NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 135/19 | 11. DEZEMBER 2019
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EU/Umwelt
NABU zum European Green Deal: Viel Deal, viel zu wenig Green
Krüger: Vorschläge gehen am Kern der größten Umweltprobleme vorbei
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Brüssel – Der NABU bewertet den am heutigen Mittwoch von der
EU-Kommission vorgestellten „European Green Deal“ als unzureichend im
Kampf gegen das Massenartensterben. „Im Papier steckt viel Deal, aber
viel zu wenig Green. Ausgerechnet beim Schutz unserer Lebensgrundlagen
fehlt die Substanz. Die Kommission verkennt, wie wichtig gesunde Wälder,
Moore und Meere für den Klimaschutz sind“, so NABU-Präsident
Jörg-Andreas Krüger. 
 
Damit die Funktionsfähigkeit der Natur erhalten bleibt, fordert der
NABU, dass jeder EU-Staat bis 2030 geschädigte Ökosysteme
wiederherstellt. Und zwar auf mindestens 15 Prozent seiner Fläche.
Wiedervernässte Moore, fischereifreie Zonen im Meer und naturnahe Wälder
sind notwendige Verbündete im Kampf gegen das Artensterben und die
Klimakrise. All diese Punkte fehlen in den heute vorgestellten Plänen.
Und das, obwohl die EU weltweit Vorreiter im Naturschutz werden möchte.
Die geplante Waldstrategie könnte sich gar als Rückschritt für den
Naturschutz erweisen. „Vor allem auf Aufforstungen zu setzen ist der
falsche Schritt, um die Klima- und Artenkrise zu stoppen. Viel wichtiger
wäre jetzt der Umbau der vorhandenen Wälder hin zu klimawandelsicheren,
gemischten Wäldern, die Kohlenstoff und Wasser speichern“, so Krüger. 
 
Weitgehend unbeantwortet lässt die Kommission auch, wie sie die Meere
vor Überfischung, Verschmutzung und den Folgen der Klimakrise schützen
möchte. Zwar erkennt sie Meere als natürliche Kohlenstoffsenken an,
betont aber zugleich ihre Bedeutung für den Ausbau von Aquakultur,
erneuerbarer Energien und den Abbau mariner Ressourcen. Ein Bekenntnis
zur Rettung der Artenvielfalt unter Wasser und Schutzgebieten fehlt
völlig. „Europas Meere dürfen nicht zum Industriestandort verkommen“,
so Krüger. 
 
Vergleichsweise positiv bewertet der NABU das geplante EU-weite
Klimaschutzgesetz. Mit ihm will die EU festschreiben, bis 2050
klimaneutral zu werden. Der Weg dorthin bleibt jedoch unklar. Fatal ist
die Ankündigung der Kommission, bis 2030 nur 50 Prozent der
Treibhausgase reduzieren zu wollen. „Das ist zu wenig, um die
Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen“, kritisiert Krüger.
Problematisch sei auch, dass die EU ihr 2030-Ziel erst bis Sommer 2020
erhöhen will. „Damit verschwendet die Kommission wertvolle Zeit. Der
Druck auf schnelle, wirksame Klimaschutzmaßnahmen steigt.“ 


Auch das klare Signal für eine zukunftsfähige Landwirtschaft fehlt. Der
NABU begrüßt den Vorschlag für eine „Nahrungsmittelstrategie“ vom Acker
bis zum Teller („farm to fork“) und den erklärten Willen zur Reduzierung
der Anwendung chemischer Pestizide. Ein konkretes Reduktionsziel von 50
Prozent wurde jedoch offenbar in letzter Minute gekippt. Gleichzeitig
hält die Kommission am bisherigen, weitgehend umweltschädlichen
Subventionssysten fest. „Wir brauchen jetzt eine Agrarpolitik, die
klima- und naturverträglicheres Wirtschaften belohnt und für Landwirte,
Natur und künftige Generationen gleichermaßen fair ist. Es ist daher
kein gutes Signal, dass die EU-Kommission weiter an den Grundsätzen
ihrer Subventionspolitik festzuhalten scheint“, so Krüger. Zudem fehle
ein klares Ziel, den zu hohen Konsum von Tier- und Milchprodukten zu
reduzieren. Mit Blick auf die weltweiten Folgen für Natur und Klima
sowie die menschliche Gesundheit sei dies überfällig.
 
Insgesamt mangelt es nach Ansicht des NABU auch an Mechanismen zur
Kontrolle und Nachschärfung des „Green Deals“. Ursula von der Leyen,
Frans Timmermans sowie die Kommissarinnen und Kommissare seien jetzt
gefordert, den Green Deal mit konkreteren Strategien zu unterlegen. „Die
Kommission ist erst elf Tage im Amt. Noch kann es in den ersten hundert
Tagen gelingen konkretere Maßnahmen vorzulegen, sodass die EU
tatsächlich zum globalen Vorreiter im Umwelt- und Klimaschutz wird“,
so Krüger.
 
Eine ausführlichere Bewertung des Green Deals aus NABU-Sicht finden Sie
in Kürze auf: 
https://blogs.NABU.de
( https://blogs.nabu.de/)  
 
NABU-Forderungen zur EU-Biodiversitätspolitik: 
https://blogs.NABU.de/naturschaetze-retten/bl-position-eubiodiversity2030/
(
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/bl-position-eubiodiversity2030/)

 

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