NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 142/19 | 30. DEZEMBER 2019
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Umwelt/Meere/Verkehr
NABU: Neue Treibstoffvorschrift für Schiffe lässt giftiges Schweröl
weiter zu
Miller: Verbrennung dieses Sondermülls auf See muss endgültig ein
Riegel vorgeschoben werden
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Berlin – Am ersten Januar tritt weltweit eine neue Treibstoffvorschrift
für die Schifffahrt in Kraft. Schiffe dürfen dann prinzipiell kein
giftiges Schweröl mehr verbrennen. Der NABU begrüßt die Neuregelung,
kritisiert aber die im Gesetz eingeräumte Ausnahme zur möglichen
Reinigung der Abgase, die zur teilweise unkontrollierbaren weiteren
Verwendung dieses giftigen und billigen Treibstoffs führt. 
 
Ab 2020 dürfen Schiffe nur noch Treibstoffe verwenden, die höchstens
0,5 Prozent Schwefel enthalten. Bisher waren bis zu 3,5 Prozent erlaubt,
das sind dreitausendfünfhundert Mal mehr als beim Straßendiesel. An Land
sind 0,001 Prozent die Obergrenze. Der Schwefelgehalt gilt als grober
Gradmesser der Treibstoffqualität. Ist der Schwefelanteil hoch, sind
auch viele andere Giftstoffe im Treibstoff enthalten. Die Reeder dürfen
ab 2020 leider weiterhin das giftige Schweröl nutzen, wenn der Schwefel
nach der Verbrennung aus dem Abgas gewaschen wird. Die anderen
Giftstoffe landen trotzdem in der Luft, und wenn nicht dort, dann über
das Waschwasser im Meer, das auf den meisten Schiffen über Bord gegeben
wird. 
 
„Der Verbrennung dieses Sondermülls auf See muss endgültig ein Riegel
vorgeschoben werden. Nicht nur die Gesundheit, die Gewässer und das
Klima werden unnötig belastet, auch die Gefahr einer verheerenden Ölpest
fährt auf jedem dieser Kähne mit. Die grausamen Bilder toter Vögel und
Fische und verdreckter Strände müssen endlich der Vergangenheit
angehören“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.  
 
Mit dem neuen Gesetz sollte eigentlich das Schweröl aus den Tanks
verbannt werden. Die Ausnahmeregelungen bringen nicht nur neue Gefahren
für die Gewässer mit sich, wie eine neue Studie des Bundesamtes für
Seeschifffahrt und Hydrographie im Hinblick auf die Schadstoffeinträge
ins Meer zeigt, auch die Luftschadstoffemissionen werden nicht so stark
gesenkt wie beim vollständigen Verzicht auf Schweröl. 
 
Der NABU sieht in der neuen Vorschrift dennoch einen wichtigen
Meilenstein auf dem Weg zu einer sauberen Schifffahrt. Schweröl wird
nicht mehr der allgegenwärtige Treibstoff auf See sein. Der Großteil der
Flotte wird auf Schiffsdiesel umstellen, der deutlich sauberer
verbrennt. Zudem ermöglicht der sauberere Treibstoff auch den Einsatz
von Partikelfiltern. Diese sind auf See allerdings bisher nicht
vorgeschrieben.  
 
„Die Verschärfung der Vorschriften für die Schiffstreibstoffe ist ein
erster Schritt in die richtige Richtung. Die Schifffahrt verfügt aber
weiterhin über riesige Verschmutzungsprivilegien. Während Partikelfilter
und Katalysatoren an Land längst Standard sind, verbrennen Schiffe ihre
Treibstoffe weiterhin zumeist ohne Filter. Schiffe sind dadurch für
riesige Mengen umwelt- und gesundheitsschädlicher Stickoxide, Feinstaub
und anderer Luftschadstoffe verantwortlich“, so NABU-Schiffsexperte
Sönke Diesener. „Der Anteil der Seefahrt an Schadstoff- und
Treibhausgasemissionen wird wachsen. Wenn in der Schifffahrt nicht
schnellstens umgesteuert wird, bleibt sie der letzte große
Luftverschmutzer.“ Die neuen Treibstoffregelungen sind eine Vorbedingung
um genauso wie auf der Straße den Partikelfilter und Katalysator zum
Standard zu machen. Für neue Schiffe müssten aber schon heute komplett
emissionsfreie Antriebe und Treibstoffe in Anwendung gebracht werden, um
neben der Luftreinhaltung auch die Klimaschutzziele zu erreichen.
 
Für Rückfragen:
Sönke Diesener, NABU-Schiffsexperte, 
Mobil: 0173-9001782, E-Mail: soenke.diese...@nabu.de
 
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