, und damit zehn- bis 15-mal mehr als für andere Autobahnen
aufgewendet wird. Die A26 Ost gehört damit in die Top-Liga überteuerter
Straßenbauprojekte, gemeinsam mit der Berliner A100 oder dem Freiburger
Stadttunnel.
Zum 25. Mal verleiht der NABU den „Dinosaurier des Jahres“, eine 2,6
Kilogramm schwere Nachbildung einer Riesenechse. Erstmals seit 1993
zeichnen wir keine Person aus, die sich durch besonders
rückschrittliches öffentliches Engagement in Sachen Natur- und
Umweltschutz hervorgetan hat, sondern ein konkretes Projekt – eine
Umweltsünde. 
Mit der Neu-Akzentuierung des Dino wollen wir den Blick auf ein
konkretes Vorhaben oder Projekt richten und damit die Öffentlichkeit für
ein spezielles Thema sensibilisieren. Preisträger 2018 war RWE-Chef Rolf
Martin Schmitz. Er erhielt die Trophäe für die Rodung des Hambacher
Forstes auf Kosten von Klima und Natur. 2017 ging der „Dinosaurier des
Jahres“ an Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied für die Blockade
einer umweltverträglichen Agrarpolitik.


Weitere Informationen zum diesjährigen Preisträger:
www.NABU.de/dinosaurier
( http://www.nabu.de/dinosaurier) 
Weitere Informationen zur A 26 Ost:A 26-Ost - NABU Hamburg
(
https://hamburg.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/stadtentwicklung/verkehr/17513.html/)

Kostenfreie Pressefotos:
https://www.nabu.de/pressebilder_dinosaurier2020



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