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Deutschlandfunk - 06.07.2012

Überspannte Pläne

Deutsche Umwelthilfe kritisiert geplanten Stromnetzausbau

Von Christel Blanke

Es geht um mehrere Tausend Kilometer neuer Trassen quer durch die Republik: 
Ende Mai haben die Stromnetzbetreiber ihren "Netzentwicklungsplan" der 
Öffentlichkeit vorgestellt. Die kann noch bis zum 11. Juli Einwände vorbringen. 
Das nutzte heute die Deutsche Umwelthilfe.

Lob und Tadel von der Deutschen Umwelthilfe. Es ist gut, dass ein transparentes 
Verfahren in Gang gekommen ist, sagt Peter Ahmels, der bei der Organisation für 
erneuerbare Energien zuständig ist. Denn jeder, der will, kann noch bis nächste 
Woche eine Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan, den die Bundesnetzagentur 
Ende Mai vorgelegt hat, abgeben:

  "Das ist ein völliges Novum in der ganzen Entwicklung, in der ganzen Planung 
von Stromtrassen und das begrüßen wir sehr, weil eben die Energiewende, der 
Umbau der dazu gehört, eine gesamtgesellschaftliche die auch eine Fülle an 
Akzeptanz benötigt. Und die Akzeptanz bekommen wir nur, wenn die Daten, die 
dieser Planung zugrunde liegen, auch öffentlich sind."

Betroffene Bürger fragen nach, so Ahmels, warum sind diese Leitungen notwendig. 
Nur wenn wirklich belegt wird, dass Trassen nötig sind, wird darüber auch 
ernsthaft nachgedacht:

  "Dass es dann immer noch regionale Betroffenheit gibt, steht auf einem 
anderen Blatt. Aber was ganz wichtig ist, wenn man ins Gespräch kommen möchte, 
ist erstmal die grundlegende und tatsächliche Bedarfsfeststellung auch sauber 
abgearbeitet zu haben."

Und das ist aus Sicht der Umwelthilfe beim Netzentwicklungsplan nicht der Fall. 
3800 Kilometer neue Leitungen, darunter vier große Trassen von Nord nach Süd, 
sieht der Plan vor. Außerdem sollen 4400 Kilometer Höchstspannungsleitungen so 
optimiert werden, dass sie die schwankende Einspeisung von Ökostrom bewältigen 
können. Da Sonne und Wind nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen, muss 
Strom aus anderen Quellen kurzfristig eingespeist werden können. Viele der 
heutigen Leitungen kommen damit nicht gut zurecht. Aus Sicht der Deutschen 
Umwelthilfe folgt die Bundesnetzagentur mit ihrem Entwicklungsplan aber dem 
Motto: so viel wie möglich, statt so viel wie nötig. Ahmels fordert, 
stattdessen deutlicher Prioritäten zu setzen:

So dass sich daraus eindeutig ablesen lässt, welche Leitung jetzt unverzichtbar 
notwendig sind und welche vielleicht in zehn Jahren erst notwendig sind. Denn 
zwischendurch ist ja durchaus denkbar, dass durch andere Technologien oder 
durch andere Möglichkeiten sich auch bei dem Netzausbaubedarf etwas verändert 
und deswegen muss das dann auch korrigierbar sein.

Die Umweltorganisation BUND wirft den Netzbetreibern vor, die Produktion von 
Kohlestrom bei ihren Berechnungen für den Netzbedarf zu bevorzugen. Denn die 
angenommenen Kohlestrommengen lägen weit über den Erwartungen der 
Bundesregierung. Auch Ahmels sagt, es wurden in der Tat zu hohe Volllaststunden 
bei Braunkohle zugrunde gelegt. Das habe auch die Umwelthilfe überrascht. 
Grundsätzlich sieht er aber andere Kritikpunkte:

  "Dass zum Beispiel bei der Grundlage der Ermittlung des Bedarfs für die 
erneuerbaren Energien Annahmen gemacht werden, die zu einer potenziellen 
Überschätzung von Leitungsausbau führen und die langfristig auch 
Überkapazitäten installieren würden, die nur ganz wenige Stunden im Jahr 
gebraucht würden."

Deshalb müssten die Parameter auch daraufhin noch einmal überprüft werden, ob 
die eine oder andere geplante Leitung nicht überflüssig ist. Laut 
Bundeswirtschaftsministerium ist der Netzentwicklungsplan Voraussetzung für 
verkürzte Planungs- und Genehmigungsverfahren nach dem seit dem vergangenen 
Jahr geltenden Netzausbaubeschleunigungsgesetz. Bis zum Ende des Jahres soll er 
als Gesetz verabschiedet werden.

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Klimaretter.info, 05.07.2012
Der Angriff auf die Energiewende: Neue Stromtrassen behindern die dezentrale 
Energiewende mehr, als dass sie diese fördern 
http://www.klimaretter.info/protest/hintergrund/11500

Solarenergie-Förderverein, 04.07.2012
Kombination von PV-Anlagen mit integrierten Stromspeichern, Windanlagen und 
Langzeitspeichern für die Energiewende
http://www.sfv.de/artikel/speicherausbau.htm 

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