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taz - 01.08.2012

Washington gegen EU-Emissionshandel

Klimakrieg im Luftraum

Die USA verbieten ihren Fluglinien, sich an die europäischen Vorgaben zum 
CO2-Emissionshandel zu halten. 15 weitere Länder wollen folgen. Ärger ist 
vorprogrammiert

Von Dorothea Hahn

WASHINGTON taz | Der US-amerikanische Widerstand gegen CO2-Abgaben für 
Fluggesellschaften könnte sich zu einem Handelskrieg auswachsen: Am Dienstag 
entschied der Handelsausschuss des US-Senats, dass sich US-Fluggesellschaften 
nicht dem europäischen Diktat beugen dürften. Auch das Repräsentantenhaus hat 
die Regelung bereits gebiligt.

Die noch ausstehende Abstimmung im Senat dürfte nicht anders ausfallen. 
Parallel dazu trafen sich am Dienstag und Mittwoch Vertreter aus 16 Ländern in 
Washington, die eine gemeinsame Front gegen die EU bilden. Dazu gehören auch 
China und Indien.

Seit Anfang 2012 müssen Airlines in der EU Berechtigungen für ihren Ausstoß an 
Klimagasen vorweisen, wenn sie einen Flughafen der Staatengemeinschaft 
ansteuern oder dort starten. 85 Prozent dieser Emissionszertifikate bekommen 
die Fluglinien kostenlos, den Rest müssen sie kaufen. Bis 2020 sollen so fünf 
Prozent weniger Klimagase im Luftverkehr produziert werden.

US-Transportminister Ray LaHood, der prominenteste republikanische Politiker in 
der Regierung, spricht von einer "miserablen Politik" und einem "miserablen 
Gesetz". Es gehe nicht an, dass die EU unilateral Regeln diktiere, die dann 
auch für andere Länder gälten. Verbindliche Vorgaben könnten nur von der 
Internationalen Organisation für zivile Luftfahrt (ICAO) kommen.

Demokraten und Republikaner vereint

Die strikte Opposition gegen die EU-Richtlinie ist eine der letzten politischen 
Fragen, in denen DemokratInnen und RepublikanerInnen einen gemeinsamen Nenner 
finden. Auch die demokratischen Politiker wie Senatorin Barbara Boxer und 
Senator John Kerry bemühten das Argument, "unilaterale Bewegungen von Europa" 
seien abzulehnen. Sie sagten, sie seien jedoch nicht prinzipiell gegen 
Schadstoffabgaben, und verlangten von der ICAO aktivere Schritte zur 
Reduzierung des CO2-Ausstoßes.

Bei republikanischen Abgeordneten spielt neben dem Ärger über die Bevormundung 
aus Brüssel auch die grundsätzliche Opposition gegen jede Steuererhöhung eine 
Rolle. Fast alle haben öffentlich versprochen, keine neuen Steuern einzuführen. 
Erschwerend kommt hinzu, dass die Mehrheit, Präsidentschaftskandidat Mitt 
Romney inklusive, bezweifelt, dass die globale Erwärmung menschengemacht ist - 
oder dass sie überhaupt stattfindet.

Als gäbe es in der globalen Welt der Schadstoffe nationale Grenzen, beklagen 
Republikaner sowie US-Fluggesellschaften und Handelskammern auch, dass die EU 
ihre Abgaben nicht nur für Flüge im europäischen Luftraum verlange, sondern für 
die gesamte Flugstrecke.

Die Teilnehmer des Treffens der 16 Anti-Emissionshandels-Länder argumentierten 
ähnlich. Sie wollen es den USA gleichtun und ihren Fluggesellschaften 
verbieten, die EU-Regelung zu akzeptieren. Für die EU droht damit zwar eine 
neue transatlantische Konfrontation. Doch immerhin hat sie eine internationale 
Debatte angestoßen. Die neuen Abgaben gelten seit Januar. Die Rechnungen an die 
Fluggesellschaften sollen zum Jahresende herausgehen. Doch fällig werden die 
Zahlungen erst im April 2013. Bis dahin wird es dicke Luft geben.

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