NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 26/20 | 7. APRIL 2020
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Agrar/Vögel
Wie der Kiebitz zu retten ist
Schutzprojekt des NABU abgeschlossen / Neue Erkenntnisse für die
Rettung des hochbedrohten Feld- und Wiesenvogels
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Berlin/Bergenhusen – Der stark gefährdete Kiebitz kann in Deutschland
eine Zukunft haben – sofern Politik, Landwirtschaft und Naturschutz an
einem Strang ziehen und erprobte, wirksame Schutzmaßnahmen auf den Weg
bringen. Dies ist das Ergebnis eines im Bundesprogramm Biologische
Vielfalt durchgeführten NABU-Projektes zum „Sympathieträger Kiebitz“.
Das bundesweite Projekt wurde durch das Bundesamt für Naturschutz mit
Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare
Sicherheit sowie durch die Landesumweltministerien von
Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sowie durch die Hanns R.
Neumann Stiftung gefördert. Es kommt nun nach sechs Jahren mit wichtigen
Handlungsempfehlungen zum Kiebitzschutz zum Abschluss.
 Geschützte Refugien – auch für andere Arten 
 
„In den vergangenen sechs Jahren konnten wir gemeinsam mit vielen
Landwirtinnen und Landwirten Schutzmaßnahmen entwickeln und auf der
Fläche testen. Überzeugt haben vor allem die sogenannten
Kiebitzinseln“, so Projektkoordinator Dominic Cimiotti vom
Michael-Otto-Institut im NABU. 
 
Kiebitzinseln sind Flächen von mindestens einem halben Hektar innerhalb
von Äckern, die nicht eingesät werden. Hier finden Kiebitze und andere
Vögel einen geschützten Raum für ihre Nester und ihren Nachwuchs.
Rund 70 dieser speziellen Brachen sind im Zuge des NABU-Projektes
entstanden. Besonders effektiv sind sie an feuchten Stellen, an denen
Kiebitze gut nach Nahrung suchen können und die Landwirtschaft ohnehin
eingeschränkt ist. Wichtig für das Überleben der Art ist auch,
Feuchtgrünland zu erhalten und wiederherzustellen sowie
Sommergetreide naturverträglich anzubauen.
 Katastrophale Bestandseinbrüche 
 
Kein anderer noch vorkommender Brutvogel Deutschlands ist im Bestand so
stark eingebrochen wie der Kiebitz: seit 1980 um katastrophale 93
Prozent. Aus vielen Regionen Deutschlands ist der Kiebitz inzwischen
ganz verschwunden. Es fehlen Flächen, die die Tiere für Brut und
Nahrungssuche brauchen: Brachen, Sommergetreidefelder und
Feuchtgrünland. Da der Kiebitz eine Indikatorart für den Zustand der
Artenvielfalt in der Agrarlandschaft ist, unterstreicht dies den
Handlungsbedarf in diesem Lebensraum. „Es ist aber noch nicht zu spät.
Wenn wir jetzt handeln, sind der Kiebitz und weitere Tierarten der
Agrarlandschaft noch zu retten“, so Cimiotti.
 
Da Kiebitze auf dem Boden brüten, gehen ihre Nester und Jungvögel zudem
häufig durch die Bodenbearbeitung verloren. Nester sollten daher bei der
Landbewirtschaftung zumindest kleinräumig und die Familien möglichst
großräumig umfahren werden. Der NABU hat hierzu ein Praxishandbuch
sowie zusammen mit dem Deutschen Bauernverband ein Faltblatt mit Tipps
für die Praxis entwickelt.
 Kiebitzschutz in der EU-Agrarpolitik
 
„Die Erkenntnisse des Projekts müssen jetzt in der Fläche umgesetzt
werden. Und das lohnt sich doppelt: Denn wer die Lebensräume des
Kiebitzes schützt, sichert zugleich vielen anderen Arten das Überleben“,
so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. „EU, Bund und Länder müssen die
anstehende Reform der EU-Agrarpolitik dafür nutzen, den Kiebitzschutz
für Landwirtinnen und Landwirte ökonomisch attraktiv zu gestalten.“ 
 
Konkret fordert der NABU bei der Reform der EU-Agrarpolitik mehr „Space
for Nature“: Jeder Betrieb muss auf mindestens zehn Prozent seiner
Fläche den Schutz der biologischen Vielfalt unterstützen, als
Bedingung für den Erhalt von Subventionen. Dies war bereits bis 2009
EU-weit in ähnlicher Form der Fall, ehe die obligatorische
Flächenstilllegungsprämie abgeschafft wurde. Darüber hinaus sollen
die nun erprobten Maßnahmen Eingang in die Agrarumweltprogramme der
Bundesländer finden.
 Bundesweite AG Kiebitzschutz
 
Im Zuge des Projektes gründete der NABU die bundesweite „AG
Kiebitzschutz“, um sich auch künftig für den bedrohten Feld- und
Wiesenvogel einzusetzen. Ziel ist es, Engagierte aus Praxis, Verwaltung
und Forschung zu vernetzen und die Ergebnisse des Projektes in die
Fläche zu tragen. Die Websitewww.lapwingconservation.org (lapwing =
Englisch für Kiebitz) bündelt Informationen aus ganz Europa zum
Kiebitzschutz in deutscher und englischer Sprache sowie regionale
Kontaktpersonen und Fördermöglichkeiten in Deutschland.
 
„Unverzichtbar sind auch Menschen vor Ort, die aktuelle
Kiebitz-Vorkommen und lokale Besonderheiten kennen. Denn Schutzmaßnahmen
machen nur da Sinn, wo Kiebitze vorkommen und sich wahrscheinlich
ansiedeln“, erklärt Britta Linnemann von der NABU-Naturschutzstation
Münsterland. Daher werden in Nordrhein-Westfalen Kulissen erstellt,
die es den Bewirtschaftenden ermöglichen, ihre Maßnahmen selbst optimal
zu verorten. Zur Koordination aller Kiebitz-Aktivitäten auf regionaler
Ebene wurde die Android-App „NestFinder“ entwickelt, die Landwirtschaft,
Naturschutz und Verwaltung zusammenbringt.
 
Neben dem NABU-Bundesverband waren an dem Projekt die
NABU-Naturschutzstation Münsterland, der NABU Mecklenburg-Vorpommern,
das Thünen-Institut für Ländliche Räume sowie 13 regionale Partner
beteiligt. Das Projekt wurde mit rund 1,35 Millionen Euro Millionen Euro
im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit
Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare
Sicherheit sowie durch das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft,
Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein, das
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen sowie durch die Hanns R. Neumann Stiftung
gefördert.
 Weitere Informationen: 
NABU-Informationsplattform mit Fallstudien u.a. zur Maßnahme
„Kiebitzinsel“ im Münsterland, Praxistipps, Hinweisen zu
Fördermöglichkeiten und Kontaktpersonen:
www.lapwingconservation.org
 
Projektwebsite u.a. mit Publikationen, Faltblatt „Landwirtschaft für
den Kiebitz“ und Kurzfilm über das Projekt:www.NABU.de/kiebitzschutz
( http://www.nabu.de/kiebitzschutz)  

Twitter-Kanal zur Informationsplattform:
https://twitter.com/Lapwingconserv
 
Praxishandbuch für Landwirtschaft und Naturschutz zum Download:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/kiebitz/19483.html

Kostenfreie Pressefotos:
www.NABU.de/pressebilder_feldvoegel
( http://www.nabu.de/pressebilder_feldvoegel) 


NABU-Kampagne zur EU-Agrarpolitik: Werde laut für den
Kiebitz!www.werdelaut.de  
 
Bundesprogramm Biologische Vielfalt:
https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/bundesprogramm.html
 
Projektsteckbrief im Bundesprogramm Biologische Vielfalt:
https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/der-sympathietraeger-kiebitz.html
 

Für Rückfragen:
Dominic Cimiotti, Michael-Otto-Institut im NABU, Tel. 04885-570,
E-Mail: dominic.cimio...@nabu.de  


Angelika Lischka, NABU-Agrarexpertin, Tel. 0162-4372453, E-Mail:
angelika.lisc...@nabu.de  
 
Kristian Lilje, NABU-Naturschutzstation Münsterland, Tel. 0163-7296789,
E-Mail: k.li...@nabu-station.de  
 
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NABU-Pressestelle
Iris Barthel | Britta Hennigs | Silvia Teich 
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1952 | -1722 | -1588 
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 | E-Mail: pre...@nabu.de
 
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