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N A B U - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 44/14 ---- 7.4.2014 
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Umwelt/Agrar/Vögel
Pestizidstudie des NABU belegt Gefährdung für Vögel und Säugetiere
Tschimpke: Mindestens zehn Prozent Agrarflächen ohne Spritzmittel
dringend nötig
 
Berlin – Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft rauben Vögeln und
Säugetieren die Nahrungsgrundlage und tragen so zum Artenschwund bei.
Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des NABU im Auftrag des
Umweltbundesamtes (UBA). Viele Vogelarten, darunter Rebhuhn, Feldlerche
und Goldammer, finden durch den Chemikalieneinsatz weniger Nahrung, weil
mit den Schädlingen auch Futtertiere wie Schmetterlingsraupen und andere
Insekten getötet werden. Herbizide beseitigen außerdem Wildkräuter auf
den Äckern, auf denen Insekten leben und die Kleinsäugern und Jungvögeln
Schutz bieten. „Es ist dringend nötig, in der Agrarlandschaft mindestens
zehn Prozent Vorrangflächen ohne Spritzmittel einzurichten, wenn die
Biodiversitätsziele der EU für 2020 noch erreicht werden sollen“, sagte
NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Betroffen von Pflanzenschutzmitteln sind vor allem die Vögel, die ihre
Nahrung auf den Feldern suchen und die sich überwiegend von Insekten und
anderen Kleintieren ernähren. Nach dem Einsatz von
Insektenvernichtungsmitteln bleibt diesen Vögeln nicht genügend Nahrung,
um ihre Brut hochziehen zu können, folglich sinken die Bestände. Diese
indirekten Gefährdungen durch Pflanzenschutzmittel sind bei Rebhuhn,
Goldammer, Grauammer und Feldlerche wissenschaftlich belegt. Die Studie
zeigt, dass vermutlich zahlreiche weitere Arten betroffen sind. Die
Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln sind oft sehr subtil. So ist es erst
durch den Einsatz von Pilzbekämpfungsmitteln (Fungiziden) möglich,
Getreide so dicht wie heute üblich zu pflanzen. Die Ackervögel haben
weniger Probleme mit den Fungiziden selbst, wohl aber mit den dichten
Getreidebeständen, in denen sie buchstäblich keinen Platz zum Leben mehr
finden.
Für die aktuelle Studie haben Forscher des Michael-Otto-Instituts im
NABU und des Instituts für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) die
Ergebnisse zahlreicher wissenschaftlicher Studien zur Gefährdung von
Beständen ausgewertet, bei insgesamt 27 Vogel- und 22 Säugetierarten.
Sie wollten wissen, welche Ursachen es für den an vielen Orten
beobachteten Artenrückgang gibt und welche Rolle dabei die
Pflanzenschutzmittel spielen. Die Studie enthält auch zahlreiche
Vorschläge, wie man den Schädigungen durch Pestizide begegnen kann.
So werden etwa im Ökolandbau fast keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt.
Aber auch in der konventionellen Landwirtschaft gibt es viele
Möglichkeiten, die Artenvielfalt auf Äckern zu schützen, wie etwa
durch Blühstreifen, Brachflächen und dünnere Aussaaten. 
Für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln verlangt die EU
mittlerweile, die Wirkung der Mittel auf die Biodiversität zu
berücksichtigen. „Es wird höchste Zeit, dass dies in Europa und
Deutschland in die Praxis umgesetzt wird. Bisher werden bei der
Zulassung nur die toxischen Effekte, nicht aber die indirekten Effekte
auf die Natur dokumentiert“, sagte NABU-Agrarexperte Florian Schöne, 
 
Für Rückfragen: 
Dr. Hermann Hötker, Leiter Michael-Otto-Instititut im NABU, Tel.
04885-570, mobil 0162-9098074
Florian Schöne, NABU-Agrarexperte, Tel. 030-284984-1615, mobil
0172-5966097.
Im Internet zu finden unter
http://www.nabu.de/downloads/psm-kurzfassung.pdf
 
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NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1722, -1952
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Redaktion: Kathrin Klinkusch, Annika Natus, Iris Barthel, Nicole Flöper
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