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taz - 12.08.2012

Entscheidung des Europäischen Patentamts

Kein Patent auf Tiere

Greenpeace und Misereor waren erfolgreich mit ihrem Einspruch gegen 
Patentierung eines Tierzuchtverfahrens. Das bereits erteilte Patent wird 
zurückgezogen

Von Ruth Reichstein

BRÜSSEL taz | Umweltschutz- und Entwicklungsorganisationen haben beim 
Europäischen Patentamt einen wichtigen Sieg errungen: Ein bereits erteiltes 
Patent auf eine bestimmte Tierzuchtmethode wird zurückgezogen. Greenpeace und 
Misereor hatten Einspruch gegen das Patent erhoben, das ein kanadischer Züchter 
bereits 2008 erhalten hatte. Laut EU-Recht dürfen Verfahren zur Zucht von 
Pflanzen und Tieren gar kein Schutzrecht für Erfindungen erhalten.

Auch die Regeln des Patentamts verbieten dies eigentlich. Trotzdem hatte der 
Züchter ein Patent erhalten, in dem es um eine Verbesserung der Rinder- und 
Schweinezucht geht. Die Methode ist wenig revolutionär: Die Tiere werden, 
basierend auf einer Gen-Diagnose, so miteinander gepaart, dass Mast und Ertrag 
optimiert werden. "Das Patent versucht nichts anderes, als die normale 
Fortpflanzung zu monopolisieren. Es ist nicht sonderlich erfinderisch", 
kritisiert Greenpeace.

Die Entscheidung des Patentamts ist nicht nur für diesen Einzelfall wichtig. In 
Brüssel wird nach der Sommerpause noch einmal über das europäische 
Einheitspatent diskutiert, das das Europaparlament ursprünglich schon im Juni 
verabschieden wollte. Aufgrund eines juristischen Streits mit den 
Mitgliedsstaaten ist die Abstimmung aber noch einmal verschoben worden.

Seit den 1970er-Jahren sind Versuche der EU-Staaten, sich auf ein gemeinsames 
Patentrecht zu einigen, immer wieder an Detailfragen gescheitert. So wollen 
Spanien und Italien noch immer nicht mitmachen, weil die Patente nur ins 
Deutsche, Englische und Französische, nicht aber in ihre Landessprachen 
übersetzt werden sollen.

Im Gesetzentwurf für das Einheitspatent sind die Patente auf Lebensformen stark 
eingeschränkt. Problematisch dabei ist allerdings, dass das europäische 
Patentamt keine EU-Institution, sondern eine zwischenstaatliche Einrichtung von 
insgesamt 38 Mitgliedsstaaten ist. Es ist deshalb nicht automatisch an die 
EU-Gesetzgebung gebunden.

In den vergangenen Jahren hat das Amt immer wieder Patente auf Züchtungen 
vergeben, etwa auf Tomaten und genmanipulierte Fische. Umweltschützer 
befürchten, dass sich große Konzerne so de facto eines Tages den Besitz an 
bestimmten Lebensformen und deren Züchtung sichern können.

Artikel zum Thema
Europa-Urteil zu Saatgut: Unfreie Saat
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Europäisches Patentrecht: Patente auf Bullen-Sperma 
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