NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 126/17 | 8. NOVEMBER 2017
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Umwelt/Wölfe
NABU verwundert über  Backhaus-Kritik zur Veröffentlichung von
Wolfszahlen
Miller: Konzept für Umgang mit auffälligen Wölfen kommt zur rechten
Zeit / Einrichtung eines Herdenschutzzentrums notwendig
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Berlin – Mit großer Verwunderung hat der NABU auf die Kritik von
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus  an der für heute 
geplanten Veröffentlichung der Wolfsbestandszahlen reagiert. Das
Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und
Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) wollten heute die Daten zur
Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland präsentieren. 
 
„Es ist nicht nachvollziehbar, warum ein Agrarminister versucht, von
Experten erhobene Zahlen zu einem wichtigen Thema zurückzuhalten. Das
kommt einem Maulkorb gleich. Es muss doch gerade im Sinn der von ihm
vertretenen Interessengruppen, von Bauern, Jägern und  Naturschützern
sein, transparente Zahlen zu haben und dementsprechend Konzepte zu
entwickeln“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Darüber
hinaus seien die Zahlen aus dem Wolfsmonitoring ohnehin bekannt, auch
den Umweltministern.
 
Die erhobenen Daten zeigen eine konstante Entwicklung der
Wolfspopulation in Deutschland. Derzeit gehen die Experten von 60
Wolfsrudeln und 13 Paaren aus. Die Zunahme um 13 Rudel im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum liegt leicht unter dem langjährigen Mittel von 33
Prozent Wachstum pro Jahr (seit 2009). „Wachstumsraten von rund 30
Prozent sind in der Wildbiologie für Tierarten, die geeignete
Lebensräume neu besiedeln, völlig normal und freie Territorien und
Lebensräume gibt es genügend in Deutschland“, so Miller. Natürliche
Faktoren, wie die territoriale Lebensweise sowie Beuteverfügbarkeit und
Krankheiten, begrenzten das Wachstum bereits heute und sorgten
langfristig für eine stabile Populationsdynamik. Auch sterben immer
wieder Wölfe durch den Straßenverkehr, aktuell die häufigste
Todesursache für Wölfe in Deutschland. Dazu kommen noch illegale
Tötungen. Seit 2000 sind  deutschlandweit bereits 26 Wölfe illegal
getötet wurden, die Dunkelziffer ist ungewiss.
 
Der NABU begrüßt das vom BfN geplante Handlungskonzept  „Empfehlungen
für den Umgang mit auffälligen Wölfen“, das in Auszügen bekannt ist.
Auch die Kritik des Deutschen Jagdverbandes daran ist für den NABU nicht
nachvollziehbar. Es komme genau zur rechten Zeit und ist ein wichtiger
Baustein, um das Zusammenleben von Mensch und Wolf möglichst konfliktarm
zu gestalten. Das Handlungskonzept zeigt exemplarisch, was als
auffälliges Verhalten beim Wolf zu betrachten ist und was nicht und
welche Handlungskaskaden zu befolgen sind. Wie das BfN richtig betont,
müssen die Ursachen für auffälliges Verhalten immer in
Einzelfallbetrachtung durch die vorhandenen Expertinnen und Experten
untersucht werden. „Politiker wie Herr Backhaus sind gut darin beraten,
diese Unterstützung nicht zu ignorieren und die vorhandene Kompetenz
beim Wolf zu nutzen, um Verfahrensfehler zu vermeiden und somit Gerichte
von unnötigen Klagen zu entlasten“, so Miller weiter. Der NABU
appelliert an die Umweltministerkonferenz, die vom 15. bis 17. November
in Potsdam tagt, die DBBW, die auf Forderung der Länder eingerichtet
wurde, endlich als beratendes Expertengremium anzuerkennen und auf
dessen Erfahrungen im Umgang mit dem Wolf zurückzugreifen.  „Hier
ermöglicht der Bund mit der DBBW eine große Hilfestellung, die die
Länder in ihrem eigenen Interesse in Anspruch nehmen sollten“, so
Miller.  Darüber hinaus müsse die länderübergreifende Zusammenarbeit
gestärkt werden, insbesondere auch beim Herdenschutz. Der NABU fordert
bereits seit langem die Einrichtung eines Herdenschutzzentrums als
wesentliche Ergänzung der DBBW.
 
Deshalb setzt sich der NABU zusammen mit Weidetierhaltern und anderen
Natur- und Tierschützern für eine bessere Unterstützung von
Präventionsmaßnahmen ein (siehe Eckpunktepapier Weidetierhaltung und
Wolf vom 31.08.2017). „Auch im Jahr 17 der Wolfsrückkehr fehlt es in
Deutschland an einem nationalen Herdenschutzzentrum. Es kann nicht sein,
dass der Wolf erst in allen Flächenbundesländern anwesend sein muss,
damit sich das Landwirtschaftsministerium der Sorgen der Nutztierhalter,
insbesondere in der extensiven Weidehaltung annimmt und klare
Regelungen, Unterstützung und die Ausbildung in Sachen Herdenschutz
forciert“, so Miller. 
 
Mehr Infos: 
Eckpunktepapier Weidetierhaltung und Wolf
www.NABU.de/imperia/md/content/nabude/wolf/170831-nabu_eckpunktepapier-weidetierhaltung-und-wolf.pdf
(
http://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/170831-nabu_eckpunktepapier-weidetierhaltung-und-wolf.pdf
)  
 
www.NABU.de/wolf ( http://www.nabu.de/wolf ) 
 
Pressefotos zum Wolf, Herdenschutzhunden
www.NABU.de/pressebilder_wolf ( http://www.nabu.de/pressebilder_wolf ) 
 
 
 
Für Rückfragen:
Lucas  Ende, NABU-Mitarbeiter Wolfsschutz und Naturschutz, + 49
(0)173.5357500, E-Mail: lucas.e...@nabu.de 
 
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