NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 44/18 | 25. APRIL 2018

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Umwelt/Agrar

NABU fordert vollständiges Verbot aller Neonikotinoide und ähnlicher
Wirkstoffe

Miller: Neonikotinoide haben vermutlich großen Anteil am
Insektensterben / Schädlichkeit hinreichend nachgewiesen

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Berlin/Brüssel – Angesichts der am Freitag (27.4.) stattfindenden
EU-Abstimmung zur Zukunft dreier bienenschädlicher Neonikotinoide
fordert der NABU ein vollständiges Verbot aller Neonikotinoide sowie
ähnlicher Wirkstoffe in der EU.

 

„Seit Jahren häufen sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse, wie
riskant diese Wirkstoffe sind. Und zwar für Insekten, Fledermäuse und
Vögel gleichermaßen. Neonikotinoide stellen eine ernsthafte Bedrohung
für die biologische Vielfalt dar. Zudem müssen wir davon ausgehen, dass
sie großen Anteil am Insektensterben haben können“, so
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. 

 

Am Freitag stimmen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten über die weitere
Zulassung der drei am häufigsten eingesetzten Neonikotinoide
Imidacloprid, Thiamethoxam und Clothianidin ab. Geht es nach
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Frankreich oder den
Niederlanden, stünde einem EU-weiten Verbot nichts im Wege. Allerdings
ist die erforderliche Stimmenmehrheit nicht gesichert, mehrere Staaten
haben sich bislang noch nicht zu einem Verbot bekannt. 


„Dass die drei Wirkstoffe zur Diskussion stehen, ist ein entscheidender
Schritt zur Rettung der Artenvielfalt. Doch er reicht längst nicht aus.
Wenn die Bundesregierung es mit dem Schutz von Bienen und Insekten ernst
meint, müssen alle Neonikotinoide und ähnlich wirkenden Insektizide
komplett vom Markt verschwinden. Bei dem extremen Rückgang der Insekten
können wir es uns nicht leisten, weiterhin derartig gefährliche Stoffe
einzusetzen“, so der NABU-Bundesgeschäftsführer. 

 

Als nächster Schritt müsse EU-weit zudem eine deutliche Reduzierung
aller Pestizide folgen sowie weitere Verbote besonders gefährlicher
Wirkstoffe. Der NABU begrüßt daher, dass sich Bundesumweltministerin
Svenja Schulze am heutigen Mittwoch für einen grundsätzlich
restriktiveren Einsatz bei allen Pflanzenschutzmitteln ausgesprochen
hat. „Um die Artenvielfalt zu retten, muss die EU ihre Agrarpolitik aber
grundsätzlich naturverträglicher ausrichten und damit auch Anreize für
einen nachhaltigeren Pestizideinsatz schaffen“, so Miller. 

 

EU-weit sind derzeit noch vier weitere Neonikotinoide zugelassen sowie
mehrere ähnlich wirkende Insektizide. Neonikotinoide breiten sich in der
gesamten Pflanze aus, auch in Wurzeln oder Blüten. Sie stören die
Fortpflanzung und Orientierung von Insekten. Auf einige Arten wirken sie
unmittelbar tödlich. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen
zudem, dass höchstens 20 Prozent des Neonikotinoid-Wirkstoffs von
Pflanzen aufgenommen werden. Der restliche Anteil geht in Boden oder
Wasser über, wo er sich über Jahre anreichern und auch Folgekulturen
oder benachbarte Flächen verunreinigen kann. 

 


Hintergrund:


Seit 2013 gelten EU-weit Teilverbote für die Wirkstoffe Imidacloprid,
Thiamethoxam und Clothianidin – doch diese bringen bislang wenig. Dies
zeigen aktuelle Pestizid-Statistiken: Jährlich werden hierzulande noch
rund 200 Tonnen dieser Stoffe eingesetzt. Der Grund: großzügig erteilte
Sondergenehmigungen. In Kulturen wie Zuckerrüben dürfen sie zudem
weiterhin uneingeschränkt eingesetzt werden – mit der Begründung, dass
diese Pflanzen für Insekten nicht attraktiv seien. 



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