http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=/2012/08/15/a0080

taz - 15.08.2012

INTERNET 

Wie grün ist Facebook?

Der Online-Riese geriert sich gern als Vorkämpfer für den Klimaschutz. Von wegen

BERLIN taz | 269 Gramm Kohlendioxid. Das ist der jährliche CO2-Fußabdruck von 
Facebook - umgerechnet auf den einzelnen Nutzer. Der Wert entspricht etwa dem 
eines Latte macchiato, teilte das Unternehmen in der vergangenen Woche mit. 
Multipliziert mit den aktuell rund 955 Millionen aktiven Facebook-Nutzern 
ergibt das einen Energieverbrauch von 532 Millionen Kilowattstunden. Das 
entspricht dem Ausstoß von 285.000 Tonnen Kohlendioxid.

In einer gemeinschaftlichen Absichtserklärung haben Facebook und Greenpeace im 
Dezember 2011 verkündet, die "Entwicklung sauberer und erneuerbarer 
Energiequellen" zu fördern. Damit nicht genug, Facebook legt nach: "Unser Ziel 
ist es, für alle Prozesse in unserem Betrieb saubere und erneuerbare Energie zu 
verwenden."

Anfang August machte Facebook den Energieverbrauch und Energiemix von 2011 
öffentlich: Demnach verwendete das Unternehmen 23 Prozent Erneuerbare. Das 
Zwischenziel für 2015 lautet "25 Prozent sauberer Strom". Eine Steigerung von 2 
Prozentpunkten in vier Jahren - das klingt nicht nach einer totalen 
Energiewende. In diesem und im nächsten Jahr wird sich Facebook von seinem 
2015-Ziel sogar erst mal weiter entfernen, denn der Kohleanteil wird deutlich 
ansteigen.

Das liegt an zwei riesigen mit Kohlekraft betriebenen Rechenzentren in den USA. 
Die beiden sind zurzeit nur zu einem Bruchteil ausgelastet, werden aber durch 
das stark steigende Nutzer- und Datenaufkommen ihren Energieverbrauch bald 
vervielfachen. David Pomerantz, Sprecher von Greenpeace International für 
Technologie, betont in diesem Zusammenhang die Relevanz des Energieverbrauchs 
der Rechenzentren, denn dort fallen bei Facebook fast drei Viertel des gesamten 
Strombedarfs an.

Bereits jetzt verschlingen Serverparks weltweit rund 2 Prozent der Energie. Der 
Bedarf könnte sich bis 2020 vervierfachen, prognostiziert Pomerantz. Gegenüber 
der taz weist er auf das Problem der geringen Verfügbarkeit sauberer Energie in 
den USA hin. Facebook weicht unter anderem deshalb ins Ausland aus. In Schweden 
wird ein mit Wasserkraft betriebenes Rechenzentrum geplant.

Als positives Beispiel nennt Pomerantz Google, das schon im Dezember 2011 
genaue Daten zum Energieverbrauch veröffentlichte. Das Unternehmen hat bereits 
über 1 Milliarde US-Dollar in ressourcenschonende Technologien investiert und 
kommt den Vorstellungen eines "Green-IT"-Unternehmens ziemlich nahe, sagt der 
Greenpeace-Sprecher. Der Schmutzfink der Branche sei der Internetversandhändler 
Amazon. Das Unternehmen, das auch im großen Stil Serverkapazitäten vermietet, 
deckt seinen Strombedarf zu geschätzten 64 Prozent aus Kohle und Kernenergie.

Facebook gibt zwar den Stromverbrauch der Rechenzentren an, aber nicht deren 
Datenmengen

Pomerantz beurteilt die Facebook-Maßnahmen so: "Es ist ein guter erster Schritt 
auf einem langen Weg." Genau die gleichen Worte benutzt auch Siegfried Behrendt 
vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) in Berlin. Um 
eine sinnvolle Bewertung von Unternehmen zu erreichen, fordert er zudem ein 
staatlich gefördertes Langzeitmonitoring von Konzernen. Nur so könne man "die 
Reaktionen auf die Entwicklungsdynamik des stetig wachsenden Sektors 
dokumentieren". Behrendt hält die Branche der Informations- und 
Kommunikationstechnologie aus drei Gründen für besonders relevant: "Sie wächst 
schnell, ist klimarelevant und besitzt erhebliche Einsparkapazitäten."

Karsten Greye, IT-Analyst beim Bewertungsunternehmen Oekom, bemängelt ebenfalls 
das Fehlen eines klaren Plans. Und nicht nur das: Facebook gibt zwar den 
Stromverbrauch seiner Rechenzentren an, sagt aber nicht, mit welchen 
Datenmengen dieser verursacht wird. So fehle mit der Relation von Verbrauch und 
Leistung ein wichtiges Bewertungskriterium für ressourcenschonendes Handeln.

PATRICK LOEWENSTEIN

_______________________________________________________________________

++ Weitergeleitet durch DNR Redaktionsbüro Fachverteiler für Mitgliedsverbände 
++ Veröffentlichungsrechte bei den AutorInnen ++ Bitte insbesondere nicht auf 
Webseiten stellen ++ Bitte nur in eigener Organisation weiterleiten ++ 
Fachverteiler abbestellen: mailto:info-ber...@dnr.de?subject=keine-mails ++ 
Weitere Umwelt-Infodienste: www.dnr.de/umweltinfo ++ Umweltpolitische 
Monatszeitschrift: www.dnr.de/umwelt-aktuell ++ Bitte prüfen Sie, ob diese 
E-Mail wirklich ausgedruckt werden muss. Danke! ++


_______________________________________________
Pressemeldungen mailing list
Pressemeldungen@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen

Antwort per Email an