Tagesspiegel
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17.06.2016 11:14 Uhr

Doku "Fukushima und die Mopsfledermaus" 

Winde der Wende

Nach dem Atomausstieg: die Dokumentation "Fukushima und die Mopsfledermaus"
geht dem Projekt "Energiewende" in all seiner Komplexität nach

CAROLIN HAENTJES

Der Wind hat sich gedreht. Nach dem Super-Gau in Fukushima im März 2011
wurde in Deutschland der Atomausstieg bis zum Jahr 2022 beschlossen. Ein
radikaler Richtungswechsel, der durch den Ausbau erneuerbarer Energien
möglich werden soll. Nun sprießen allerorts hoch subventionierte Windparks
aus dem Boden. Warum sich dagegen auch Widerstand regt, das zeigt der Film
"Fukushima und die Mopsfledermaus", der dieses Wochenende in Berlin Premiere
feiert. Exemplarisch widmet er sich einer Anti-Windkraft-Initiative im
süddeutschen Spessart, dem größten Laubmischwald Mitteleuropas, und der
Frage: Was bedeutet das Projekt der "Energiewende" eigentlich konkret?

In der hessischen Gemeinde Flörsbachtal sollen Teile des kommunalen
Waldgebiets an Windkraftbetreiber verpachtet werden. Um erneuerbare Energien
zu fördern und die leeren Kassen zu füllen - sagt die Politik. Unter den
Bürgerinnen und Bürgern keimen Zweifel: Müssen nicht für den Bau der Anlagen
riesige Schneisen in den Wald geschlagen werden? Sterben nicht regelmäßig
bedrohte Arten wie die Mopsfledermaus oder der Rotmilan bei der Kollision
mit den rotierenden Ungeheuern? Was bewirken die noch nicht abschließend
erforschten Infraschallwellen bei Mensch, Flora und Fauna? Und wer
garantiert, dass es bei den angesagten 20 Windrädern bleibt?

Beruht nicht die gesamte Konsumgesellschaft auf der Ausbeutung von Mensch
und Natur?

Die Politik will das Projekt "Energiewende" nicht auf Spiel setzen - Atom-
und Kohlekraft haben schon genug Schaden angerichtet. Die Bürgerinitiative
fühlt sich mit ihren Einwänden übergangen. Sie glaubt, Gesundheitsschäden
bei Mensch und Tier, die Verschandelung und Entwertung der Heimatlandschaft
würden billigend in Kauf genommen, damit "einige wenige Projektierer das
große Geld machen", wie es bei einer Bürgerversammlung heißt.

Die Filmemacher Philipp von Becker und Misha Bours haben auf eine Einordnung
der verschiedenen Stimmen verzichtet, etwa durch einen Off-Erzähler oder
Einblendungen von Namen oder Position. Das erschwert den Einstieg,
konfrontiert das Publikum jedoch mit der Komplexität des Problems, ohne dass
man es sich mit einer vorgegebenen Argumentation bequem machen könnte.
Stattdessen lange Landschaftsaufnahmen: Zeugnisse menschlichen Raubbaus an
der Natur, die das Klein-Klein der kommunalen Politik grundsätzlich in
Zweifel ziehen: Beruht nicht die gesamte kapitalistische Konsumgesellschaft
auf der Ausbeutung von Mensch und Natur?

Demokratische Beteiligung, Umweltschutz, gesellschaftliche und individuelle
Verantwortung - viele Fäden durchziehen den Film, die sich nicht von selbst
zusammenfügen. Die entscheidenden Fragen werden am Schluss von einem
Familienvater beim Angelausflug ausgesprochen: Müsste eine wirkliche Wende
in der Umwelt- und Energiepolitik nicht mit einer Abkehr vom globalen
Wachstumszwang einhergehen? Und sind die Menschen überhaupt in der Lage, die
etablierte Profitwirtschaft des Egoismus hinter sich zu lassen? Es wäre ein
zivilisatorischer Schritt.

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Filmwebsite
www.fukushima-mopsfledermaus.com 

Filmrezension
www.nordhessische.de/film-und-kino/2015/11/fukushima-und-die-mopsfledermaus 

Philipp von Becker
www.rubikon.news/autoren/philipp-von-becker




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