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taz - 31.07.2012

Algenfassade soll Klima schonen

Alles so schön grün hier

In Hamburg entsteht das erste Gebäude mit Algen in der Fassade. Sie sollen für 
energiesparendes Wohnen sorgen. Doch sie sind "klimapolitisch ohne Relevanz"

Von Svenja Bergt

BERLIN taz | Von außen wird, wie sollte es anders sein, tatsächlich alles grün. 
Zumindest sehen das die Planungen vor, denn gestern hat es zunächst einmal 
Richtfest gefeiert, das Algenhaus in Hamburg. Als "experimentell-innovatives 
Projekt" feiert der Investor das Gebäude. Es soll das erste mit einer Fassade 
sein, in die ein Biomassekraftwerk quasi eingebaut ist.

Die Idee ist folgende: Die Fassaden zur Süd- und Südwestseite bestehen aus 
flachen, lang gezogenen Glascontainern. Drin wachsen Mikroalgen und produzieren 
Biomasse und Wärme. Letztere soll für Wasser und Heizung zur Verfügung stehen - 
oder sogar in das Fernwärmenetz eingespeist werden.

Gleichzeitig soll die Biomasse zu Biogas umgewandelt werden und über eine 
Brennstoffzelle Strom und Wärme liefern. Ein Passivhaus soll das Gebäude sein, 
also ohne Heizenergie von außen auskommen.

Manfred Braasch, Geschäftsführer des Umweltverbandes BUND in Hamburg, ist 
kritisch: Als Experiment habe das Ganze seine Berechtigung. "Allerdings muss 
die Praktikabilität der Bioreaktorfassade im Alltag noch unter Beweis gestellt 
werden", sagt Braasch. Selbst Energieplushäuser, also solche, die mehr Energie 
produzieren, als die Bewohner verbrauchen, seien heute schon ohne Algen möglich.

Algen könnten CO2 vertilgen oder als Treibstoff dienen

Das Ökogebäude entsteht im Rahmen einer Reihe der Internationalen Bauaustellung 
(IBA). Diese Häuser sollen zeigen, was mit Baumaterialien machbar ist, die 
nicht statisch sind wie etwa Beton, sondern sich verändern. Neben Algen kommen 
so auch flexible Photovoltaikzellen zum Einsatz. Bis 2013 soll das Algenhaus 
mit seinen 15 Wohnungen bezugsfertig sein.

Es ist nicht das erste Mal, dass Algen für die Energiegewinnung genutzt werden. 
Sie sind als Rohstoff zur Gewinnung pflanzlichen Öls als Treibstoff im 
Gespräch, in der Nähe von Köln forschen Wissenschaftler in einer Pilotanlage 
daran, ob Algen CO2 auffressen und so die Energiegewinnung aus Braunkohle 
weniger klimaschädlich machen können. Ein ähnliches Projekt läuft in Hamburg.

Den CO2-mindernden Effekt durch die Algen hält BUND-Mann Braasch bei dem 
Hamburger Haus für "klimapolitisch ohne Relevanz". "Selbst wenn ab jetzt alle 
Neubauten mit Algenfassade erfolgen würden - die Menge, die Kraftwerke, Verkehr 
und sonstige Emittenten abgeben, ist deutlich höher." Vor allem beim Bestand 
müsse man sich über Einsparungen Gedanken machen.

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