NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 119/17 | 23. OKTOBER 2017
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Umwelt/Agrar/EU
NABU fordert Einstieg in den Ausstieg von Glyphosat
Miller: Abstimmung im EU-Parlament kann Weg ebnen für ein
glyphosatfreies Europa
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Berlin/Brüssel – Im Vorfeld der EU-Abstimmung über Glyphosat am 25.
Oktober  appelliert der NABU an die EU-Parlamentarier, bei der morgigen
Abstimmung eines EP-Antrages im Plenum ein klares Signal in Richtung
EU-Kommission und Mitgliedstaaten zu senden.
 
Die EU-Kommission hat eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat um
weitere zehn Jahre vorgeschlagen. Darüber will sie am Mittwoch die
Vertreter der Mitgliedstaaten abstimmen lassen. Im Umweltausschuss des
EU-Parlaments fand dagegen am 19. Oktober ein alternativer Antrag eine
große Mehrheit, in dem unter anderem ein Auslaufen der Zulassung bis
Ende 2020 und ein sofortiges Verbot von Glyphosat für Privatanwender und
im öffentlichen Raum gefordert wird. Desweiteren soll innerhalb der drei
Jahre Glyphosat in der Landwirtschaft nur dann Anwendung finden, wenn
Alternativen des integrierten Pflanzenschutzes nicht umsetzbar sind.
Über diesen Antrag wird morgen, also einen Tag vor der Sitzung des
zuständigen Ausschusses der Mitgliedstaaten, das Plenum des EP
entscheiden. 
 
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Der jetzige Verordnungsentwurf
seitens der EU-Kommission missachtet das Vorsorgeprinzip und ist
unvereinbar mit dem Schutz unserer Gesundheit und natürlichen
Lebensgrundlagen. Hingegen bietet der  Antrag des Parlamentes eine gute
Grundlage, um den Glyphosat-Ausstieg perfekt zu machen.“  Im Frühjahr
hatten sich einige konservative Abgeordnete unter der Führung des
CSU-Abgeordneten Albert Deß bis zuletzt gegen ein Verbot von Pestiziden
auf den bei der letzten Agrarreform eigens zum Schutz der biologischen
Vielfalt eingeführten Ökologischen Vorrangflächen gesperrt. „So etwas
darf sich nicht wiederholen, unsere Volksvertreter müssen endlich den
Willen ihrer Wählerinnen und Wähler respektieren“, so Miller. Angesichts
des alarmierenden Insektensterbens und des Rückgangs von Feldvögeln
müsse endlich ein Umsteuern in der Landwirtschaft stattfinden.
 
Die Anwendung von Glyphosat stößt auf immer breitere Ablehnung: Laut
einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts
YouGov im  Auftrag des NABU sind 59 Prozent der deutschen Bevölkerung
für ein sofortiges Zulassungsende. Insgesamt 74 Prozent wären dazu
bereit, einen höheren Preis für ihre Lebensmittel zu zahlen, wenn sie
dafür sicher sein könnten, dass in der Landwirtschaft kein Glyphosat
verwendet wird. Miller: „Die Umfrageergebnisse zeigen, dass sich die
Menschen eine intakte Umwelt und gesunde Lebensmittel wünschen, und
dafür auch bereit sind mehr Geld auszugeben.“
 
Darüber hinaus sprachen sich  62 Prozent der deutschen Bevölkerung für
ein sofortiges Verbot von Glyphosat in privaten Gärten und städtischen
Anlagen aus. Dass hier auch viele Unternehmen zum Umdenken bereit sind,
wurde durch die jüngst durchgeführte NABU-Aktion unter Beweis gestellt:
Demnach konnten nunmehr alle großen Baumärkte und eine Reihe an
Online-Händlern zur Auslistung glyphosathaltiger Produkte bewegt
werden. 
 
Laut aktuellem Pflanzenschutzmittelbericht werden in Deutschland
jährlich gut 3.780 Tonnen Glyphosat abgesetzt. Ein großer Teil davon
landet auf den Äckern und zerstört wertvolle Ackerwildkräuter,
vernichtet die Nahrungsgrundlagen für Insekten und andere Artengruppen,
vermindert die Bodenfruchtbarkeit und landet in unseren Gewässern. Trotz
der offensichtlichen Bedrohung für die biologische Vielfalt hat sich die
eingesetzte Menge in den vergangenen Jahren nur unwesentlich vermindert,
zugleich hat sie die intensive Landwirtschaft in große Abhängigkeit
gestürzt. Hinsichtlich der kontrovers diskutierten Krebsgefahr durch
Glyphosat war unlängst bekannt geworden, dass das für die Bewertung in
der EU zuständige Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) offenbar
entscheidende Teile seines Gutachtens vom Glyphosat-Hersteller Monsanto
übernommen hatte.
 
Mehr Infos: 
Resolution des EP-Umweltausschusses (auf der Tagesordnung Nr. 4):
http://www.emeeting.europarl.europa.eu/committees/agenda/201710/ENVI/ENVI(2017)1019_1P/sitt-6837072

 
Aktion zur Auslistung von Glyphosat und Ergebnisse der YouGov-Umfrage:
www.nabu.de/news/2017/10/23286.html  und
www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/pestizide/glyphosat.html

 
Mehr zu den NABU-Forderungen für die künftige Agrarpolitik:
www.NABU.de/agrarreform2021 ( http://www.nabu.de/agrarreform2021 ) 
 
 
Für Rückfragen:
Till-David Schade NABU-Referent für Biologische Vielfalt, Tel. +49
(0)30.284984-1577, Mobil +49 (0)172.5254436 E-Mail:
till-david.sch...@nabu.de
 
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