http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2012/07/27/a0090

taz - 27.07.2012

ROTMILAN BEDROHT

Windräder töten 100.000 Vögel pro Jahr

FLENSBURG | Allein in Schleswig-Holstein kommen jedes Jahr bis zu 100.000 Vögel 
in Windkraftanlagen ums Leben, schätzt das Michael-Otto-Institut des 
Naturschutzbundes (Nabu) in Bergenhusen. Für die seltenen Rotmilane bestehe 
durch Windräder sogar die "Möglichkeit der Bestandsbedrohung", warnte das 
Institut. Auch Seeadler, Störche, Kraniche und Uhus würden stark dezimiert. 
Mann befinde sich in einer "Zwickmühle": "Wir sind für die Energiewende, wollen 
aber auch die Vögel schützen." Künftig müsse man sich deshalb fragen, "wo 
Gutachten zum Vogelschutz sinnvoll sind". (epd)

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http://www.abendblatt.de/region/article2351601 

Hamburger Abendblatt - 27.07.2012

Tod in den Rotorblättern

100 000 Vögel sterben pro Jahr durch Windräder. Darunter Seeadler und Rotmilane

Kiel/Hannover (fru). Greifvögel fliegen und jagen in einer Höhe, in der sie 
keine natürlichen Feinde mehr haben. Sie nehmen deshalb die Rotorblätter von 
Windkraftanlagen nicht als Bedrohung war. Die Folge: Jedes Jahr werden in 
Deutschland schätzungsweise 100 000 Vögel von den drehenden Flügeln regelrecht 
geschreddert - unter ihnen viele geschützte Vogelarten wie Rotmilane, Störche 
und Uhus. Laut "Elmshorner Zeitung" kamen zwischen 1997 und 2011 allein in 
Schleswig-Holstein auch mindestens 26 Seeadler um.

Naturschützer und Umweltminister stürzt das in einen Konflikt: Einerseits soll 
die Energiewende schnellstmöglich umgesetzt und die Windkraft ausgebaut werden. 
Andererseits will man vermeiden, dass noch mehr Vögel ums Leben kommen. 
"Windkraft ist eine sehr geeignete Form der Energiegewinnung", sagt Hermann 
Hötker, Leiter des Michael-Otto-Instituts des Naturschutzbundes (Nabu). Bei 
aller Euphorie dürfe man die Gefahren für Vögel jedoch nicht außer Acht lassen. 
Zwar ließe sich das Vogelschlagrisiko nicht auf null bringen, doch könne man es 
minimieren: Die Anlagen dürften nicht in Flugkorridoren von Vögeln oder in der 
Nähe ihrer Nistplätze gebaut werden.

Im Kieler Umweltministerium ist man sich der Problematik bewusst. "Es gibt 
einen Konflikt zwischen Arten- und Vogelschutz sowie dem Ausbau von 
Windenergie", sagt Umweltminister Robert Habeck. Ihm tue es leid um jeden 
Vogel, der in den Rotoren verende - bei Seeadlern sei es "dreimal so schlimm". 
Mittlerweile müssen Investoren, die Windanlagen in Schleswig-Holstein errichten 
wollen, individuelle Gutachten erstellen. Es müsse sichergestellt werden, dass 
in einem Drei-Kilometer-Radius um die Anlage herum keine Futter- oder 
Nistplätze lägen, so Habeck. "Wird das nicht ausgeschlossen, erteilen wir keine 
Genehmigung." Aktuell könne es für vier geplante Anlagen "kritisch" werden.

Auch im niedersächsischen Umweltministerium ist die Gefahr von Windkraftanlagen 
für Vögel bekannt. "Über den Bau neuer Anlagen entscheiden die Landkreise und 
Städte", sagt Sprecherin Silke Schaar. Diese seien aber im Rahmen der 
Verträglichkeitsregelung verpflichtet, Natur- und Artenschutz zu 
berücksichtigen. 

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http://www.shz.de/artikel/artikel/windraeder-toeten-100000-voegel-im-jahr.html

Flensburger Tageblatt - 26.07.2012

Energiewende

Windräder töten 100.000 Vögel im Jahr

Die Energiewende soll kommen, aber wie schnell? Um diese Frage ringen 
Naturschützer mit Umweltminister Habeck. Denn durch den Ausbau der Windenergie 
geraten immer mehr Vögel in Gefahr.

Kiel (ky). "Schon jetzt kommen bis zu 100.000 Vögel pro Jahr in 
Windkraftanlagen ums Leben", schätzt Hermann Hötker, Leiter des 
Michael-Otto-Instituts des Naturschutzbundes (Nabu) in Bergenhusen (Kreis 
Schleswig-Flensburg), der sich seit Jahren mit dem Problem beschäftigt. Er 
sieht seinen Verband in der "Zwickmühle. Wir sind für die Energiewende, wollen 
aber auch die Vögel schützen." Hötker meint, dass es genug Flächen gibt, um das 
Ziel der Regierung erreichen zu können. Es müsse abgewägt werden, wo Gutachten 
zum Vogelschutz sinnvoll sind.

Die Regierung will "die konkurrierenden Interessen von Wirtschaft und 
Naturschutz gegeneinander abwägen und ausgleichen". Und die Rechtslage sei 
klar. "Insbesondere die den Artenschutz betreffenden Regeln unterliegen nicht 
vollständig der nationalen Gesetzgebung, sondern werden stark durch europäische 
Regelungen geprägt. Eine nicht ausreichende Beachtung der 
artenschutzrechtlichen Regelung kann zu erheblichen Verzögerungen führen. 
Insofern dienen Gutachten zum Vogelschutz der Rechtssicherheit von Planungen 
und führen nicht zur Verzögerung und Verhinderung, sondern der zeitnahen 
Umsetzung der in diesen Fällen gut geplanten Vorhaben", heißt es aus dem 
Ministerium. Und Habeck sagt: "Es handelt sich um Einzelfälle, das kriegen wir 
hin."

"Wenn es mehr Windräder gibt, gibt es mehr tote Vögel"

Doch eines steht trotzdem fest, wie Hötker sagt: "Wenn es mehr Windräder gibt, 
gibt es mehr tote Vögel." Gefährdet seien neben Seeadlern auch Störche, 
Kraniche und Uhus. Für die seltenen Rotmilane bestehe beim Ausbau der 
Windenergie sogar die "Möglichkeit der Bestandsbedrohung". Die Tiere nähmen die 
Gefahr nicht wahr, die ihnen droht. Denn auch bauliche Veränderungen an 
Windrädern können die Vögel nicht schützen, sagt Hötker: "Das bringt nichts."

Deswegen warnen auch andere Naturschützer vor einem "Windhundverfahren" bei der 
Genehmigung der Windeignungsflächen, wie der Nabu-Landesgeschäftsführer, Ingo 
Ludwichowski: "Wir müssen beim Ausbau der Windenergie vorsichtig bleiben." 
Habeck hatte sich bereits wegen seines Vorschlags, Gemeinden könnten zur 
Beschleunigung des Windparkausbaus schon jetzt - vor Verabschiedung des 
Regionalplans für Windeignungs flächen - mit der Feinplanung beginnen, Kritik 
eingehandelt. Bleibt doch das Risiko bei den Kommunen. Die Regierung will sich 
im November mit dem Plan befassen.

Zum Thema
Angst um den Adler
http://www.shz.de/artikel/artikel/angst-um-den-adler.html 


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http://diepresse.com/home/science/1261688  

Die Presse - 03.07.2012

Windkraft 

Die Guillotinen der Lüfte entschärfen

Betreiber von Windparks rufen Forscher zu Hilfe, um das Gemetzel, das die 
Rotorblätter unter Vögeln - auch großen Raubvögeln wie Adlern und Geiern - und 
Fledermäusen anrichten, zu mildern

JÜRGEN LANGENBACH (Die Presse)

Wenn im Herbst die Geier von Spanien in den Süden ziehen - doch, das tun sie, 
zu Tausenden etwa bei Gibraltar -, dann droht ihnen seit einigen Jahren eine 
neue Gefahr: Sowohl auf spanischer als auch auf marokkanischer Seite ragen 
Windräder in den Himmel, bis zu 170 Meter hoch und mit Rotorblättern, die mit 
bis zu 270km/h die Luft zerschneiden. Und nicht nur sie. "Ich habe Geier 
gesehen, die einfach enthauptet wurden", berichtet Marc Bechard in Nature (486, 
S. 310) [1].

Der US-Wildbiologe wurde gemeinsam mit Kollegen der Biologischen Station Doñana 
(Sevilla) von Windkraftbetreibern der spanischen Provinz Cadiz zu Hilfe 
gerufen, um die Opferzahlen zu senken. Die spanische Ornithologische 
Gesellschaft beziffert die Zahl der Vögel und Fledermäuse, die im ganzen Land 
an Windmühlen zu Tode kommen, mit sechs bis 18 Millionen. Das ist eine grobe 
Schätzung - und gar nichts im Vergleich zu anderen Gefahrenquellen, die Zahlen 
stammen aus den USA: Hauptfeind der Vögel ist die Katze (bis zu einer Milliarde 
Opfer im Jahr), dicht gefolgt von Hochhäusern, vor allem von nächtens 
beleuchteten, dann kommen Stromleitungen (175 Millionen) und Automobile (80 
Mio.). Da fallen die 440.000 Kadaver rund um Windmühlen kaum ins Gewicht.
 
Mit dem Wind in tödliche Fallen

Aber zum einen schießen immer mehr davon in die Höhe, und zum anderen geraten 
in ihre Rotoren auch stark gefährdete Arten, die weder von Katzen noch von 
Hochhäusern noch von Automobilen getötet werden: große Raubvögel. Am 
dramatischsten ist die Lage am Altamont Pass in Kalifornien, wo jedes Jahr 65 
der stark bedrohten Steinadler zu Tode kommen, auch einige der letzten 226 
Kalifornischen Kondore, die noch in freier Natur leben. Dort warten sie und die 
Adler und andere Große auf die Winde und lassen sich treiben, das macht die 
Windmühlen zu tödlichen Fallen. Und dort sind die Vögel das ganze Jahr, das 
macht die Lage schwieriger als in Cadiz.

Dorthin kommen sie nur in der Zugzeit, dann halten die Forscher die Augen bzw. 
Feldstecher offen und warnen die Windparkbetreiber, wenn etwas anfliegt. Dann 
wird die entsprechende Mühle abgeschaltet. Das braucht natürlich Zeit, hat aber 
doch die Opferzahlen halbiert, bei nur minimaler Einbuße an der 
Energieproduktion: 0,001 Prozent. Am Altamont Pass braucht es andere Lösungen, 
man ersetzt ausgediente Windräder durch kleinere und errichtet diese an Orten, 
die von den Vögeln seltener angesteuert werden.

Andernorts, in einem Windpark in Pennsylvania, lässt man die Mühlen erst dann 
laufen, wenn die Windgeschwindigkeiten über 5,5 Meter pro Sekunde steigen, 
früher begann man bei 4m/sec. Das schützt vor allem Fledermäuse, bei starkem 
Wind fliegen sie nicht: Ihre Verluste sind um 93 Prozent zurückgegangen, bei 
einer Energieeinbuße von einem Prozent. Und noch einmal an einem anderen Ort, 
in Florida, setzt man auf Radar zum Orten von Vogelschwärmen, vor allem bei 
Nebel. Bei Sichtung stellt man ab.
 
Furcht vor fossiler Konkurrenz

Das funktioniert, versichern die Betreiber, mehr noch: Die Vögel lernen, die 
Gefahren zu umfliegen. Unabhängige Forscher bezweifeln es und möchten die Daten 
sehen. Aber die Betreiber geben sie nicht heraus: Sie fürchten Klagen von 
Vogelschützern und, mehr noch, von Kohle-, Öl- und Gaskraftwerksbetreibern, 
denen die luftige Konkurrenz langsam lästig wird.

--

[1] http://www.nature.com/news/the-trouble-with-turbines-an-ill-wind-1.10849 

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