http://www.bfs.de/de/kerntechnik/unfaelle/fukushima/notfallschutzstudie

Bundesamt für Strahlenschutz - 19.04.2012

Analyse der Vorkehrungen für den anlagenexternen Notfallschutz für deutsche 
Kernkraftwerke basierend auf den Erfahrungen aus dem Unfall in Fukushima

Welche Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen hat es, wenn radioaktive 
Stoffe über einen längeren Zeitraum freigesetzt werden? Anhand von 
Fallbeispielen hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einen kerntechnischen 
Unfall simuliert, dessen radiologische Auswirkungen denen des Unfalls in 
Fukushima-Daiichi ähneln.

Simulation eines kerntechnischen Unfalls

Zur Simulation wurden die im BfS für einen kerntechnischen oder radiologischen 
Notfall vorgehaltenen Systeme - insbesondere das Entscheidungshilfesystem RODOS 
[1] - verwendet. Die radiologische Lage, die sich aus den Ergebnissen der 
Simulation ergab, wurde in der Studie ausgewertet.

In der Studie wurden verschiedene Freisetzungs-Szenarien (Quellterme) 
verwendet, die alle - ähnlich wie bei dem Unfall in Fukushima aufgetreten - 
eine lang andauernde Freisetzung über bis zu 30 Tage beschreiben. Sie wurden in 
der Untersuchung so gewählt, dass ihre Auswirkungen der höchsten Stufe 7 
(katastrophaler Unfall) auf der internationalen INES-Skala [2] zur Bewertung 
nuklearer und radiologischer Ereignisse entsprechen.

Analyse von Umfang und Duchführbarkeit von Notfallschutzmaßnahmen

Würde sich in Deutschland ein kerntechnischer Unfall mit ähnlich schweren 
radiologischen Auswirkungen wie im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi ereignen, 
wären anlagenexterne Notfallschutzmaßnahmen erforderlich. Die Studie analysiert 
den Umfang und die Durchführbarkeit notwendiger Schutzmaßnahmen. Sie geht damit 
der Frage nach, inwiefern das bestehende Notfallschutzkonzept in Deutschland 
für eine dem Unfall in Fukushima-Daiichi ähnelnde radiologische 
Notfall-Situation gerüstet ist.

Die Ergebnisse der Studie lassen den Schluss zu, dass die bisherigen Planungen 
für den anlagenexternen Notfallschutz in Deutschland bei Berücksichtigung der 
Erfahrungen nach dem Unfall in Fukushima-Daiichi kritisch überprüft und 
weiterentwickelt werden sollten.

--
Effektive Dosis für Erwachsene durch externe Strahlung und Inhalation über 30 
Tage auf Basis der Wetterdaten für Dezember 2010. Für die Simulation wurde 
angenommen, dass ein deutsches Kernkraftwerk für eine Dauer von 15 Tagen 
Radioaktivität freisetzt.
http://www.bfs.de/de/kerntechnik/unfaelle/fukushima/notfallschutzstudie.jpg
Grafik: BfS
--

Studie: "Analyse der Vorkehrungen für den anlagenexternen Notfallschutz für 
deutsche Kernkraftwerke basierend auf den Erfahrungen aus dem Unfall in 
Fukushima" [3] im Digitalen Online Repositorium und Informations-System (DORIS 
[4]) des Bundesamtes für Strahlenschutz

[1] http://www.bfs.de/de/ion/imis/prognosen.html
[2] http://www.bfs.de/de/kerntechnik/ereignisse/ines.html
[3] http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0221-201204128010 
[4] http://doris.bfs.de/ 


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http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,druck-821977,00.html

Der Spiegel - 17.03.2012

Studie

Atomkatastrophe würde Deutschlands Helfer überfordern

Für einen Atomunfall wie in Fukushima ist Deutschland nicht gewappnet. Eine 
Studie des Bundesamts für Strahlenschutz belegt nach SPIEGEL-Informationen: Die 
mit radioaktiven Stoffen verseuchten Flächen wären weitaus größer als bislang 
angenommen, ganze Städte müssten evakuiert werden.

Hamburg - Wenn der Atomunfall, der sich nach Erdbeben und Tsunami im 
japanischen Fukushima ereignete, in Deutschland passieren würde, würde der 
Katastrophenschutz kläglich versagen: Radioaktive Stoffe würden weit größere 
Räume verstrahlen als bislang angenommen, und ganze Städte müssten evakuiert 
werden - dies sei "nicht in der Notfallplanung vorgesehen", heißt es nach 
SPIEGEL-Informationen in einer bislang unveröffentlichten Studie des Bundesamts 
für Strahlenschutz (BfS).

Die Fachleute des Bundesamts hatten verschiedene Atomunfälle simuliert. Sie 
kombinierten Wetterdaten aus dem Jahr 2010 für die Kernkraftwerke Philippsburg 
2 und das mittlerweile stillgelegte AKW Unterweser mit Unfallverläufen, die 
denen in Japan vor einem Jahr ähneln. In Deutschland gingen Experten bislang 
davon aus, dass nur "über mehrere Stunden oder Tage" radioaktive Stoffe 
freigesetzt würden.

Das Kraftwerk Fukushima Daiichi blies dagegen mehrere Wochen lang 
Strahlenstoffe in die Umwelt. "Es ist ein völlig neues Szenario", sagt Wolfgang 
Weiss, Vorsitzender des Uno-Strahlenkommittees UNSCEAR.

Deutsche Grenzwerte sind um ein Vielfaches höher als in Japan

Die BfS-Forscher spielten Szenarien über jeweils 15, 25 oder 30 Tage durch. 
Dabei wurden große Gebiete verstrahlt, für die keine Evakuierungspläne 
existieren. Menschen bis zu 100 Kilometer vom AKW Philippsburg entfernt dürften 
ihre Häuser nicht mehr verlassen. In dem Szenario wechselten die Windrichtungen 
häufig, die Notfallmaßnahmen kämen daher schnell an ihre Grenzen.

Die Studie verdeutlicht auch ein grundsätzliches Problem: In deutschen 
Notfallplänen gelten sogenannte Eingreifrichtwerte - wenn sie überschritten 
werden, muss der Staat handeln. Diese Grenzwerte sind um ein Vielfaches höher 
als die Grenzwerte, welche die japanischen Behörden anwandten.

Kritiker monieren, das Bundesumweltministerium habe die Ergebnisse seit 
vergangenem Jahr unter Verschluss gehalten. Das Ministerium bestreitet das; die 
"Annahmen, die der Studie zugrunde liegen", würden nun geprüft, die Studie 
selbst werde später veröffentlicht, heißt es in einer Stellungnahme des 
Ministeriums.

jjc

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