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Spiegel - 02.07.2012 Klimawandel Bayerns Gletscher schmelzen Die Temperatur in den Alpen steigt überdurchschnittlich stark an. In 20 bis 30 Jahren könnten vier der fünf Gletscher in Bayern verschwunden sein, warnt der bayerische Umweltminister. Das Bundesland will eine Milliarde für Klimaschutz und Energiewende investieren - und fordert eine Finanzspritze vom Bund. Fast alle Gletscher in den bayerischen Alpen werden infolge des Klimawandels in 20 bis 30 Jahren womöglich verschwunden sein. Das geht aus dem ersten bayerischen Gletscherbericht hervor, den Umweltminister Marcel Huber (CSU) am Montag in München vorgestellt hat. Aktuell werden darin fünf Gletscher gezählt, darunter drei Mini-Gletscher. Laut dem Bericht ist die Temperatur in den Alpen in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten um rund zwei Grad gestiegen. Das sei fast doppelt so viel wie im globalen Durchschnitt, warnte Huber. In den nächsten 90 Jahren solle sich die Temperatur sogar um drei bis sechs Grad erhöhen. Dem Bericht zufolge reduzierte sich die Gesamtfläche der Gletscher in Bayern seit dem Jahr 1820 von vier Quadratkilometern auf nur noch 0,7 Quadratkilometer. Wegen seiner Lage und dem großen Eisvolumen bestehe laut Huber für den Höllentalferner auf der Zugspitze Hoffnungen auf eine längere Überlebensdauer, auch der nördliche Schneeferner ebenfalls auf der Zugspitze werde noch über das Jahr 2020 hinaus eine Zukunft haben. Der südliche Schneeferner auf der Zugspitze werde hingegen bald ganz geschmolzen sein. Auch für die in den Berchtesgadener Alpen gelegenen Gletscher prognostiziert der Bericht ein baldiges Abschmelzen. "Der untere Teil des Blaueises und der Watzmanngletscher werden in den nächsten Jahren verschwinden", heißt es im Bericht. 2007 hätten beide Gletscher noch etwa 15 Meter Eisdicke gehabt, seither aber jedes Jahr etwa einen Meter verloren. Damit könnten beide bis 2020 nahezu verschwunden sein. "Der Bund darf sich nicht nur um seine Küsten kümmern" Huber kündigte an, der Freistaat werde in den kommenden fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro für die Energiewende und den Klimaschutz aufbringen. Mit einem Vier-Punkte-Plan würden nachhaltige Klimaschutzpolitik, -anpassung, -forschung und individuelle Maßnahmen angegangen. Huber forderte dafür mehr finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung. "Der Bund darf sich nicht nur um seine Küsten kümmern, auch die Alpen sind ein Ort, für den man sich finanziell mehr einsetzen müsste", sagte er. Der Vizepräsident des Deutschen Alpenvereins, Ludwig Wucherpfennig, hob die besondere Verantwortung der Bergsportler für den Erhalt der Gletscher hervor. "Gemeinsam für einen sanften Bergtourismus sorgen, das ist unser Anliegen", sagte er. Die SPD-Landtagsfraktion kritisierte unterdessen, die Staatsregierung habe in den vergangenen 30 Jahren zu wenig für den Klimaschutz getan. SPD-Umweltexperte Ludwig Wörner mahnte, die Gletscherschmelze sei nicht aufzuhalten, indem immer mehr Schneekanonen in Bayern installiert würden. Stattdessen müsse konsequentes Handeln zum Schutz des Klimas auf der täglichen Agenda stehen. Grünen-Umweltexperte Ludwig Hartmann nahm Huber in die Pflicht: "Wir begrüßen es, wenn der Umweltminister den Kampf gegen den Klimawandel weiter verstärken will." Dann solle er sich aber auch an die eigene Nase fassen und nicht nur den Einzelnen oder den Bund in die Pflicht nehmen. Der Freistaat müsse einen eigenen Beitrag leisten, endlich die Verkehrspolitik ändern und die Energiewende vorantreiben. wbr/dapd/AFP/dpa Bayerischer Gletscherbericht: http://www.bestellen.bayern.de/application/stmug_app000001?SID=788049291 ----------------------------------------------------------------------- http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/rundschau/gletscher-bayern-gletscherbericht100.html Bayerischer Rundfunk - 02.07.2012 Gletscherbericht Das Eis schmilzt Nur noch einer von fünf Gletschern in Bayern könnte übrig bleiben. Das ist die düstere Zukunftsvision im ersten bayerischen Gletscherbericht. Die Gletscher in den bayerischen Alpen fallen dem fortschreitenden Klimawandel zum Opfer. In 20 bis 30 Jahren wird es wohl nur noch einen einzigen kleinen Gletscher geben: den Höllentalferner an der Nordseite der Zugspitze. Das geht aus dem ersten bayerischen Gletscherbericht [1] hervor. Aktuell werden darin noch fünf Gletscher gezählt - darunter aber drei Mini-Gletscher mit einer Fläche von höchstens 7,5 Hektar. Der bekannteste deutsche Gletscher, der Schneeferner auf der Zugspitze, ist heute - wenn man nördlichen und südlichen Teil zusammenzählt - noch gut 30 Hektar groß. Folge des Klimawandels Umweltminister Huber bedauerte den Rückgang der Gletscher als "Verlust eines Naturwunders". Vor knapp 200 Jahren waren die Gletscher in den bayerischen Alpen noch vier Quadratkilometer groß, davon ist nicht einmal mehr ein Viertel übrig. Der Höllentalferner profitiert von seiner Nordost-Lage: Durch hohe Felswände ist er sehr gut gegen Sonneneinstrahlung geschützt. Neben dem nördlichen und dem südlichen Schneeferner und dem Höllentalferner listet der Bericht noch den Watzmanngletscher und das Blaueis in den Berchtesgadener Alpen auf. Diese liegen aber niedriger als die anderen drei und sind deshalb noch stärker vom Abschmelzen bedroht. Der Minister verwies darauf, dass die Temperatur in den Alpen im Zuge des Klimawandels doppelt so schnell steige wie im globalen Durchschnitt. Bis zum Jahr 2100 sei in den Alpen mit einem Anstieg der Durchschnittstemperatur um drei bis sechs Grad zu rechnen. Huber warnte, aufgrund des Klimawandels müsse man häufiger als früher mit Starkregen, Hochwasser und Murenabgängen rechnen. Zudem sei die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt der Alpen bedroht. Er rief deshalb dazu auf, den Kampf gegen den Klimawandel weiter zu verstärken. Schutz für den Schneeferner An der Zugspitze, aber auch in Österreich, schützen die Betreiber die Gletscher im Sommer mit Planen vor Sonne und Regen. Zum Erhalt der Gletscher insgesamt trägt das nicht ausreichend bei. Denn durch die Erderwärmung nehmen die Eismassen Jahr für Jahr weiter ab. Wie es insgesamt um die Gletscher im Freistaat bestellt ist, darüber informiert das Umweltministerium nun in seinem Gletscherbericht Bayern. Dieser entstand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Reiner Rummel, dem Vorsitzenden der Kommission für Erdmessung und Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Die Situation auf der Zugspitze Deutschlands einziges Gletscherskigebiet an der Zugspitze wird jährlich sommerfest gemacht. Mit Planen decken Helfer der Bayerischen Zugspitzbahn 500 bis 600 Quadratmeter des Zugspitzplatts ab, um Eis und Schnee zu schützen. Zum Erhalt der vom Klimawandel bedrohten Gletscherwelt trägt dies aber nicht messbar bei, wie Studien ergaben. Die Planen decken einen Bereich um einen Felsen ab. Der dunkle Stein heizt sich besonders auf, so dass das Eis dort stark tauen würde. Experten befürchten, dass der Zugspitzgletscher bald - vielleicht schon in zwei Jahrzehnten - ganz verschwinden könnte. Die Schutzmaßnahmen sollen das hinauszögern. "Es gibt Untersuchungen, dass der Einfluss der Maßnahmen auf die Gletscher insgesamt nicht messbar ist", sagt der Innsbrucker Glaziologe Martin Stocker-Waldhuber von Institut für Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Lage in Österreich Die Alpengletscher in Österreich sind weiter auf dem Rückzug. 97 Prozent der Gletscher sind im vergangenen Jahr geschrumpft, wie der Gletschermessdienst des österreichischen Alpenvereins festgestellt hat. Keiner der 95 vermessenen Gletscher habe sich vergrößert. Der Frühsommer 2011 sei deutlich wärmer gewesen als der Durchschnitt, so dass die Gletscherschmelze früher eingesetzt habe, erklärte der Alpenverein. In den Kälteperioden habe es zudem weniger neues Eis gegeben. Auch der kühle Juli und die Schneefälle im September hätten die extrem warmen Spätsommermonate nicht ausgeglichen. "Gerade in den Monaten, in denen in guten Gletscherjahren noch deutlich Zuwächse der Schneedecke verzeichnet werden können, startete 2011 schon die Schmelzsaison." Um 50 bis 60 Meter seien einige Gletscher zurückgegangen. Bei 15 Gletschern habe es Längenverluste von mehr als 30 Metern gegeben. Der Rückgang des Eises sei noch größer als im Vorjahr. -- LINKS [Red.] [1] http://www.stmug.bayern.de/umwelt/klimaschutz/klimawandel/ _______________________________________________________________________ ++ Weitergeleitet durch DNR Redaktionsbüro Fachverteiler für Mitgliedsverbände ++ Veröffentlichungsrechte bei den AutorInnen ++ Bitte insbesondere nicht auf Webseiten stellen ++ Bitte nur in eigener Organisation weiterleiten ++ Fachverteiler abbestellen: mailto:info-ber...@dnr.de?subject=keine-mails ++ Weitere Umwelt-Infodienste: www.dnr.de/umweltinfo ++ Umweltpolitische Monatszeitschrift: www.dnr.de/umwelt-aktuell ++ Bitte prüfen Sie, ob diese E-Mail wirklich ausgedruckt werden muss. 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