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Der Standard - 09.08.2012

Spanien setzt auf genmanipuliertes Saatgut

Auf 100.000 Hektar baut Spanien transgenen Mais an - Greenpeace warnt vor 
Risiken für Menschen und Ökosysteme. Das Ministerium für Landwirtschaft plant 
eine Reduktion der Distanz zwischen Genmaisfeldern und konventionellem Anbau

Jan Marot aus Granada

Spanien ist das EU-Land, das genmanipuliertem Saatgut am wohlwollendsten 
begegnet. 97.300 Hektar transgener Mais wurden im Vorjahr, primär wegen der 
Schweinezucht, angebaut.

Bereits 1998 erlaubte der damalige Premier José María Aznar von der Volkspartei 
(Partido Popular, PP) die Aussaat von transgenem Mais - zum Beispiel Pflanzen, 
denen ein oder mehrere Gene des Pestizidbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) 
eingefügt wurden. In Österreich wurde just in diesem Jahr das Verbot von 
gentechnisch veränderten Lebensmitteln gesetzlich verankert.

Bt-Mais produziert selbst Toxine, die etwa auf Raupen des Maiszünslers tödlich 
wirken. Der Schädling vernichtet laut Food and Agriculture Organization vier 
Prozent der weltweiten Mais-Ernten, Bt-Mais schützt sich selbst gegen die 
Insekten. "Genmais ist respektvoller für die Umwelt als Biomais", beantwortete 
das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium unter Miguel Arias Cañete (PP) Ende 
Juni eine parlamentarische Anfrage der Linkspartei zu MON810, einer transgenen 
Sorte des US-Saatgutgiganten Monsanto. Der ließ schon 2004 über die 
US-Botschaft in Madrid ausrichten, "im EU-Parlament bei der Europäischen 
Volkspartei für transgenen Mais Lobbying zu betreiben".

Verringerte Distanz zu konventionellem Anbau

Die aktuelle PP-Regierung plant zudem die Distanz zwischen transgenen, 
konventionellen und biologischen Pflanzungen zu verringern. Das Ministerium 
bestätigte Alejandro Alonso, einem Abgeordneten der Sozialistischen 
Arbeiterpartei (PSOE), "an einem Regelwerk zur Koexistenz zu arbeiten".

Bannmeilen sollen verhindern, dass der transgene sich mit dem konventionellen 
Mais kreuzt. "Es reichen 50 Meter", sagt José Luis Romeo von der NGO proBio, 
die für Transgene Pflanzungen eintritt (siehe Interview [1]). Konträr sieht 
dies die linksgrüne Abgeordnete Laia Ortiz: "Wegen der Kontaminierung können 
wir Spanier bald keine Biolandwirtschaft mehr betreiben." Sie fordert Daten, 
die die Aussage wissenschaftlich untermauern.

Umweltschützer warnen vor Risiken

"Der Unterschied zwischen konventionellen Maissorten und den genetisch 
veränderten ist, dass die einen mit Pestiziden besprüht werden, während die 
anderen ihre Pestizide selbst produzieren", sagt Luis Ferreirim von Greenpeace 
Spanien im Gespräch mit dem Standard. Dabei stelle transgener Mais wie auch 
Bt11 des Konzerns Syngenta bis zu einem Kilo an Toxin pro Hektar her. "Das ist 
das Hundertfache dessen, das Pflanzen aufnehmen können, würden sie besprüht 
werden."

Studien der ETH Zürich belegen auch eine deutlich erhöhte Sterblichkeit durch 
das Bt-Toxin bei Larven des Zweipunktmarienkäfers - einem Nützling. Für 
Menschen soll das Pestizid unschädlich sein, Auswirkungen wurden aber noch 
nicht endgültig erforscht. Im Blut Schwangerer soll es aber laut Ferreirim 
bereits nachgewiesen worden sein.

Der Umweltschützer Zweifel an den Studien des Ministeriums fußen auch in 
Gründen, die über das Wissenschaftliche hinausgehen: Die sozialistische 
Regierung hatte 2009 die USA gebeten, sie mögen Brüssel drängen, dass "Genmais 
eine Option für EU-Staaten bleibt". Eine "US-Regierungsintervention auf 
Untersuchungsergebnisse der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit 
(EFSA) in Parma über MON810" forderte Ex-Agrarstaatssekretär Josep Puxeu laut 
der Enthüllungsplattform Wikileaks. Wie er es wollte, sah es die EFSA damals, 
basierend auf Spaniens Erfahrung: "Es ist unwahrscheinlich, dass Bt11 und 
MON810 andere Risiken als der konventionelle Mais inhärent haben. In 15 Jahren 
gab es keinen Zwischenfall."

EU-Entscheid erst 2013

Frankreich verbannte 2011 MON810 von den Feldern. In Österreich, Deutschland, 
Griechenland, Italien, Ungarn, Luxemburg, Polen und Irland gelten Verbote. Die 
EFSA bewertete jüngst die Sorten MON810, Bt11 und 1507 von Pioneer positiv. 
EU-Kommissar John Dalli wies die Anträge zum Anbau der drei Maissorten aber im 
Juli 2012 ab und lässt die EFSA neuerlich überprüfen. Somit ist erst 2013 mit 
dem EU-Entscheid über eine etwaige Zulassung zu rechnen. 

[1] http://derstandard.at/1343744310996/ 

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