NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 125/17 | 8. NOVEMBER 2017
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Umwelt/EU/Verkehr
NABU zu Kohlendioxid-Grenzwerten: EU-Kommission bremst Europas
Klimaziele
Miller: Vorgezogene Weihnachtsbescherung für die Autoindustrie
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Brüssel/Berlin – Der heute von der Europäischen Kommission vorgestellte
Gesetzesentwurf zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes von  Neuwagen bleibt
nach Ansicht des NABU meilenweit hinter den Anforderungen bestehender
Klimaschutzziele zurück. Unverständlich sei das offene Ohr, das die
Autoindustrie trotz des Dieselskandals, geschönter Kraftstoffverbräuche
und Kartellvorwürfen offenkundig nach wie vor in höchsten Politikkreisen
genieße.
 
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Man kann den
Kommissionsentwurf nur als eine vorgezogene Weihnachtsbescherung für die
Autoindustrie bezeichnen. Nahezu allen Wünschen, die der Verband der
Automobilindustrie in Brüssel angemeldet hat, wurde entsprochen. Das ist
nicht nur vor dem Hintergrund der gerade laufenden Bemühungen auf der
Bonner Klimakonferenz, die Erderwärmung zu begrenzen, blanker Hohn,
sondern bremst auch das Erreichen deutscher und europäischer
Klimaziele.“
 
Nach dem deutschen Klimaschutzplan sollen bis zum Jahr 2030 die
Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors im Vergleich zu 1990 um
mindestens 40 Prozent reduziert werden. Während in allen anderen
Bereichen bereits Fortschritte erzielt werden konnten, blieben
ausgerechnet die CO2-Emissionen des Verkehrssektors im Automobilland
Deutschland in den vergangenen 25 Jahren unverändert hoch und stiegen
zuletzt sogar wieder an. Um den Verkehrssektor auf den Zielpfad zu
bringen, ist in etwa eine doppelt so hohe Reduktionsleistung notwendig,
wie jetzt von der EU-Kommission vorgeschlagen.
 
Dietmar Oeliger, NABU-Leiter Verkehrspolitik: „Die künftige
Bundesregierung muss sich darüber im Klaren sein, dass sie mit den
CO2-Grenzwerten den zentralen Hebel zur Erreichung der Sektorziele im
Verkehr in der Hand hält. Wenn auf europäischer Ebene die Anforderungen
gegenüber den Autoherstellern so schwach ausfallen, muss national ein
ganzes Paket an Einzelmaßnahmen –  von der Erhöhung der Mineralölsteuer,
über eine fahrleistungsabhängige Maut bis hin zur Abschaffung des
Dienstwagenprivilegs – umgesetzt werden. Ansonsten muss in aller
Deutlichkeit gesagt werden, dass das Wort Klimaschutz in Deutschland nur
noch in Sonntagsreden etwas zu suchen hat.“
 
Der NABU setzt sich dafür ein, dass im weiteren Verfahren bei der
Einbindung des EU-Parlaments und des EU-Rates doch noch ein
verbindlicher Grenzwert von 70g CO2/km nach dem neuen Prüfzyklus (WLTP)
im Jahr 2025 sowie einem unter realen Fahrbedingungen zu erfüllenden
Zielwert von 35 bis 45g CO2/km im Jahr 2030 erreicht wird, die einer
Minderung von knapp 70 Prozent innerhalb von zehn Jahren entsprächen.
Angesichts des erwarteten Technologiewechsels, hin zu Elektroautos, eine
anspruchsvolle, aber keineswegs unmögliche Aufgabe. Ohnehin sei eine
Quote für Elektrofahrzeuge eine sinnvolle Ergänzung, um den Weg in
Richtung Elektromobilität zu ebnen und durch eine entsprechende
Rahmengesetzgebung, etwa den planbaren Aufbau der Infrastruktur,
Netzintegration oder den Aufbau entsprechender Kapazitäten an
zusätzlichem erneuerbaren Strom einzuleiten.
 
Die Forderungen des NABU im Überblick:
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/verkehr/auto/170711-nabu-co2-grenzwerte-pkw-2025.pdf

 
Für Rückfragen:
Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik, Tel. +49 (0)30.284984-1613
oder Mobil +49 (0)172.9201823, E-Mail: dietmar.oeli...@nabu.de 
 
Daniel Rieger, Referent Verkehrspolitik, Tel. +49 (0)30.284984-1927
oder Mobil +49 (0)174.1841313, E-Mail: daniel.rie...@nabu.de 
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