NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 57/18 | 17. MAI 2018
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Natur/Tiere
NABU zum ersten Weltbienentag: Ausgesummt – jede dritte Wildbienen-Art
in Deutschland gefährdet
Miller: Großflächiger Pestizideinsatz darf nicht weiter subventioniert
werden / Neue bundesweite Insekten-Zählung startet
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Berlin – Erstmals setzen die Vereinten Nationen in diesem Jahr mit dem
Weltbienentag (20.5.) ein internationales Zeichen gegen die schwindenden
Insektenbestände. Auch in Deutschland ist die Lage alarmierend: Jede
dritte der hierzulande lebenden 560 Wildbienen-Arten ist laut Roter
Liste gefährdet oder vom Aussterben bedroht, wie etwa die Deichhummel
oder die Geflügelte Kegelbiene. 39 weitere Arten sind in Deutschland
sogar ausgestorben.
 
„Es ist gut, dass die Weltpolitik den dramatischen Schwund an Insekten
erkannt hat. Doch in den Köpfen einiger Politiker scheint noch nicht
angekommen zu sein: Der Insektenrückgang ist kein kleines Problem, das
mit ein paar netten Aktionen hier und da gelöst werden kann. Wir können
Insekten und ihre Leistungen als Bestäuber nur retten, wenn die
Agrarpolitik grundsätzlich anders wird“, so NABU-Bundesgeschäftsführer
Leif Miller. 
 
Das fordern auch die Vereinten Nationen: Gleich mehrere der globalen
Entwicklungsziele betonen die Notwendigkeit einer nachhaltigeren
Landwirtschaft. „Doch dahin kommen wir nur, wenn umweltschädliche
Subventionen gestrichen werden und sich die Förderung der Biodiversität
für Landwirte finanziell lohnt“, so Miller. 
 
Dass die Ursachen für den Insektenrückgang in der hoch-intensivierten
Landwirtschaft liegen, ist inzwischen vielfach belegt: Enge Fruchtfolgen
und intensive Ackerbausysteme bieten Insekten zu wenige Nahrungs- und
Nistangebote und der seit Jahrzehnten konstant hohe Einsatz von
Pestiziden vergiftet zahlreiche Tiere. Düngemittel verändern zudem
vielerorts die Pflanzenzusammensetzung und somit die Nahrungsgrundlage
von Insekten. 
 
„Unsere Insekten werden schleichend ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Sie
verschwinden in dramatischem Tempo – und das rund um den Globus. Wenn es
so weiter geht, rast die Weltgemeinschaft auf ein ökologisches Desaster
zu“, mahnte der NABU-Bundesgeschäftsführer.
 
Bundesagrarministerin Julia Klöckner sei daher in der Pflicht, ihren
blumigen Ankündigungen zum besseren Schutz von Insekten nun Taten folgen
zu lassen. Bislang sind vonseiten des Bundeslandwirtschaftsministeriums
kaum mehr als Symbolpolitik, punktuelle Initiativen und zudem eine
einseitige Fokussierung auf Honigbienen erkennbar. „Frau Klöckner muss
raus aus dem Ankündigungs-Modus und jetzt den wesentlichen Schalter
umlegen: Die EU-Agrarpolitik muss insektenfreundlicher und
naturverträglicher werden. Die milliardenschweren Subventionen müssen
geknüpft werden an konkrete Leistungen der Landwirte für die Umwelt.
Strukturelemente wie Blühstreifen müssen wieder selbstverständlicher
Bestandteil der Agrarlandschaft werden. Der Pestizideinsatz muss
deutlich sinken und hochgiftige Wirkstoffe müssen endlich vom Markt“, so
Miller.
 
Doch zur derzeit in Brüssel laufenden Debatte über die Zukunft der
EU-Agrarpolitik hält sich die Ministerin bislang auffallend zurück.
Dabei hat sich die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag zu einem
Kurswechsel in der Gemeinsamen Agrarpolitik bekannt. Aktuell zeichnet
sich in Brüssel jedoch das genaue Gegenteil ab: Die auf dem Tisch
liegenden Vorschläge der EU-Kommission für den Haushalt der Jahre 2021
bis 2027 geben keinen Anlass zur Hoffnung auf mehr Nachhaltigkeit.
Stattdessen tragen sie klar die Handschrift der Agrarlobby: Die
pauschalen Direktzahlungen, die Flächenbesitz statt Umweltleistungen
belohnen, will die Kommission weiter stärken. Und zu allem Überfluss hat
sie angekündigt, die Gelder für den Umwelt- und Naturschutz zugleich um
rund 25 Prozent kürzen zu wollen. „Das wäre de facto das Todesurteil für
die Insekten“, kritisierte Miller.
 
Am 18. Juni berät Julia Klöckner mit ihren Amtskollegen in Brüssel
erstmals über die Zukunft der Agrarpolitik. „Dann liegt es an der
Ministerin, die Gretchen-Frage zu beantworten: Wie hält es die
Bundesregierung wirklich mit dem Insektenschutz?“, so der
NABU-Bundesgeschäftsführer.
 

Neue wissenschaftliche Mitmach-Aktion zu Deutschlands Insekten:

Um mehr über den Zustand von Wildbienen und anderen Insekten in
Deutschland zu erfahren, ruft der NABU in diesem Jahr erstmals zu einer
bundesweiten Zählung auf. Bei der Aktion „Insektensommer“ sind vom 1.
bis zum 10. Juni sowie vom 3. bis zum 12. August alle Bürger aufgerufen,
Insekten zu zählen und die Daten an den NABU zu melden. Der NABU erhofft
sich damit ein deutschlandweit genaueres Bild von der Insektenwelt in
unseren Städten und ländlichen Regionen. Denn bislang liegen nur wenige
bundesweite und artenübergreifende Informationen hierzu in Deutschland
vor. 
 
Alles Weitere zur neuen NABU-Insektenzählung (1.-10.6. und 3.-12.8.): 
www.insektensommer.de 
 
Kostenfreie Pressebilder zu Wildbienen und Insekten: 
www.NABU.de/pressebilder_insektensommer
( http://www.nabu.de/pressebilder_insektensommer)  
 Forderungen der Umweltverbände zum „Aktionsprogramm Insektenschutz“: 
www.dnr.de/fileadmin/Positionen/2018-04-DNR-Aktionsprogramm-Insektenschutz.pdf




Für Rückfragen:
Till-David Schade, NABU-Experte für biologische Vielfalt, mobil: +49
(0)172-5254436, E-Mail: till-david.sch...@nabu.de
 
Konstantin Kreiser, NABU-Leiter EU-Naturschutzpolitik, Tel. +49
(0)30.284984-1614, mobil: +49 (0)172-4179730, E-Mail:
konstantin.krei...@nabu.de
 
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