Man braucht einen langen Atem - Bilanz des 12. Deutsch-Chinesischen 
Rechtsstaatssymposiums


Nach Abschluss des diesjährigen 12. Symposiums im Rahmen des 
Deutsch-Chinesischen Rechtsstaatsdialogs mit dem Thema "Bürgerrechte und 
staatliche Gesetzgebung im digitalen Zeitalter", das am 16. und 17. Juli 2012 
in München stattfand, zieht Bundesjustizministerin Sabine 
Leutheusser-Schnarrenberger Bilanz: 

Der Deutsch-Chinesische Rechtsstaatsdialog bietet immer wieder die Möglichkeit, 
in intensiven, konstruktiven, aber auch kritischen Gesprächen die Rolle des 
Staates im Bereich der Bürgerrechte sowie den Schutz des Individuums zu 
erörtern. Die Gespräche verändern die gegenseitige Wahrnehmung und stärken das 
gegenseitige Verständnis. Man braucht allerdings einen langen Atem. Die 
Bedeutung des Investitionsschutzes im Bereich des Patent- und Markenrechts 
spielt bereits seit langem eine Rolle und war auch dieses Mal ein Thema. Auch 
wenn das "rule by law", also die gesetzlichen Grundlagen, besser geworden ist, 
so ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass es bei dem "rule of law", der 
Durchsetzung der Gesetze, noch immer Verbesserungsbedarf gibt.

Sehr kontroverse Diskussionen wurden insbesondere zu der Frage geführt, 
inwieweit staatliche Behörden den Zugang zum Internet - wie dies in China zum 
Beispiel durch die Vergabe von Lizenzen nach einem "Punktesystem" bei Erfüllung 
gewisser Kriterien - einschränken dürfen. Die deutsche Seite hat sehr deutlich 
gemacht, dass die Freiheit des Internets in Deutschland einen hohen Stellenwert 
hat und Voraussetzung für die freie Entfaltung der Bürger in der 
digitalisierten Welt ist. Unsere Position zu Sperren im Internet, die 
ausführlich diskutiert wurde, ist eindeutig: Allein die Löschung von 
rechtswidrigen Inhalten wie Missbrauchsdarstellungen an der Quelle 
gewährleistet einen effektiven Opferschutz und vermeidet 
Grundrechtsbeeinträchtigungen, wie sie durch Internetsperren entstehen. 

Neben dem fachlichen Austausch unter den Experten haben auch die direkten 
Begegnungen und das sehr gute Klima der informellen Gespräche am Rande dazu 
beigetragen, dass die Basis für die weitere enge und vertrauensvolle 
Kooperation weiter gestärkt wurde. 

Zum Hintergrund:

Das zum 12. Mal durchgeführte Symposium bildet einen Schwerpunkt des 
Rechtsstaatsdialogs zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der 
Volksrepublik China. An der zweitägigen Veranstaltung in München nahmen rund 
100 hochrangigen Rechtsexperten und Praktikern beider Länder, darunter ein 
Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, die Präsidentin des Deutschen 
Patent- und Markenamtes, namhafte Vertreter der Anwaltschaft, Professoren 
verschiedenster Universitäten sowie Abgeordnete des Deutschen Bundestags, teil. 
In drei Arbeitsgruppen wurden die Themen "Rechtsverletzungen und 
Rechtsdurchsetzung im Internet", "Schutz personenbezogener Daten im Internet" 
und "Bürgerbeteiligung an der Gesetzgebung im Internet" behandelt. Es fand ein 
reger und intensiver Austausch unter den Experten statt. 

Besonders kontrovers wurde darüber diskutiert, ob der Zugang zum Internet und 
speziellen Angeboten generell durch den Staat kontrolliert werden darf. 
Internetangebote in Deutschland sind grundsätzlich zulassungsfrei. Die 
gesetzlich grundsätzlich garantierte Möglichkeit, Internetdienste anonymisiert 
und pseudonymisiert nutzen zu können, ist ein hohes Gut. Ein Klarnamenzwang 
wäre verfassungsrechtlich bedenklich. In China stellt sich die Situation ganz 
anders dar: Internetangebote müssen angemeldet und lizensiert werden, der 
Klarnamenzwang wurde erst kürzlich eingeführt. 
Auch über grundsätzliche Fragen des Datenschutzes im Internet wurde intensiv 
gesprochen. Viele grundsätzliche Aspekte, die bereits seit längerem in 
Deutschland und auf EU-Ebene über eine zeitgemäße Ausgestaltung des 
internetbezogenen Datenschutzes erörtert werden, spielen derzeit auch in China 
eine große Rolle. Dies betrifft insbesondere die Frage, welche rechtlichen 
Maßstäbe und Schutzkonzepte gesetzlich für die Datenverarbeitung durch 
öffentliche Stellen und durch private Akteure aufgestellt werden sollten. 

Die Ministerdelegation wurde außerdem von dem Ministerpräsidenten des 
Freistaats Bayern, Horst Seehofer, in der Bayrischen Staatskanzlei empfangen 
und besuchte einen weltweit führenden Hersteller von Bremssystemen für 
Schienen- und Nutzfahrzeuge, der seine Produkte insbesondere auch nach China 
exportiert.

Das 13. Symposium im Rahmen des Deutsch-Chinesischen Rechtsstaatsdialogs findet 
im nächsten Jahr wieder in China statt. Das neue Drei-Jahresprogramm für den 
Zeitraum 2013-2015 ist derzeit in Arbeit. 

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