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Klimaretter.info - 02.07.2012 

Zwei Kohlekraftwerke weniger

Jubel bei den Kohlekraftwerksgegnern: Das Kraftwerksprojekt Mainz-Wiesbaden ist 
endgültig tot. Auch das Kraftwerk Brunsbüttel wird immer unwahrscheinlicher, 
nachdem Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer angekündigt hat, in der 
Gesellschafterversammlung des Südweststrom-Verbunds für ein Ende des Projekts 
zu stimmen. In Datteln dagegen zeichnet sich neuer Ärger ab.

Von Eva Mahnke

Das Kohlekraftwerksprojekt Mainz-Wiesbaden ist endgültig tot. Am Freitag 
stimmte die Hauptversammlung der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW) für die 
Beendigung aller Planungen. "Das Kohlekraftwerksprojekt auf der Ingelheimer Aue 
ist beendet", heißt es in der offiziellen Mitteilung des Unternehmens [1]. 
Sämtliche Anträge und Genehmigungen für das 800-Megawatt-Kraftwerk würden an 
die Genehmigungsbehörde zurückgegeben.

"Natürlich begrüßen wir diesen Schritt, auf den wir nun schon ein halbes 
Jahrzehnt lang warten, und freuen uns, dass die KMW endlich den Mut zur 
Konsequenz gefunden hat", sagte Meinrad von Engelberg, Vorsitzender des Bündnis 
für eine kohlekraftwerksfreie Region Mainz Wiesbaden [2]. "Dennoch bleibt bei 
aller Zufriedenheit ein herber Beigeschmack über die Zeit, das Geld und die 
Mühen, die uns alle dieser lange Weg gekostet hat."

Mit der Entscheidung endet ein fünfjähriger Kampf zwischen 
Kohlekraftwerksgegnern und KMW. Anfang 2008 war das offizielle 
Genehmigungsverfahren der 800-Megawatt-Anlage nach dem 
Bundes-Immissionsschutz-Gesetz eingeleitet worden, da hatten die 
Mainz-Wiesbadener aber schon einen kleinen Marathon an Demonstrationen gegen 
das Kraftwerk-Projekt hinter sich. Zwar hatte der Stadtrat sich bereits vor 
drei Jahren gegen den Kraftwerksbau ausgesprochen. Dennoch hatte die KMW, ein 
Zusammenschluss aus den Stadtwerken Mainz und der Wiesbadener ESWE 
VersorgungsAG, weiter an dem Projekt festgehalten.

Tübingens Oberbürgermeister wendet sich von Brunsbüttel ab

Derweil wird auch der Bau des Kohlekraftwerks Brunsbüttel wieder ein Stück 
unwahrscheinlicher. Nachdem er jahrelang an dem Kraftwerk festgehalten hatte 
[3], wendet sich nun auch Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer 
(Bündnisgrüne) von dem Projekt ab. Die Geschäftsführung der Tübinger Stadtwerke 
(SWT) werde in der Gesellschafterversammlung des Südweststrom-Verbunds am 19. 
Juli "für ein Ende des Projekts stimmen", sagte Palmer gegenüber dem 
Schwäbischen Tagblatt [4]. Wegen der Energiewende sei es "nicht mehr rentabel", 
neue Kohlekraftwerke zu bauen und zu betreiben.

Zudem hat sich mit der Schleswig-Holstein-Wahl auch das politische Umfeld 
geändert: Die neue Regierung aus SPD, Grünen und Südschlesischem Wählerverband 
lehnt den Bau neuer Kohlekraftwerke ab und will die bestehenden 
Grundstücksoptionen für das Kraftwerk nicht verlängern. Palmer zufolge muss die 
Regierung die Grundstücke nun entweder verkaufen oder das Projekt beenden.

Das Kohlekraftwerk Brunsbüttel ist ein Projekt des Südweststrom-Verbunds [5], 
eines Zusammenschlusses von Stadtwerken aus Bayern und Baden-Württemberg, und 
soll eine Leistung von 1.800 Megawatt haben. Ende März hatte sich bereits der 
Schweizer Konzern Repower unter Verweis auf fehlende Realisierungschancen aus 
dem Projekt zurückgezogen [6]. Repower war zu 36 Prozent an dem Projekt 
beteiligt. Auch davor schon waren zahlreiche Investoren ausgestiegen [7].

Auch beim Kohlekraftwerksprojekt Datteln des Energiekonzerns Eon gibt es 
Bewegung: Mitte Juni hatte das Oberverwaltungsgericht Münster den 
immissionsschutzrechtlichen Vorbescheid für Datteln 4 für ungültig erklärt [8], 
weil Eon ein gültiger Bebauungsplan fehlt. Der immissionsrechtliche Vorbescheid 
ist für das Kraftwerk absolut entscheidend, denn er bildet die Grundlage für 
alle weiteren Genehmigungen. Dennoch hat die Bezirksregierung Münster für den 
4. Juli einen Erörterungstermin angesetzt, auf dem die Änderung des - 
inzwischen schon aufgehobenen - Bescheides diskutiert werden soll. Konkret geht 
es um die Verträglichkeit von Datteln mit den Vorgaben der europäischen 
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Hierzu hatte Eon eine 
Verträglichkeitsuntersuchung eingereicht. Bis zum 20. Juni hatte die 
Bevölkerung Zeit, hierzu Stellung zu nehmen.

"Ein Stück aus dem Tollhaus"

Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist das Vorgehen der 
Bezirksregierung ein weiteres "Stück aus dem Tollhaus". Zudem beklagt der BUND, 
dass der Termin so schnell kommt. Die Ansetzung eines Erörterungstermins zu 
einer hoch komplexen naturschutzfachlichen und rechtlichen Problematik nur 14 
Tage nach Ende der Einwendungsfrist lasse nicht auf eine intensive inhaltliche 
Auseinandersetzung schließen. Ohnehin scheint die Bezirksregierung nicht viel 
auf die Meinung der Öffentlichkeit zu geben. Sie hat bereits angekündigt, 
unmittelbar im Anschluss an den Erörterungstermin zu entscheiden. Der BUND 
sieht hierin eine "eklatante Aushöhlung der Beteiligungsrechte der 
Bevölkerung". 

Lesetipp:  Ausgekohlt - wenn Kohlekraftwerke kippen [9], Eine Serie von 
Klimaretter.info

Im Text verwendete Links:

1. http://www.kmw-ag.de/04_01mitteilungen.htm
2. http://www.buendnis-mainz-wiesbaden.de/
3. http://www.klimaretter.info/?option=com_content&task=view&id=967&Itemid=275 
4. http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/tuebingen_artikel,_arid,178444.html 
5. http://www.suedweststrom.de/unternehmen.html
6. http://www.klimaretter.info/energie/nachricht/10895
7. http://www.klimaretter.info/protest/nachricht/6817
8. http://www.klimaretter.info/protest/hintergrund/11337
9. http://www.klimaretter.info/hintergruende/serie-ausgekohlt/

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