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Telepolis - 09.07.2012

So viel Netz wie möglich?

Umweltverbände kritisieren Netzentwicklungsplan

Wolfgang Pomrehn 

Morgen, am 10. Juli, gehen die Konsultationen für den Netzentwicklungsplan [1] 
zu Ende, den die vier großen Betreiber der Höchstspannungsnetze [2] vorgelegt 
haben. Rund 100 Stellungnahmen wurden eingereicht, am Donnerstag soll es eine 
öffentliche Diskussionsveranstaltung [3] dazu geben.

Auf der Grundlage von vier Szenarien für die Anteile der verschiedenen 
Energieträger und die geografische Verteilung der Stromerzeugung wurde der 
Bedarf an Übertragungskapazitäten für die Jahre 2022 bis 2032 abgeschätzt. Das 
Ergebnis: Insgesamt 3.800 Kilometer neuer Leitungen seien notwendig, wovon 
2.100 Kilometer als Gleichstromleitungen geplant sind. Letzteres vermindert den 
Transportverlust über große Entfernungen erheblich. Zusätzlich zum Ausbau sei 
eine Aufrüstung bestehender Leitungen auf 4400 Kilometer Länge notwendig. Wo es 
möglich ist, sollen auch für die neuen Leitungen bereits existierende Trassen 
genutzt werden.

Kosten soll das Ganze 20 Milliarden Euro in zehn Jahren, was sich nach mehr 
anhört, als es ist. China, das natürlich einen wesentlich größeren Bedarf hat, 
will allein in diesem Jahr rund 38 Milliarden Euro [4] in seine Netze 
investieren. Hierzulande konnte man in den letzten Jahren immer wieder von 
Insidern sowohl aus dem Bereich der erneuerbaren Energieträger als auch aus 
Unternehmen, die Kabel und ähnliche Ausrüstung herstellen, hören, dass es in 
Deutschland einen erheblichen Nachholbedarf gebe, da seit der Liberalisierung 
der Strommärkte zu Beginn des Jahrhunderts nicht mehr ausreichend in die 
Instandhaltung investiert werde.

Umweltverbände loben, dass es ein öffentliches Konsultationsverfahren gebe, 
sparen aber ansonsten nicht mit Kritik. Der Bund für Umwelt und Naturschutz 
(BUND) meldet [5] Zweifel an, dass der Netzausbauplan an den offiziell 
geltenden Klimaschutzzielen ausgerichtet sei. Die Autoren gingen, so der BUND 
in seiner Analyse [6], von einem viel zu hohen Anteil des Stroms aus 
Kohlekraftwerken aus, die im Vergleich zu den Referenzszenarien des 
Bundesumweltministeriums zu jährlich zusätzlichen 90 Millionen Tonnen 
CO2-Emissionen führten. Es würde in den Annahmen zwar akzeptiert, dass sich die 
Zahl der Kohlekraftwerke verringere, aber zugleich würde von einer viel zu 
hoher Auslastung der verbliebenen Kraftwerke ausgegangen.

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) äußerte sich kritisch [7]. Die 
Übertragungsnetzbetreiber würden ein Energienetz anstreben, dass einerseits die 
Energiewende ermögliche, aber auch die Option einer "Rückkehr zu einem 
zentralistischen Stromsystem auf Basis großer Kohlekraftwerke" offen halte.

Der Plan sei nach der Maxime gestrickt, so viel Netz wie möglich vorzuhalten. 
Als Beispiel dafür sieht Peter Ahmels, Leiter der Abteilung Erneuerbare 
Energien bei der DUH, die Tatsache, dass ausgerechnet das ungewöhnlich 
windreiche Jahr 2007 zur Basis der Berechnung herangezogen wurde. Außerdem 
bliebe die Tatsache unberücksichtigt, dass niemals alle Windkraft- und 
Solaranlagen gleichzeitig in Netz einspeisen. Beispielsweise könne der 
Ausbaubedarf deutlich reduziert werden, wenn auf einige wenige Prozent der 
Spitzeneinspeisung verzichtet wird.

Links

[1] http://www.netzentwicklungsplan.de/content/netzentwicklungsplan-2012
[2] http://www.netzentwicklungsplan.de/content/impressum-kontakt
[3] http://www.netzentwicklungsplan.de/content/dialogveranstaltungen 
[4] http://english.cri.cn/6909/2012/05/14/2021s699409.htm
[5] http://www.bund.net/?id=936&tx_ttnews[tt_news]=4867 
[6] http://www.bund.net/pdf/netzentwicklungsplan_analyse
[7] http://www.duh.de/pressemitteilung.html?tx_ttnews[tt_news]=2885 

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